Was kann man mit einem Tropfen Blut alles tun? Wir verraten Ihnen eine innovative Möglichkeit. Dank der neuesten Biochip-Testtechnologie lässt sich mithilfe eines einzigen Bluttropfens schnell feststellen, ob ein Mensch gesund oder krank ist. Darüber hinaus kann sogar ermittelt werden, für welche Erkrankungen er Anfälligkeiten zeigt. Derartige Innovationsprojekte in Wissenschaft und Technik laufen in China momentan auf Hochtouren. Ein Vorzeigeobjekt für die Entwicklung solcher Technologien ist der High-Tech-Park Zhongguancun. Begleiten Sie uns doch zu einem Besuch.

Rund 40 Kilometer nordwestlich des Beijinger Stadtzentrums liegt der High-Tech-Park Zhongguancun, genauer das Viertel für Lebenswissenschaften. In dem gläsernen Gebäude der Firma CapitalBio Corporation arbeiten junge Forscher gerade intensiv an der Entwicklung von Biochips. Der vor neun Jahren gegründete Hightech-Betrieb ist mittlerweile Vorreiter auf dem Gebiet der Biochip-Forschung in China und genießt auch international einen guten Ruf.

Die zumeist gerade einmal fingernagelgroßen Biochips bestehen aus einem festen Trägermaterial wie beispielsweise beschichtetem Kunststoff oder Glas. Sie bieten die Möglichkeit auf ihrer Oberfläche tausende Moleküle lebender Organismen zu binden, um sie schnell analysieren und bearbeiten zu können.

Zhou Yuxiang, stellvertretender Exekutivmanager der CapitalBio Corporation und zugleich Professor an der Tsinghua-Universität, erklärt, wie man sich die Biochip-Technologie vorstellen muss:

„Auf Biochips legen wir die dem Organismus zuvor entnommenen Nukleinsäuren. Mit unseren Geräten können wir bis zu 30.000 Gene platzieren. Wenn wir beispielsweise den Einfluss einer Tasse Kaffee auf den Körper messen wollen, vergleichen wir einfach Gene, die vor und nach dem Kaffeetrinken entnommen wurden. Dann wissen wir, wie sich der Körper verändert, welche Gene Zunahme und welche Abnahme ausdrücken."

CapitalBio ist immer auf der Suche nach Innovation. Mit den von der Firma entwickelten Biochips können Krankheiten schnell festgestellt werden. Außerdem ist es möglich herauszufinden, für welche Krankheiten gesunde Menschen Anfälligkeiten zeigen, was laut Zhou moderne Diagnostik ausmacht.

„Krankheiten rechtzeitig vorzubeugen und individuelle Therapien anzuwenden, ist in der Medizin heutzutage richtungweisend. Biochips können uns dabei gut helfen. Auf unseren Chip des Typs TT66 sind beispielsweise leichte Erreger für 64 Krankheiten gelegt worden. Man kann sich damit untersuchen lassen, um herauszufinden, welche Krankheit eher auftreten könnte als andere."

Die CapitalBio Corporation konnte zudem als erstes Unternehmen überhaupt eine Methode für die Feststellung von Tierarzneirückständen entwickeln. Der von CapitalBio entwickelte, weltweit einzige Biochip mit dem vollständigen Erbgut, dem Genom, von Seidenraupen hat eine breite Anwendungsperspektive.

Auch zahlreiche andere Betriebe Zhongguancuns sind unermüdlich auf der Suche nach Innovationen. In dem seit 1988 bestehenden, über 230 Quadratkilometer umfassenden Gebiet hat sich bereits eine große Produktionsgemeinschaft im Bereich der Informationstechnik und Biomedizin herausgebildet. Allein die hier produzierten Computer machen über 40 Prozent der Marktumsätze aus. Die Gesamteinnahmen haben im vergangenen Jahr eine Billion RMB übertroffen - ein neuer historischer Rekord.

Auch die Firma Hanwang Technology ist im High-Tech-Park ansässig. Ihre Technologie zur Identifizierung chinesischer Handschriften hat den ersten nationalen Preis für wissenschaftlich-technologische Fortschritte erhalten. Auf dem Gebiet der computergestützten Eingabe chinesischer Handschriften und Identifikation chinesischer Schriftzeichen hält die Firma über 70 Prozent des Marktanteils.

In der ersten Jahreshälfte 2009 hat Hanwang Technology ein Gerät zur Ermittlung und Identifikation menschlicher Gesichter - Ren Lian Tong - auf den Markt gebracht. Die Bearbeitungszeit des Geräts beträgt lediglich eine Sekunde. Song Ken, Markenmanager bei Hanwang Technology, ist von dieser Identifikationsmethode überzeugt.

„Da die Gesichtszüge eines Menschen einzigartig sind und sich vom 18. Lebensjahr an bis ins Rentenalter kaum verändern, ist diese Methode sicherer als die Personenidentifizierung durch Fingerabdrücke."

Neben der CapitalBio Corporation und Hanwang Technology produzieren in Zhongguancun insgesamt mehr als 22.000 High-Tech-Betriebe. Rund 980.000 Mitarbeiter werden hier beschäftigt, davon mindestens 60 Prozent mit einem Bachelor-Abschluss. Xia Yingqi, stellvertretender Leiter des Verwaltungskomitees in Zhongguancun, ist stolz auf die Errungenschaften.

„Zhongguancun ist bereits der Innovationsstandort schlechthin. Er konnte China in das Informationszeitalter führen. Es sind in der Tat nur 20 Jahre vergangen, seitdem China in die Informationsgesellschaft eingetreten ist. Fast alle technischen Lösungskonzepte - von der Telekommunikation über Internet bis zur integrierten Schaltung und Computerbedienung mit chinesischen Schriftzeichen - sind in Zhongguancun umgesetzt beziehungsweise erfunden worden."

Kürzlich hat die chinesische Regierung beschlossen, den Beijinger High-Tech-Park zu einem staatlichen Modell für selbstständige Innovationen aufzubauen. Patentierte Technologien und Produkte, die neue Marktbedürfnisse wecken und das Leben der Bevölkerung begünstigen, werden stärkere Fördermaßnahmen für deren Umsetzung, Bewerbung und Verbreitung erhalten. Laut Xia Yingqi sind die Maßnahmen zur Weiterentwicklung von Zhongguancun umfassend.

„Wir arbeiten intensiv daran, neue Entwicklungsstrategien für Zhongguancun hervorzubringen. Sowohl bei der Vermarktung, Internationalisierung und Fachkräfteanwerbung als auch bei der Patententwicklung, Investition sowie Markterschließung wollen wir eine Vorreiterrolle spielen."

Die chinesische Regierung ist der Hoffnung, dass der Beijinger High-Tech-Park Zhongguancun in den nächsten zehn Jahren zu einem international einflussreichen Innovationszentrum heranwachsen wird.

Gesprochen von: Yin Jinghui

Text von: Qiao Quanxing