Der Schrecken des Erdbebens in Sichuan sitzt den Kindern noch in den Gliedern. Ehrenamtliche aus Kanada haben zusammen mit einer örtlichen Universität einen Unterricht eingeführt, der die Kinder zerstreuen und ihnen helfen soll, wieder zur Normalität zurück zu kehren.
"Simon sagt, berühre deine Nase", sagt Brendan Frentz im Englischunterricht in einem Zelt auf dem Spielplatz der Lushan High School. "Simon sagt, berühre deinen Fuß."
Die Schule bietet einen Unterschlupf für mehr als 2000 Überlebende des Erdbebens der Stärke 7,0, das die Provinz Sichuan am Samstag erschütterte.
Frentz, 22 ein ehrenamtlicher Helfer aus Kanada hat mit drei Dozenten der Southwestern University of Finance and Economics in der Provinzhauptstadt Chengdu einen temporären Unterricht eingerichtet, den 14 Schüler besuchen. Die Schule ist die größte Notunterkunft im Kreis Lushan.
Neben Englisch bietet die temporäre Schule auch psychologische Beratung, Kurse für Hygiene und Erdbebensicherheit sowie Grundlagen in Mathematik an.
"Mein Grundgedanke ist, die Aufmerksamkeit der Schüler von der Trauer und Angst vor dem Beben umzulenken", sagte Frentz. "Wir spielen meistens Spiele und singen Lieder und versuchen, etwas Spaß in das Leben dieser Kinder zu bringen, so dass sie nicht über das Erdbeben nachdenken."
Er sagte, Schüler aus verschiedenen Altersgruppen von 6 bis 16 Jahren seien zusammengemischt. "Als Ehrenamtlicher kann ich hier nicht allzu lange bleiben. Ich schwänze meine eigene Schule um hier zu sein", sagte er.
Zhang Wenju, ein junger Lehrer und Leiter eines Freiwilligenteams, sagte, den Unterricht einzuführen, sei eine "Entscheidung in letzter Minute" gewesen.
Als das Team am Sonntag zur Lushan High School kam, sahen sie, wie viele der Kinder, die auf dem Spielplatz Unsinn machten, verärgert und einsam aussahen.
"Wir dachten, warum nicht einen temporären Unterricht einführen, um diese Kinder zu versammeln?" sagte Zhang, der bereits nach dem Erdbeben in Wenchuan vor fünf Jahren als freiwilliger Lehrer arbeitete. Der Unterricht begann vier Stunden später in einem der beiden Zelte der Universität.
Tagsüber dient das Zelt als Klassenzimmer, nachts ist es ein Schlafsaal.
"Als ich Samstagnacht in dem Zelt schlief wurde ich 15 Mal von Nachbeben wachgerüttelt. Das war die erste Nacht nach unserer Ankunft. Vergangene Nacht wachte ich zehn Mal auf", sagte Frentz. Ein Nachbeben am Sonntagabend sei stark genug gewesen, dass jeder aus dem Zelt rannte.
Frentz sagte, einige seiner Freunde hätten ihn wegen der Gefahren gewarnt in das Notlager zu fahren. "Wenn ich nicht hergekommen wäre, würde ich es für den Rest meines Lebens bereuen", sagte Frentz. Seine Eltern unterstützten ihn, sagte er. "Ich kam mit einem Stipendium der chinesischen Regierung hierher. Das chinesische Volk hat mir mein Studium bezahlt. Das ist meine Chance, meinen Dank zurück zu geben."
Quelle: german.china.org.cn