Aus dem Chinesischen von Ingrid Müller und Zhang Rui
Hanser - ISBN 978-3-446-20534-5
Nie hat der Diener den Augenblick vergessen, als er zum ersten Mal die Braut des jungen Herrn Cao erblickte: bei strömendem Regen stieg sie aus ihrer roten Sänfte, und obwohl er nur ihre zu großen Füße sah, verliebte er sich für immer. Der künftige Gatte hat zwar andere sexuelle Neigungen, aber dem seltsamen Gast, den er aus dem Ausland mitgebracht hat, geht es nicht anders als dem Diener. Der französische Ingenieur sollte eigentlich eine Zündholzfabrik dort in der chinesischen Provinz installieren, doch der junge Herr Cao experimentiert heimlich statt mit Zündhölzern mit Sprengstoff. Die alten Herrschaften kümmern sich nicht um das Wohlergehen des Hauses - der Vater probiert ständig die merkwürdigsten Heilmittel aus, die Mutter hat sich als buddhistische Einsiedlerin zurückgezogen - , und so herrscht der älteste Sohn mit eiserner Faust über die degenerierte Großfamilie. Beobachtet wird das ganze Treiben von dem jungen Diener, dem auch nicht entgeht, was sich in den Kaschemmen am Fluss, in den Bordellen und den Teehäusern abspielt. Im Reich der Mitte herrschen Hungersnot und Bürgerkriege, die alte Ordnung ist am Zerbrechen, und Herren wie Diener werden vom Strudel der Ereignisse hinweggerissen.