Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Qingdaoer Unternehmen reagieren auf Auswirkungen der Finanzkrise
  2008-12-17 14:43:40  cri
Seite Drucken    

 

Die weltweite Finanzkrise hat sich unausweichlich auch auf die chinesische Wirtschaft ausgewirkt, insbesondere auf das Wachstum in den Küstenstädten. Ein Beispiel dafür ist die Stadt Qingdao, deren Wirtschaft stark vom Außenhandel geprägt ist. Mehr dazu in unserem folgenden Beitrag!

Die Orientierung der Wirtschaft am Außenhandel spürt man sogar auf den Straßen von Qingdao. Überall in der Stadt gibt es beispielsweise Geschäfte, die Kleidung als Reste verschiedener Lieferungen verkaufen. In ganz Qingdao arbeiten derzeit mehr als 9.000 Außenhandelsfirmen aus dreizehn Wirtschaftszweigen. Neun dieser Wirtschaftszweige sind unmittelbar von der weltweiten Finanzkrise betroffen, darunter beispielsweise Agrarprodukte, Kleidung, Schuhe, Möbel, Reifen, Autobauteile und Lederprodukte. In all diesen Branchen ist mehr oder weniger ein Rückgang der Exportwirtschaft zu verzeichnen. Die Cherry Group beispielsweise ist ein in Qingdao ansässiger Kleidungshersteller. In den vergangenen Jahren zählte das Unternehmen zu den landesweit größten Exporteuren für auf dem US-Markt abgesetzte Textilprodukte. Die aufgrund der Finanzkrise geschrumpfte Nachfrage auf dem US-Markt führte unmittelbar zu einem beträchtlichen Rückgang der Aufträge. Dazu sagt Firmenchef Zhao Mingyao:

"Das größte Problem ist der Rückgang von Aufträgen. Die Zahl hat sich inzwischen bereits halbiert. Statt den bislang gängigen Großmengen bestellen viele unserer Kunden heutzutage ihre gewünschten Produkte eher separat in kleinen Mengen. Außerdem sind viele amerikanische Kunden derzeit dabei, miteinander zu fusionieren, was unweigerlich zu einem Rückgang der Bestellungen führt. Nicht zuletzt ist der Kurs unserer Währung, des RMB, im ersten Halbjahr zu schnell gestiegen mit der Folge, dass wir bislang fast keinen Gewinn erzielen konnten."

Inmitten des frostigen Wirtschaftswinters berichten zahlreiche in Qingdao ansässige Unternehmen von einer sehr ungünstigen Geschäftssituation. Angaben des städtischen Amtes für wirtschaftliche Zusammenarbeit zufolge ist das Geschäftswachstum von 70 großen Qingdaoer Exportunternehmen von Januar bis September im Durchschnitt auf 1,3 Prozent gesunken. In der ganzen Stadt werden 58 Prozent der Unternehmen von Geschäftsverlusten belastet. Seit Anfang des Jahres sind bereits 1.218 Unternehmen aus der Exportwirtschaft ausgestiegen. Der Leiter des städtischen Amtes für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Sun Hengqin, verwies vor der Presse auf die zahlreichen instabilen Faktoren, mit denen die Qingdaoer Exportunternehmen konfrontiert werden:

"Dabei geht es in erster Linie um den Wechselkurs. Seit dem Auftreten der weltweiten Finanzkrise ist der Kurs des US-Dollar weiter gesunken. Dadurch sind unsere Produkte um so teuer geworden. Ein anderer Problempunkt ist der Abschwung auf den internationalen Rohstoffmärkten. So sind beispielsweise die Preise für Rohöl und Erze beträchtlich gesunken."

Angesichts des gegenwärtigen konjunkturellen Abschwungs sind viele Außenhandelsunternehmen in Qingdao dabei, anhand einer Umgestaltung ihrer Geschäfte die derzeitigen Schwierigkeiten zu überwinden. Ein Beispiel dafür ist der Hersteller von Bettwaren, die Shandong Zhongdi Import & Export Co. Ltd. Als Exporteur litt auch dieses Unternehmen unter der schwachen Auslandsnachfrage. Darauf reagierte die Unternehmensführung mit dem Ausbau des Importgeschäfts und der Förderung des Inlandskonsums. Es gibt auch Firmen, die aufgrund der schwachen Nachfrage in Europa und in den USA ihren Blick auf neue Märkte im Nahen Osten, in Russland und auf dem afrikanischen Kontinent richten. Dazu zählt auch der Kleidungshersteller Cherry Group. Laut Firmenchef Zhao Mingyao ist Cherry derzeit bestrebt, anhand der Umgestaltung der Produktpalette und einer Risikovorbeugung eventuelle Schäden zu minimieren:

