Am 19. August ist eine Gruppe japanischer Nationalisten auf den Diaoyu-Inseln gelandet. Zuvor hatten Hongkonger Aktivisten eine der Inseln geentert und die chinesische Flagge gehisst. Mit der dritten Landung in diesem Jahr versucht Tokio nun erneut seine Souveränitäts-Ansprüche geltend zu machen. Der neuerliche Zug kommt zeitgleich mit den Bemühungen der USA, die militärische Präsenz in der Asien-Pazifik-Region aufzustocken. In China sorgte die Aktion für heftige Proteste. In mehr als zehn Städten gingen Menschen auf die Straße und forderten vehement den Rückzug der Japaner. Bereits 2010 hatte US-Außenministerin Hillary Clinton nach einem Vorfall zwischen chinesischen Fischerbooten und der japanischen Marine zugesichert, dass die Inseln unter den US-japanischen Sicherheitspakt fielen und Washington seine Bündnisverpflichtungen im Ernstfall einhalten würde. Droht der Eigentumsstreit zwischen China und Japan zu eskalieren?
Um den Konflikt der beiden asiatischen Supermächte nachzuvollziehen, muss weit zurückgegangen werden. Die Volksrepublik behauptet, die Inseln 200 Kilometer nordöstlich von Taiwan bereits 1403 im „Handbuch der Navigation" vermerkt zu haben. Laut diesen historischen Aufzeichnungen sind die fünf strategischen Objekte 1562 der Provinz Fujian in Südostchina unterstellt worden. Japan wiederum meint, die Inselgruppe 1884 unbewohnt und ohne Spuren chinesischer Erschließung vorgefunden zu haben. Mit Gebietsmarken sind die Inseln kurz vor der Niederlage Chinas im Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg Anfang 1895 dann zum japanischen Hoheitsgebiet erklärt worden. Im Zweiten Weltkrieg fielen sie unter US-amerikanische Militärverwaltung. Den Vertrag dazu hatte China allerdings nicht unterzeichnet. Erdöl und Erdgas sowie das Vorhaben der USA, Diaoyu an Japan zurückzugeben, haben das Feuer um die Souveränität neu entfacht.
Im April dieses Jahres wurden Pläne laut, dass Tokio drei der fünf Inseln kaufen wolle. Nachdem Japans Botschafter in China warnte, dieses Vorhaben könne eine gravierende Krise hervorrufen, spekuliert die Tageszeitung Yomiuri Shimbun, Uichiro Niwa werde noch im Oktober durch einen Kandidaten ersetzt, der Japans Ansprüche besser repräsentieren würde. Mit der neuen Asien-Politik der Vereinigten Staaten wird die ganze Angelegenheit auf eine neue Stufe manövriert. Der Japan-Forscher Li Xiushi vom Shanghaier Institut für Internationale Studien glaubt, dass die USA und Japan die Spannungen als Grundlage für "spezifische Entwürfe" in die Revision ihres gemeinsamen Verteidigungspakts einfließen lassen könnten.
Zhou Yongsheng, Japan-Experte an der Chinesischen Hochschule für auswärtige Angelegenheiten, vermutet, dass Beijing, beeinflusst durch die starken Reaktionen in der Bevölkerung, ebenfalls einen härteren Kurs ergreifen könnte. Diplomatie sollte jedoch nicht von der öffentlichen Meinung vereinnahmt werden, meint wiederum Feng Zhaokui, Japan-Forscher an der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften. Die Entwicklung bleibt spannend.