Anlässlich der diesjährigen Frankfurter Buchmesse mit dem Ehrengast China lasen zwei namhafte chinesische Schriftsteller auf Einladung des Organisationskomitees der Frankfurter Buchmesse im April dieses Jahres in München, Nürnberg, Augsburg, Würzburg und Frankfurt öffentlich aus ihren teils noch unveröffentlichten Werken vor.
Den Anfang machte Tan Xudong aus der südchinesischen Provinz Hunan. Der im Jahr 1968 geborene Tan ist derzeit als Assistenzprofessor im Fachbereich Chinesische Literatur an der Technologie-Universität Nordchina in Beijing tätig. Nebenberuflich schreibt er Gedichte und Literatur für Kinder. Die Vorlesungsreise im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse war Tan Xudongs zweite Reise nach Deutschland. Für Deutschland - besonders die Freundlichkeit seiner Bevölkerung - hat der Literat aus Hunan nur lobende Worte.
Für seine Vorlesungsreise in fünf deutsche Städte brachte Tan Xudong die zwei Gedichte "Zwischen den Kindern und der Welt" und "Dem Herbst lauschen" mit. Die beiden Gedichte wurden ins Deutsche übersetzt und dann von der deutschen Schauspielerin Tanya Häringer vorgetragen.
Der Autor war denn auch sehr zufrieden mit der Ausdrucksweise von Tanya Häringer. Sowohl von ihrer Gestik, ihrem Sprechtempo als auch ihrer Betonung zeigte er sich äußerst angetan. Das Reimschema seiner chinesischen Gedichte sei genauso gut rübergekommen wie sein Inhalt, lobte Tan Xudong nach der Vorlesung seiner Werke in Deutschland.
Obwohl seine Kollegin Dai Lai einen sehr spannenden Kriminalroman vortrug, erhielten Tan Xudongs Gedichte ein noch besseres Echo. Sein Entscheid, dem deutschen Publikum ausgerechnet diese beiden Gedichte zu präsentieren, kam allerdings eher zufällig zustande:
"Darüber habe ich mir nicht viele Gedanken gemacht. Wahrscheinlich habe ich die beiden Gedichte gewählt, weil sie gut klingen und schöne Gefühle ausdrücken. Obwohl die beiden Gedichte eigentlich zur Kinderliteratur gehören, können sie sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern gelesen werden. Mit meiner Kinder-Philosophie möchte ich nur zum Ausdruck bringen, dass Kinder nicht nur Anhängsel von Erwachsenen sind, sondern die Könige ihrer Welt. Kinder sind die eigentlichen Ehrengäste in der Erwachsenenwelt."
Dank der gefühlvollen Übersetzung ins Deutsche erhielten die Gedichte von Tan Xudong große Anerkennung und viele positive Rückmeldungen aus dem Publikum. Seine Gedichte lösten auch eine tiefgehende Diskussion über das Literaturwesen in China aus. Die vielen Fragen machten Tan Xudong klar, dass die chinesische Literatur in Deutschland nach wie vor wenig bekannt ist. Entsprechend hoch stuft er die Bedeutung dieser Vorlesungsreise ein:
"Deshalb sind die Frankfurter Buchmesse und die Vorlesungsreise von großer Bedeutung. Dank dieser Vorlesungsreise werden chinesische Schriftsteller und ihre Werke in Deutschland immer bekannter. Die Vorlesungsreise hat auch geholfen, die Tür für den zukünftigen literarischen Austausch zwischen beiden Ländern zu öffnen. Die Gratiswerbung durch die deutschen Medien trägt ebenfalls zur Bekanntmachung chinesischer Literatur in Deutschland bei. All diese Faktoren zusammen erhöhen den kulturellen Einfluss Chinas in Deutschland und damit letztendlich auf der ganzen Welt."
An der diesjährigen Frankfurter Buchmesse werden zwei Werke von Tan Xudong ausgestellt. Beim einen handelt es sich um seine Gedichtsammlung „Der Obsttraum im Sommer", beim anderen um die "Neukartografisierung der chinesischen Kinderliteratur", ein kritischer Abriss der gegenwärtigen Kinderliteratur in China. Besonders die "Neukartografisierung der chinesischen Kinderliteratur" empfiehlt er den Deutschen als Lektüre:
"Diese kritische Schrift ist sehr wertvoll für das deutsche Publikum, denn sie gibt ihm einen Überblick über die moderne chinesische Kinderliteratur. Chinas Bevölkerung macht einen Viertel der Weltbevölkerung aus. Auch die Anzahl chinesischer Kinder entspricht in etwa einem Viertel aller Kinder auf der Welt. Die Forschung über die Kinderliteratur ist damit nicht nur wichtig für China, sondern für die ganze Welt."
Während seiner einwöchigen Vorlesungsreise durch fünf deutsche Städte wurde Tan Xudong unter anderem vom "Bayerischen Rundfunk" und von der "Nürnberger Zeitung" interviewt. Nur durch solche kulturellen Austauschaktivitäten würde die chinesische Literatur im Westen bekannter, meint der Kinderliterat aus Hunan. Er ist zudem überzeugt, dass die Vorlesungsreise den Deutschen einen Einblick in das Leben im heutigen China ermöglicht hat und gleichzeitig zur Beseitigung von Missverständnissen zwischen beiden Kulturkreisen beigetragen hat.
Ähnliches erwartet Tan Xudong von der Frankfurter Buchmesse, die bald ihre Tore öffnen wird:
"Ich hoffe, dass durch die Buchmesse mehr und mehr chinesische Schriftsteller und ihre Werke den Weg in die Herzen der Deutschen finden werden. Ich hoffe auch, dass die deutschen Literaten, Leser und Verleger an den Werken aus China Gefallen finden werden. Die literarischen Werke aus China werden die deutschen Leser nicht enttäuschen. China ist nicht nur das Land mit der größten Bevölkerungszahl, sondern auch das Land mit der ältesten Kultur. Die deutschen Leser werden unter der reichhaltigen Literatur Chinas mit Sicherheit etwas Interessantes finden."
Interview: Liu Xinyue
Gesprochen: Qiu Jing