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Susanna Scherer - Eine Fotografin zwischen China und der Schweiz
  2008-11-20 16:51:25  cri
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Susanna Scherer stammt aus der Nähe von Zürich. Die Schweizerin ist eigentlich keine professionelle Fotografin. Im Jahr 2000 folgte Susanna Scherer ihrem Mann nach Beijing. Insgesamt lebte Scherer sechs Jahre lang in der chinesischen Hauptstadt. Sie nutzte diese Gelegenheit, um sich verstärkt ihrem Hobby, der Fotografie, zu widmen. Mit ihrer Kamera hielt sie zahlreiche Szenen aus dem Alltagsleben in Beijing fest. Im Jahr 2004 hat sie ihre Fotos in einer Beijinger Galerie ausgestellt.

Ihre Ausstellung "Zwischen zwei Orten" ermöglichte den Besuchern einen Vergleich zwischen dem Leben im chinesischen Beijing und dem schweizerischen Zürich. Susanna Scherer erzählt uns, wie die Idee zu ihrer Ausstellung entstand:

"Mit vielen Bildern, die ich in Beijing gemacht habe, habe ich gesehen, wie die Chinesen leben, wie sie einkaufen gehen, was sie alles tun. Ich dachte mir, manchmal ist es nicht so weit von dem entfernt, wie wir es von zu Hause kennen. Ich dachte mir auch, wenn ich etwas ausdrücken möchte, dann möchte ich auch etwas ausdrücken, was auch die Chinesen hier in Beijing interessiert. Wahrscheinlich interessiert sie das Andere. Also interessiert sie wahrscheinlich, wie es in der Schweiz aussieht, wie wir leben, soweit ich das zeigen kann. Ich kam dann zum Schluss, dass wahrscheinlich dieser Kontrast am spannendsten ist. Für beide, sowohl für die Ausländer, die in Beijing leben, als auch für die Chinesen, die dann einen kleinen Einblick in das Alltagsleben der Schweiz erhalten. Langsam entstand dann diese Idee, darzustellen, wie ich mich fühle, wenn ich hier in Beijing bin. Und was ich sehe, wenn ich wieder in die Schweiz zurückkehre. Ich habe versucht, diesen Kontrast darzustellen."

Diesen Kontrast sieht man beispielsweise auf den Bildern, die das Alltagsleben zeigen. Auf einem Foto ist ein Beijinger Nudelmacher zu sehen, der mit seinen kräftigen Armen die Teigmasse in lange Streifen auseinander zieht. Das gegenübergestellte Foto zeigt eine Bäckerei in der Zürcher Niederdorfgasse. In einem anderen Fall wird ein Foto eines Straßenhändlers in Beijing, der gebackene Süßkartoffeln verkauft, mit einem Marroniverkäufer in Zürich kontrastiert.

In der Kategorie „Tradition und Kultur" steht das Foto des Friedhofs Babaoshan im Westen Beijings dem Foto des Thalwiler Friedhofs in Zürich gegenüber. Diesen Bildern hat die Fotografin folgende Zeilen hinzugefügt:

"Genau wie in China feiern wir in der Schweiz das Neue Jahr und die gute Ernte im Herbst. Auch wir bestatten unsere Familienangehörigen, zünden Kerzen an, um ihrer zu gedenken. Es ist unwichtig, dass wir diese Feste an anderen Tagen als in China und auf unterschiedliche Weise begehen. Wichtiger ist, dass wir die gleichen Feste und Gedenktage haben, die uns wichtig sind. Deshalb frage ich mich oft, warum wir so ähnlich und gleichzeitig so anders sind? Was ist der Grund für die Vorurteile und Ängste unter uns? Wir könnten alle diese Probleme beseitigen, wenn wir einander besser kennenlernen und verstehen. Genau das ist das Ziel, das ich anstrebe."

Susanna Scherer hat ihr Vorhaben in die Tat umgesetzt. Sie lernte Chinesisch, unterhielt sich mit den Leuten auf Chinesisch und ging auf chinesische Märkte zum Einkaufen, um Land und Leute besser kennenzulernen - was nicht immer ganz leicht war:

"Der Anfang war nicht einfach. Man kann die Sprache nicht, man versteht die Leute nicht, man kann nicht lesen. Ich kenne ein paar Zeichen, das ist aber auch schon alles. Es ist schon schwierig, sich mit einer Kultur auseinanderzusetzen. Aber es hat mich auch gezwungen, näher hinzuschauen und mich mehr zu bemühen. Weil ich mich sehr viel im normalen Leben bewegt habe, habe ich ein ganz anderes Bild vom Leben in China erhalten. Zum Einkaufen ging ich auf die chinesischen Märkte und nicht in den Carrefour. Das hat mir ein anderes Gefühl vermittelt. Ich habe mich zum Schluß wirklich wie zuhause gefühlt."

