Auf dem soeben beendeten Gipfeltreffen der EU hat Ratspräsident Herman Van Rompuy sich mit Vorschlägen vorrangig zur Wirtschaft und zum Finanzwesen an die Teilnehmer des G20-Gipfels in Cannes gewendet. Konjunkturexperte Dr. Christian Dreger vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung ergänzt, dass nun das G20-Gipfeltreffen als Forum für effektive Wege aus der europäischen Schuldenkrise genutzt werden müsste.
„So ungefähr vor anderthalb Jahren, als das Ganze dann angefangen hat, haben wir natürlich auch zunächst mal gesagt: Es ist Sache Griechenlands, die eigenen Schulden praktisch zu konsolidieren. Der Ball liegt in der griechischen Hälfte, Griechenland ist am Zug, und die EU kann dann eben Griechenland unterstützen, indem man eben ein Hilfsprogramm anbietet, aber gegen Reformen und so weiter. Das ist alles gemacht worden, aber das war so die Position, die wir vor anderthalb Jahren hatten. Inzwischen ist klar, dass Griechenland seine Schulden eben nicht mehr in den Griff bekommen kann, dass es dort eine Abwärtsspirale gibt - aufgrund der Konsolidierung schrumpft eben die Wirtschaft, mit Raten von fünf Prozent im Moment. Es ist absolut unklar, wie man die Schuldenkrise lösen will, und deshalb braucht man hier auch neue Ideen."
Innerhalb Deutschlands ist die Rettung Griechenlands keineswegs unumstritten. Allerdings betont Dr. Christian Dreger, dass Deutschland als die stärkste Wirtschaft der EU keine Alternative zur Unterstützung Griechenlands hat. Allein ein starkes Europa könne Deutschland eine gute Entwicklung gewährleisten.
„Letztlich ist Deutschland ja Teil des Euro-Raums, und es ist im deutschen Interesse, dass der Euro-Raum zumindest zusammenhält. Das kann man aus mehreren Blickwinkeln begründen. Zum Beispiel aus dem, dass viele Arbeitsplätze in Deutschland abhängig sind vom Export und dass man im Exportgeschäft eben immer auch stabile Wechselkurse braucht. Das ist dann eben durchaus von Vorteil. Andernfalls würde eine Aufwertung der D-Mark gegenüber anderen Währungen die Wettbewerbsvorteile, die sich Deutschland erarbeitet hat, ja wieder vernichten. Der Euro-Raum hat schon Vorteile für die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands."