
Die Innere Mongolei hat sich in den vergangenen Jahren wirtschaftlich rasant entwickelt. Doch der Fortschritt verändert auch Traditionen wie etwa die Musik der Region. Die Sihu, ein viersaitiges Instrument, gilt seit hunderten von Jahren also fester Bestandteil mongolischer Musik. Dabei wird Sihu-Geige seit alters her zum klassischen mongolischen Gesang oder Sprechgesang gespielt. Doch jetzt ist dieses einzigartige Instrument sozusagen vom Aussterben bedroht.
Mitten in der Kortsin Steppe steht ein Kunstinstitut. Genauer gesagt in der Stadt Tongliao. Dort arbeitet Sambla Norbu, der sich auf die volkstümliche mongolische Kultur spezialisiert hat. Ihm zufolge gehört die Sihu-Geige neben der Pferdekopfgeige zum populärsten der traditionellen mongolischen Instrumente. Das Alter der Geige wird auf über 700 Jahre geschätzt. Sambla Norbu sagt, die Sihu-Geige könne man überall in der Kortsin Steppe hören und vor allem dort wo Mongolen wohnen.
"In jedem Haus auf dem Lande gibt es eine Sihu-Geige, die oft zur Dekoration an der Wand hängt. Ihre Besitzer vergleichen gerne ihre Geigen untereinander. Denn es erfüllt sie mit Stolz, wenn ihr Instrument besser klingt oder schöner ist."
Doch das Leben in der Steppe hat sich zum Teil sehr verändert. Moderne Städte sind wie Pilze aus der Erde geschossen. Popmusik oder Klänge aus fernen Ländern klingen heutzutage oft aus den Wohnungen der Mongolen. Kein Wunder also, dass die folkloristische Musik an Bedeutung verliert und die Sihu-Geige langsam in Vergessenheit gerät, wie auch in der Stadt Tongliao.
Reporter: Hallo, wissen Sie, was eine Sihu-Geige ist?
Passant A: Sihu-Geige, nein.
Reporter: Kennt ihr das Instrument Sihu?
Passant B: hab davon gehört, aber nie gesehen.
Passant C: Sihu ist ein volkstümliches Instrument der Mongolen. Als kleines Kind haben wir uns Urigor angehört.
Urigor ist eine Art mongolischer Sprechgesang, der mit der Sihu-Geige begleitet wird.
In den vergangenen 20 Jahren hat sich ein Großteil der Mongolen einen Fernseher zugelegt. Die Unterhaltungsangebote sind dadurch vielfältiger geworden. Doch gleichzeitig findet der Sprechgesang Urigor immer wenigeren Zuspruch, insbesondere bei der jüngeren Generation. Demzufolge verschwindet die Sihu-Geige allmählich aus dem Leben vieler Mongolen.
Heutzutage wird es immer schwieriger den Klängen der Sihu-Geige in der endlosen Steppe zu lauschen. Nördlich der Stadt Tongliao inmitten der Kortsin Steppe liegt die Heimat von Urigor. Dort lebt ein erfahrener Künstler des Sprechgesangs.
"Mein Leben ist untrennbar mit Urigor verbunden. Urigor ist eine besondere Kunst unserer Kultur. Wir Mongolen mögen es sehr. Ich bin mir nicht sicher, ob Urigor trotz meiner Bemühungen weiter bestehen bleibt. Wie dem auch sei, ich werde jedenfalls mein Leben lang für Urigor da sein."
Der Urigor-Künstler hofft, jüngeren Generationen die vielfältigen Spieltechniken der Sihu-Geige beizubringen. Die 18-jährige Uniri Qiqige ist eine seiner Lehrlinge.
"Bei mir zu Hause gibt es Fernseher und andere elektronische Geräte. Meine Freunde und Bekannte hören gerne Popmusik. Es wundert sie, daß ich mich für die Sihu-Geige interessiere. Aber das ist halt mein Hobby und ich werde es nicht aufgeben."
Es gibt immer weniger erfahrene Sihu-Spieler und nur sehr wenig Nachwuchs für diese alte Musikkunst. Das gibt Grund zur Sorge, dass die Kunst der Sihu-Geige möglicherweise verloren geht. Auch die chinesische Regierung macht sicht Gedanken und nahm im Jahr 2005 das mongolische Instrument in die erste nationale Liste des immateriellen Kulturerbes auf. Danach wurde gar der Sihu-Geige-Verein des Autonomen Gebiets der Inneren Mongolei gegründet.
Verfasst von: Zhang Qian
Übersetzt von: Xiao Lan
Gesprochen von: Qiu Jing



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