Bei den Olympischen Sommerspielen in London sind die chinesischen Athletinnen und Athleten von Erfolg gekrönt. Sie haben nicht nur starke Leistungen gezeigt, sondern auch Frische und Vitalität. Damit sorgt das chinesische Olymia-Team wie schon bei den Spielen in Beijing vor vier Jahren für große Aufmerksamkeit. Dazu gehören sowohl Lob als auch Kritik, Unterstützung aber auch Skepsis und Vorwürfe.
Nach dem Gold für die 16jährige Schwimmerin Ye Shiwen trat beispielsweise international eine gewisse Skepsis auf, was wiederum zu Empörung in China geführt hat. Die Sportlerin selbst und auch die chinesische Delegation nahmen die Sache jedoch gelassen zur Kenntnis, und auch ausländische Kollegen unterstützten Ye Shiwen. Und nachdem chinesische Badminton-Spielerinnen wegen versuchter Manipulation von den Spielen ausgeschlossen wurden, hieß es dazu aus China, man wolle diesen Fall ruhig und vernünftig untersuchen. Die Verantwortlichen werden ihrer Verantwortung nachkommen und sich entschuldigen. Dies verkörpert den Respekt gegenüber der olympischen Idee von „Fairness, Gerechtigkeit und Offenheit".
China sollte also nicht mit der Haltung eines Geschädigten einer „Komplott-Theorie" überreagieren. Die Handlungsweise der chinesischen Delegation bei den Spielen in London zeigt eine reife Einstellung sowie Toleranz und Zuversicht. Das ist gerade die richtige Haltung auch der Bevölkerung eines großen Staates und verdient eine weitere Medaille außerhalb der Sportplätze.
Während der Olympischen Spiele wird in China zudem die „These der Goldmedaille als einzige Norm" diskutiert. Immer mehr Chinesen bewerten die Sportler nicht mehr allein aufgrund einer Goldmedaille. Chen Yibing zum Beispiel hat sich perfekt vorbereitet, der chinesische Turner galt als Topfavorit an den Ringen, musste sich aber im Einzelfinale trotz tadelloser Übungen mit der Silbermedaille zufrieden geben. Trotzdem übermittelte er lächelnd seinen Gegnern Glückwünsche. Das ist ein Beispiel dafür, dass in China neben den Medaillen auch dem Einsatz, dem Wettkampf und den Emotionen der Sportler mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Olympischen Spiele können so noch besser genossen werden, auch das ist ein erfreulicher Fortschritt.