Susanna Scherer interessiert sich für Veränderungen in der chinesischen Hauptstadt. Besonders fasziniert ist sie vom Gegensatz zwischen Tradition und Moderne:

"Es ist spannend zu sehen, wie sich eine Stadt verändert. Wenn ich meine Fotos aus dem Jahr 2000 anschaue, sehe ich eine Veränderung im Lebensstil der Leute oder in den Bauten. Wie der Verkehr und die Straßen sich verändert haben, das ist unglaublich! Ob sich das Stadtbild positiv oder negativ verändert hat, darüber kann man geteilter Meinung sein. Die Veränderung jedenfalls ist eine Tatsache. Jede moderne Stadt macht eine Veränderung durch, das war bei uns in der Schweiz auch so. Es ist spannend, diese Veränderungen festzuhalten und immer wieder zu schauen, wie es weiter geht."

Die jahrtausende alte chinesische Kultur zog Susanna Scherer wie einen Magneten an. Sie fuhr gerne mit dem Fahrrad durch die alten Gassen Beijings, um das wahre Leben der Einheimischen mit ihrer Kamera festzuhalten. Auf einem ihrer Bilder ist ein alter Mann zu sehen, der mit einem langen Schwammkopfpinsel auf dem Boden Kalligraphie übt. Susanna Scherer erzählt uns von ihrer Begegnung mit diesem Mann:

"Das war ein Mann, der mit einem großen Pinsel und mit Wasser Schriftzeichen auf den Gehweg gemalt hat. Es war spannend, ihm zuzuschauen. Er lief rückwärts und tauchte den Pinsel immer wieder ins Wasser. Wenn er am Ende eines Satzes ankam, war der Satzanfang bereits wieder trocken. Er ging auf und ab und malte seine wunderschönen Zeichen. Danach unterhielt ich mich mit ihm. Er fragte mich: „Hast Du auch einen chinesischen Namen?" Ich antwortete ihm: "Ja, habe ich!" Daraufhin sagte er zu mir: "Schreib mal, probier mal!" Dann gab er mir seinen Pinsel und ich habe es probiert. Es ist gar nicht so einfach! Es sieht vielleicht einfach aus, es ist aber ziemlich schwierig, mit diesem großen Pinsel die Buchstaben korrekt und leserlich zu malen."

Im Jahr 2006 kehrte Susanna Scherer mit ihrem Mann in die Schweiz zurück. In ihrer Heimat stellte sie ihre Bilder zweimal aus und gab ein Buch mit dem Titel „Zwischen zwei Welten" heraus. Damit erfüllte sich Susanna Scherer einen Traum. Mit ihren Bildern ruft sie zu mehr Verständnis und Toleranz zwischen den verschiedenen Kulturen auf.

Dank ihrem sechsjährigen Aufenthalt ist eine enge Verbundenheit zwischen der Schweizerin und China entstanden. Sie kommt regelmäßig nach China, um neue Fotos zu machen. Der mehrjährige Aufenthalt in Beijing hat Susanna Scherer stark geprägt:

"Ich denke, es hat meinen Horizont enorm erweitert, für längere Zeit in einem Land zu leben und eine andere Kultur zu erfahren. Ein bisschen kann ich sagen, ich verstehe die Chinesen zu 100 Prozent. Ich habe nun mehr Verständnis. Ich habe auch gesehen, dass die Chinesen sehr sympathische Menschen sind. Man kann mit ihnen leben und das ist ja fein. Ich bin auch gelassener geworden. Ich musste lernen, geduldiger zu sein. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch. Aber ich denke, mit den Chinesen, mit ihrer Mentalität, mit ihrem Wesen, braucht man sehr viel Geduld. Und eine gewisse Ausdauer, ja, das haben sie mir vermittelt. Ich finde, das ist bereits sehr viel wert. Man wird auch großzügiger und man schaut über gewisse Sachen hinweg. Man wird toleranter. Ein Auslandaufenthalt prägt einen. Wenn man sich nicht verschließt, dann kann man wirklich nur davon profitieren."

Verfasst von: Xiao Lan

Gesprochen von: Lu Ming

Forum Meinungen
• mengyingbo schrieb "Leben in Changshu"
seit etwas über einer Woche ist nun Changshu 常熟 in der Provinz Jiangsu 江苏 meine neue Heimat - zumindest erstmal für rund 2 Jahre.Changshu (übersetzt etwa: Stadt der langen Ernte) liegt ungefähr 100 km westlich von Shanghai und hat rund 2 Millionen Einwohner, ist also nur eine mittelgroße Stadt.Es gibt hier einen ca. 200m hohen Berg, den Yushan 虞山 und einen See, den Shanghu 尚湖...
• Ralf63 schrieb "Korea"
Eine schöne Analyse ist das, die Volker20 uns hier vorgestellt hat. Irgendwie habe ich nicht genügend Kenntnisse der Details, um da noch mehr zum Thema beitragen zu können. Hier aber noch einige Punkte, welche mir wichtig erscheinen:Ein riesiges Problem ist die Stationierung von Soldaten der USA-Armee in Südkorea...
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