Chen Yan: Auf Wiedersehen!

Helmut Matt: Danke schön, dass Ihr euch für mich Zeit genommen habt. Tschüss!

Chen Yan: Die Zeit vergeht ja schnell. Unser Online-Gespräch nähert sich allmählich seinem Ende. Wir bedanken uns bei Herrn Matt und den Internetusern für die Teilnahme!

Helmut Matt: Ja, ich war auch dabei. Es war eine sehr interessante Veranstaltung, in der kontrollverse über die unterschiedliche Wahrnehmung von Deutschen gegen Chinesen gesprochen wurde. Prof. Li Xuetao hat sehr richtig betont, was die Deuschen China nicht als Chinesen sehen sollen, sondern als Deutsche, dass Sie aber aufhören müssen, mit vorgefertigten Kategorien zu urteilen, bevor Sie sich überhaupt eine Meinung bilden können. Viele Deutsche sehen von Vornherein immer nur negatives, weil dieses Bild von den Medien in der Öffentlichkeit verbreitet wird.

User Abc Fragt: Soviel ich weiß, wurde es eben der Forum Dialog "Deutschland und China - Entdecken einander" geführt. Waren Sie auch dabei vertreten? Was haben die Dialogsteilnehmer an dem jeweiligen anderen Land entdeckt?

Helmut Matt: Der Verlag FLTRP hat keine explizite "Buchvorstellung" vorgesehen. Dafür war die Zeit zu knapp. Die deutsch-chinesische Ausgabe wird aber im Rahmen des Gemeinschaftsstandes des chinesischen Ehrengastes präsentiert und in einem Forum am Freitag vorgestellt.

User Yi Feng fragt: Wie war Ihre Buchvorstellung auf der Buchmesse und in welcher Form?

Helmut Matt: Ja, ich bin während der ganzen Tage auf der Buchmesse. Mir gefällt die Präsentation des Ehrengastes ausgezeichnet. Besonders schön ist die Vorstellung im Forum, wo sich der Ehrengast mit einer farbenvollen Ausstellung, Vorträgen und der Buchvorstellung "Books on China" sehr gut darstellt. Interessant ist auch die Ausstellung ausgewählter traditioneller Künste wie z.B. Peking-Oper, Drachenbau usw. in einem besonderen Zelt.

User hi fragt: China ist Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse 2009. Herr Matt, Sie sind persönlich auf der Buchmesse. Was fiel Ihnen auf, wenn China als Ehrengast vorkommt?

Helmut Matt: Haupt-Highlight ist natürlich der Ehrengast selbst, der sich vor allem in der Halle 6 mit Büchern, Vorträgen, Ausstellungen und Beratung präsentiert. Die elektronischen Medien (CD, DVD, usw.) haben meines Erachtens gegenüber den vergangenen Jahren eine Bedeutung abgenommen. Von den elektronischen Lesegeräten ist noch recht wenig zu sehen. Eine Präsetation, der ich beigewohnt bin, war eher enttäuschend. Solche Geräte können eben Bücher einfach nicht ersetzen.

User xin fragt: Ich bin in China und kann leider die Frankfurter Buchmesse nicht persönlich erleben. Welche Highlights gibt es Ihres Erachtens auf der diesjährigen Buchmesse?

Helmut Matt: Ich habe einmal ein Foto Hangzhous aus den 50ern gesehen. Wer heute den Westsee besucht und die boomende Großsstadt sieht, wird staunen. Trotz aller Moderne hat Hangzhou auch heute noch viel Traditionelles - von den wunderschönen Parkanlagen, vor allem am und im See ganz zu schweigen. Hangzhou ist noch heue Zentrum der Seidenproduktion und es gibt ganze Einkaufsstraßen, in denen sich Seidengeschäft an Seidengeschäft reiht. Auf der Uferseite gegenüber der Stadt findet man auch das Seidenmuseum mit herrlichen Exponaten. Wer die Entwicklung der Stadt hautnah erleben will den sollte sich das Provinzmuseum für Geschichte nicht entgehen lassen. Besonders wichtig ist auch der Teeanbau, vor allem im nahen Longjing. Der dort angebaute grüne Tee gehört zu den besten Tees der Welt.

User Josef Theobald fragt: Der Westsee gehört zu den landschaftlich schönsten Gebieten Chinas. Hier entstanden viele Volkssagen. Wissen Sie auch mehr über die Entwicklung der Orte am Westsee, wie Hangzhou, seit den Fünfziger Jahren? Welches traditionelle Handwerk wird hier industriell betrieben?