"Wir müssen den niedrigeren Gewinn hinnehmen und uns auf die Bindung unserer Kunden konzentrieren. Unsere Profite sind gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres im schlimmsten Fall um 50 Prozent gesunken. In erster Linie haben wir unsere Produktionsanlagen umgestellt. So konnten wir nicht umhin, unsere Produktion von Kinderbekleidung einzustellen und uns ausschließlich auf die Anfertigung von hochwertiger Kleidung zu konzentrieren. Ein weiterer Schritt besteht in der Bildung einer Kommission zur Risikovorbeugung, welche auch die Kundenbestellungen kontrollieren soll."

Auch die lokale Regierung wirkt mit gezielten Maßnahmen mit, um dem trüben Geschäftsklima entgegenzusteuern. So hat die Stadtregierung von Qingdao in der Vergangenheit 19 wirtschaftspolitische Maßnahmen ergriffen, die vor allem die Kapitalbeschaffung für Unternehmen, die Exportrückerstattung, die Erschließung neuer Märkte und Exportbürgschaften betreffen. Allein die Exportrückerstattung soll in diesem Jahr gegenüber 2007 um 5,7 Milliarden auf 18 Milliarden Yuan RMB zunehmen.

Die Qingdao Hanqing Group ist ein chinesisch-südkoreanischer Kleidungshersteller. In guten Zeiten verzeichnete das Gemeinschaftsunternehmen pro Jahr allein im Exportgeschäft in Europa und Nordamerika einen Erlös von 150 Millionen Yuan RMB. Während zahlreiche Exportfirmen sich in den letzten Monaten im Sinkflug befanden, wurde die Qingdao Hanqing jedoch nicht allzu groß in Mitleidenschaft gezogen. Dies führt Sun Tao, stellvertretender Generaldirektor des Kleidungsherstellers, darauf zurück, dass das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr begonnen hat, neue Anlagen anzuschaffen und verstärkt in neue Wachstumsbereiche zu investieren:

"Wir haben eine Reihe von modernen Abdichtungsanlagen eingeführt und zusammen mit einigen europäischen Markenherstellern eine gemeinsame Produktion aufgenommen. Meiner Meinung nach wirkt sich die Finanzkrise nicht allzu groß auf technologisch führende Unternehmen aus."

Allerdings haben nicht alle Firmen so viel Glück wie die Qingdao Hanqing. Schließlich hat sich das Geschäftsklima in letzter Zeit in beinahe allen Branchen verschlechtert. Ausgerechnet in diesen schwierigen Zeiten traten bei zahlreichen Qingdaoer Unternehmen bereits bestehende Probleme noch deutlicher hervor. Dazu gehören unter anderem der geringe technologische Gehalt vieler Produkte, die unzureichende Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt und eine gewisse Risikoanfälligkeit. Dazu noch einmal Sun Hengqin, Leiter des städtischen Amtes für wirtschaftliche Zusammenarbeit:

"Die Stadtregierung von Qingdao ist bereit, mit aller Kraft den ansässigen Unternehmen aus der gegenwärtigen Krise herauszuhelfen. Zugleich sollen die Unternehmen in der jetzigen Situation zur Kenntnis nehmen, dass die Zeiten von umfangreichen Massenbestellungen vorbei sind. Man muss daher großen Wert auf Innovationen und Markenstrategie legen. Angestrebt sind zudem die Erschließung neuer Märkte, die Erhöhung der Qualität und der Produktsicherheit sowie der Abbau der Produktionskosten. "

Bearbeitet von: Xu Wei

Gesprochen von: Xiao Lan

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
Meistgelesene Artikel
• Keine Lebenszeichen vom gesunkenen indischen U-Boot
• Snowdens Vater erhält Visum für Russland
• Getötete Chinesen: Afghanistan bekundet Beileid
• Vermittlungsversuche in Ägypten gescheitert
• Gipfel abgesagt: Russland enttäuscht von USA
Fotos
Luxusausstellung 2013 in Beijing eröffnet
Fotoausstellung „Chinesischer Traum - Schönes China" in Brüssel
Wiederaufbau neuer Wohnhäuser nach Erdbeben in Min
Lujiagou: Ein neues Wohngebiet mit günstigen Lebens- und Verkehrsbedingungen
© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China