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Annie S C Wu - Die Gründerin des ersten chinesischen Joint-Ventures
  2008-12-15 16:15:18  cri
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Wer schon einmal eine Flugreise gemacht hat, hat bestimmt auch schon mal ein Menü an Bord gekostet. Wissen Sie eigentlich, dass Chinas erstes Joint-Venture Flugzeugmenüs anbietet? In den folgenden Minuten stellen wir Ihnen Annie S C Wu aus Hongkong vor. Sie ist die Gründerin der Beijing Flugzeugmenü GmbH.

Vor 30 Jahren machten Annie S C Wu und zehn weitere Unternehmer aus Hongkong auf Einladung des Hongkonger Büros der Nachrichtenagentur Xinhua eine Rundreise durch China. Innerhalb von zehn Tagen bereiste die Gruppe fast halb China. Auf der Heimreise hörte Annie S C Wu eine Rundfunknachricht, die sie schließlich zum Entschluss brachte, auf dem chinesischen Festland zu investieren:

"Auf der Fahrt von Wuhan nach Guangzhou hörte ich Herrn Deng Xiaoping im Rundfunk reden. Deng sagte, dass China nach außen geöffnet sei und auswärtige Investitionen begrüße."

Das Unternehmen der Familie von Annie S C Wu, die Meixin Gruppe, ist eine Restaurantkette in Hongkong. Die Kette ist bekannt für die Zubereitung von westlichen Menüs. In der Rede von Deng Xiaoping erkannte Annie S C Wu eine Chance für Flugzeugmenüs. Mit der Öffnung Chinas nach außen würden Unternehmer aus aller Welt zu Geschäftszwecken nach China kommen, dachte sie. Sie ging davon aus, dass Flugzeuge weiterhin das Hauptverkehrsmittel sein würden. Das Essen auf chinesischen Flugzeugen war aber meistens noch kalt und einfach serviert, was nicht dem internationalen Standard entsprach. Genau hier wollte Annie S C Wu ansetzen:

"Nach der dritten Plenartagung des 11. Parteitags der Kommunistischen Partei Chinas wurden Maßnahmen ergriffen, die auswärtige Investitionen ermutigten. Daher begann ich mit meinem Vater die Möglichkeit zu diskutieren, mit dem Festland Lebensmittelgeschäfte zu tätigen."

Annie S C Wu stieß bei ihrem Vater auf offene Ohren. Ihr Vater unterstützte ihren Vorschlag voll und ganz.

Damals stand die Aufnahme einer direkten Flugverbindung zwischen China und den USA kurz bevor. Flugzeugmenüs, die dem internationalen Standard entsprachen, wurden dringend benötigt. Im Juni 1979 wurden Annie S C Wu und ihr Vater vom staatlichen chinesischen Zivilluftfahrtamt nach Beijing eingeladen, um über eine Zusammenarbeit in Bezug auf die Verpflegung an Bord von Flugzeugen zu verhandeln.

Die Besprechung lief jedoch alles andere als glatt. China hatte zu diesem Zeitpunkt noch kein Souveränitätsrecht über Hongkong. Annie S C Wu gehörte noch zu den auswärtigen Investoren. Zudem waren sowohl die sprachlichen als auch die kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Seiten noch sehr groß, wie sich Annie S C Wu erinnert:

"Wir konnten damals noch kein Hochchinesisch sprechen und wussten auch gar nicht, wie wir beginnen sollten. China war eben erst geöffnet worden. Die Behörden waren ganz vorsichtig bei den Gesprächen mit ausländischen Unternehmern."

Die Verhandlungen dauerten von Sommer bis Herbst. Viele Freunde der Familie Wu fürchteten sich vor eventuellen Risiken. Annie S C Wu selber war jedoch sehr zuversichtlich:

"Was Herr Deng Xiaoping gesagt hatte, glaubte ich. Das ganze Land würde bestimmt schrittweise geöffnet werden. Warum sollten Landsleute aus Hongkong nicht etwas für ihr Land tun? Genau darin lag der Grund, warum wir auf dem Festland investieren wollten."