Helmut Matt: Das könnte eine ganz lange Geschichte werden, denn ich habe aus China eine solche Vielfalt an Eindrücken mit nach Hause genommen, dass sich daraus ganz Bücher schreiben ließen. Von Tradition bis Moderne, von prächtigen Villen bis zu ärmlichen Außenbezirken, von pulsierenden Städten bis zu den stillen Weingärten von Shandong - China ist ein Land mit einer fast grenzenlosen Vielfalt. Was mir überall aufgefallen ist: Die Menschen waren offen, oft neugierig, hilfbereit, gastfreundlich und immer freundlich und liebenswert.

User 邹建芳 schreibt: Ich habe großes Interesse an Ihre Erlebnisse in China.

Helmut Matt: Auch in Deutschland und den deutschsprachigen Ländern gibt es viele Märchen und Legenden - auch wunderschöne Liebesdramen, von denen Franz Grillparzers (ein Österreichicher Dramatiker) Werk "Des Meeres und der Liebe Wellen" zu meinen Favoriten zählt. Die Symbolik unserer Märchen ist aber eine ganz andere und auch die Herkunft und Tradition abendländischer Geschichten ist viel jünger. Mit meinem Buch "Im Zauber der weißen Schlange" ist weder ein Werk mit chinesischem, noch mit deutschen Charakter entstanden, sondern, wenn man so will, eine Symbiose aus beiden Welten.

User Zhang Zhe fragt: Gibt es auch ähnliche Liebesgeschichten in den deutschen Volkssagen wie die zwischen Xu Xian und der weißen Schlange?

Helmut Matt: Ja. Eigentlich solltest du das Buch ja lesen. Es ist die berühmte Geschichte der Weißen Schlange, eines der vier großen Liebesdramen Chinas - völlig neu und modern erzählt.

User Eva Zhou fragt: Ist das Buch neu herausgegeben? Habe nicht gelesen. Was für eine Geschichte ist es?

Helmut Matt: Ja, ich werde auf jeden Fall weitere Geschichten neu erzählen. Ein weiteres Buch ist bereits fertig. Es trägt den vorläufigen Titel "Das Geheimnis der roten Felsen". Wenn die Verhandlungen mit dem Verlag gut laufen, dann wird es schon 2010 erscheinen. Nun muss ich mich aber erst mal auf die weiße Schlange und auch die soeben erschienene zweisprachige deutsch-chinesische Ausgabe kümmern.

User wilhelm fragt: Würden Sie weitere chinesische Volkssagen umschreiben, wenn sich das Buch "Im Zauber der weißen Schlange" sehr gut verkaufte?

Helmut Matt: Es gibt auch in China keine einheitliche Fassung sonders sehr viele Abwandlungen. Als Autor habe ich die Geschichte ganz neu erzählt, das stimmt. Hier erzählt ja ein Europäer eine chinesische Legende. Klar, dass sich da die Kulturen und Welten vermischen. Ich muss den Lesern das Urteil überlassen, ob dieses Experiment geglückt ist, oder nicht. Im Vorwort zur zweisprachigen Ausgabe habe ich geschrieben:
"Die Welt chinesischer Sagen und Legenden aus dem Blickwinkel eines deutschen Autors - könnte das nicht für Leser aller Kulturkreise Inspiration und Motivation sein, besser aufeinander zu hören und sich mit mehr Interesse gegenüber zu treten? Die vorliegende deutsch-chinesische Ausgabe soll dieses Fenster öffnen und die Düfte und Sinne beider Welten zusammenbringen und vermischen. Das wünsche ich mir."

User Doudou fragt: Herr Matt, die Geschichte über die weiße Schlange wird in China anders erzählt als in Ihrem Buch. Wie sind Sie dazu gekommen, solch eine Geschichte zu schaffen?

Chen Yan: Seit Tagen haben einige User ihre Fragen an Herrn Matt hinterlassen.

Helmut Matt: Hallo, Freunde, schöne Grüsse von der Buchmesse!

Chen Yan: Guten Tag, Herr Matt!

Chen Yan: Herr Matt ist mit seinem neuen Buch "Im Zauber der weißen Schlange" auf der Buchmesse vertreten. Heute laden wir Sie dazu ein, mit ihm über sein Buch und seine Erlebnisse auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse mit China als Ehrengast zu diskutieren.

Chen Yan: Guten Tag, meine Damen und Herren! Herzlich willkommen zum Online-Gespräch mit Helmut Matt, dem Schriftsteller vor Ort auf der Frankfurter Buchmesse!