Mehr als 2,3 Millionen Bauern und Hirten leben auf dem weitläufigen und bergigen Terrain des chinesischen Autonomen Gebiets Tibet. Sie allein stellen über 80 Prozent der Bevölkerung des gesamten autonomen Gebiets. Über Generationen hinweg haben die Bauern und Hirten dort mit einfachen Mitteln ihre Felder bewirtschaftet und Viehzucht betrieben. Doch heute hat sich das Bild vor Ort stark verändert. Entlang der Strassen kann man in Tibet zahlreiche Treibhäuser und Viehzuchtbetriebe finden. Die sich entwickelnde Landwirtschaft und Viehzucht eröffnet Tibet neue Chancen und ermöglicht den Bauern sowie Hirten komfortable Einkommen. Mehr dazu in unserem folgenden Beitrag.
Im Kreis Nedong im Gebiet von Lhoka haben die Bauern seit jeher Rinder gezüchtet. Allerdings lieferten die Kühe der Region nur recht wenig Milch. Daraufhin hat das Amt für Landwirtschaft und Viehzucht in Nedong tief gefrorenen Rindersamen des Holsteinrinds aus Beijing eingekauft. So konnte durch künstliche Besamung die Rinderrasse in Nedong erheblich verbessert werden.
Der Zuchtbetrieb des Kreises Nedong wurde mit den neu gezüchteten Rindern im Jahr 2008 eröffnet. Dieser Zuchtbetrieb ist von der Lokalregierung gestartet worden. Bis jetzt sind mehr als 70 Rinder an Dorfbewohner verkauft worden. Die Kühe liefern dabei drei bis fünfmal so viel Milch als früher. Damit konnten einige Dorfbewohner ihr Einkommen erheblich verbessern. Hou Shubin arbeitet bei der Agrar- und Viehzuchtswirtschaftsgesellschaft des Kreises Nedong. Er sagt, all diese Fortschritte seien der Politik der Lokalregierung zu verdanken.
"In den vergangenen Jahren hat sich der Kreis Nedong stark um den Anbau von Knoblauch bemüht. Wir haben auch die Verteilung von Kühen mit dem Anbau Knoblauch verzahnt. Das heißt, wenn ein Bauer auf drei Mu (0,2 Hektar) Ackerfläche Knoblauch anbaut, dann werden wir ihm durch Subventionen der Regierung eine Kuh geben."
Mit diesem Projekt will die Lokalregierung die Bauern der Region ermuntern, ihre Felder besser zu nutzen. Denn immerhin ist der Knoblauch von Nedong in ganz China berühmt und wird sogar ins Ausland verkauft. So haben die Bauern durch den Knoblauchanbau bessere Milchkühe bekommen. Dies hilft ihnen auch während des Winters, wenn sie ihre Felder nicht bewirtschaften können. Dann bleibt nämlich Zeit für die Rinderzucht, die den Bauern eine weitere Einnahmequelle beschert. Ngawang Tsering vom Dorf Serkar der Gemeinde Trandruk hat auf diesem Weg mehr Geld verdienen können. Im Mai vergangen Jahres hat er vom Rinderzuchtbetrieb eine Kuh gekauft. Er habe durch den Verkauf von Milch mehr als 3000 Yuan RMB verdient, sagt Ngawang Tsering.
"Die Rinderrasse ist ausgezeichnet. Die Kühe liefern sehr viel Milch. Jeden Tag kann ich etwa 7 Liter Milch melken. Meine andere Kuh hatte täglich nur etwa 3 Liter Milch gegeben. Wenn ich die Kälber dieser neuen Kuh im Mai oder Juni nächsten Jahres verkaufen würde, könnte ich bestimmt 2700 Yuan verdienen."
Ngawang Tsering sagt, derzeit könne er pro Jahr etwa 40 000 Yuan RMB durch den Anbau von Knoblauch und durch die Viehzucht verdienen.
Als nächstes soll den Bauern geholfen werden neue Absatzwege für die Milch zu finden. Außerdem solle die Rinderzucht ausgebaut werden, sagt Hou Shubin.
"Seit 2009 haben wir begonnen, die Milch der Bauern einheitlich zu kaufen. So können wir die Milch direkt an die großen Milchbetriebe in Lhasa liefern. Unser Ziel ist es, in den nächsten fünf Jahren mehr als 8000 Bauern in dieses Projekt aufzunehmen."
Die Verbesserungen in der Landwirtschaft Lhokas spiegeln die Entwicklung des ganzen autonomen Gebiets wider. Luo Hongpeng ist der Direktor des Amts für Agrar- und Viehzuchtsproduktion im Kreis Nedong von Lhoka. Er sagt, vor dem Jahr 2000 seien in Tibet noch die althergebrachte Landwirtschaft und Viehzucht betrieben worden. Speziellen landwirtschaftlichen Bereichen habe man damals keine Beachtung geschenkt. Seit dem Jahr 2004 ist die Umstrukturierung der Landwirtschaftszweige beschleunigt worden. Dieser Ausbau der Infrastruktur auf dem Lande ist stark gefördert worden. Dadurch habe sich das Leben der Bevölkerung auch erheblich verbessert, sagt Luo Hongpeng.
"Derzeit werden in Lhoka etwa 60 Prozent Weizen und Hochlandgerste, etwa 25 Prozent andere Nutzpflanzen und 15 Prozent Futtergras angebaut. Der Rapsanbau ist im ganzen Gebiet verbreitet. Nachdem der landwirtschaftliche Anbau umstrukturiert wurde, sind die Einkommen der Bauern und Hirten im Vergleich zu vorher um das Drei- bis Vierfache gestiegen."
Trotz alledem befindet sich der landwirtschaftliche Wandel in Tibet noch in der Anfangsphase. Auch wenn derzeit noch viel Arbeit anstehe, hat Luo Hongpeng bereits klare Ideen für die nächsten Entwicklungsstufen.
"Wegen des besonderen Klimas in Tibet sind die landwirtschaftlichen Produkte naturbelassen und von hoher Qualität. Die tibetischen Produkte sind im Binnenland sehr beliebt. Wir wollen jetzt die landwirtschaftlichen Betriebe weiter ausbauen. Das heißt wir wollen mehr Betriebe aufbauen und bereits bestehende Unternehmen vergrößern. Dann können wir auch die Absatzwege für alle Produkte erweitern und verbessern."
China hat über Jahre hinweg die Entwicklung der Landwirtschaft und Viehzucht in Tibet wissenschaftlich unterstützt. Zudem sollen in diesem Jahr mehrere hundert Millionen Yuan RMB in die Landwirtschaft Tibet gepumpt werden. Außerdem werden mehr als 1000 Experten nach Tibet entsendet, um den Bauern und Hirten direkt vor Ort zu helfen. So kann die gesamte Landwirtschaft in Tibet noch umfangreicher verbessert werden.
Übersetzt von: Zhu Qingan
Gesprochen von: Xiao Lan