Annie S C Wu und ihr Vater waren optimistisch und hielten es für sinnvoll, auf Flugstrecken zwischen China und dem Ausland Menüs anzubieten, die den internationalen Normen entsprachen. Annie S C Wu flog oft allein von Hongkong nach Beijing, um die Verhandlungen voranzutreiben. Das staatliche chinesische Zivilluftfahrtsamt legte ebenfalls großen Wert auf die Zusammenarbeit und überreichte Deng Xiaoping schließlich den Kooperationsplan. Die Umsichtigkeit der chinesischen Regierung beeindruckte Vater und Tochter Wu sehr. An einem Tag im September 1979 wurde das Abkommen zwischen der chinesischen Regierung und der Familie Wu schließlich unterzeichnet.

Das Genehmigungsverfahren, das insgesamt 50 staatliche Behörden zu durchlaufen hatte, dauerte über ein halbes Jahr. Im April 1980 wurde die Beijing Flugzeugmenü GmbH von der Verwaltungskommission für Investitionen aus dem Ausland gebilligt. Damit wurde die Beijing Flugzeugmenü GmbH zum ersten Joint-Venture in China. Ihre Eintragsnummer beim Verwaltungsamt für Industrie und Handel lautet "001".

Am dritten Mai wurde die Beijing Flugzeugmenü GmbH offiziell in Beijing gegründet und eine Lücke in der Luftfahrtindustrie gefüllt. Die Firmengründung markierte auch den Beginn ausländischer Investitionen sowie die Gründung von Joint-Ventures in China. Seit der Rückgabe Hongkongs an China im Jahr 1997 ist die Beijing Flugzeugmenü GmbH kein Joint-Venture mehr.

Annie S C Wu erinnert sich noch, dass ihre Mitarbeiter auf dem Festland anfangs ein wenig Angst vor ihr hatten:

"Da wir in Hongkong aufwuchsen und ausgebildet wurden, konnten wir damals die Denkweise der Landsleute auf dem Festland nicht ganz verstehen. Mit der Zeit habe ich aber viele Freunde auf dem Festland gewonnen."

In den vergangenen fast 30 Jahren hat sich die Firma zu einem großen Anbieter von Flugzeugmenüs entwickelt. Ihre Produktion stieg von anfänglich nur 700 Portionen pro Tag auf heute täglich 100.000 an. Die Beijing Flugzeugmenü GmbH beschäftigt mittlerweile fast 2.000 Mitarbeiter. Qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen haben dem Unternehmen einen hohen Marktanteil in China eingebracht.

Inzwischen hat Annie S C Wu noch zehn weitere Betriebe auf dem chinesischen Festland gegründet - alle mit Erfolg. Zudem hat sie dem Autonomen Gebiet Ningxia der Hui-Nationalität und dem Autonomen Gebiet Tibet mehrere Projekte vermittelt. Die gebürtige Hongkongerin spendet ständig Gelder für Betriebe und Schulen. In den vergangenen fast zehn Jahren hat sie über 40 Millionen Hongkong-Dollar gesammelt, um mehr als 10.000 Jugendlichen aus Hongkong Reisen aufs Festland zu ermöglichen.

Annie S C Wu ist viel mit dem Flugzeug unterwegs. Sie pendelt oft zwischen Hongkong, dem chinesischen Festland und dem Ausland. Die bereits 60-jährige Geschäftsfrau kennt jedoch keine Müdigkeit und steht stets über den Dingen:

"Ich denke, der Mensch soll der Natur folgen und nicht alles überbewerten. Für uns ist es wichtig, das Dasein zu genießen und unsere täglichen Arbeiten, die wir für sinnvoll erachten, gut zu verrichten."

Übersetzt und gesprochen von: Qiu Jing

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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