Die Kämpfer des libyschen Nationalen Übergangsrates haben ihre Angriffe auf die letzten Festungen des ehemaligen Staatschefs Muammar al-Gaddafi vorübergehend eingestellt. Nun laufen die Vorbereitungen für den endgültigen Schlag gegen die verbliebenen Gaddafi-treuen Kräfte. Derweil rief der auf der Flucht befindliche Gaddafi über den in Syrien ansässigen Sender „Arrai Oruba" am Mittwoch die internationale Gemeinschaft dazu auf, die zunehmend schwierige Situation innerhalb der Stadt Sirte zu lindern. Die Heimatstadt Gaddafis ist seit längerem von den Truppen der Aufständischen eingekreist. Aus Furcht vor bevorstehenden Gefechten sind große Teile der Bevölkerung geflohen, die Verbliebenen begegnen nach Auskunft von Flüchtlingen großen Problemen bei der Bewältigung ihres Alltags. In Bani Walid, 170 Kilometer südöstlich von Tripolis gelegen, ist es bisher zu keinen Kampfhandlungen gekommen. Dennoch haben sich zahlreiche Bewohner der Stadt geflüchtet. Nach ersten Angaben wurden sie dabei von den Truppen Gaddafis nicht behindert.
Der Verbleib des Ex-Staatschefs selbst ist nach wie vor ungeklärt. Sein Sprecher Mussa Ibrahim verkündete am Mittwoch, dass sich Gaddafi noch immer in Libyen aufhalte und sich guter Gesundheit erfreue. Unter seinem Befehl stünden demnach starke Kampfverbände.
Menschenrechtsorganisationen klagten derweil beide Konfliktparteien an, während der Kämpfe Kriegsverbrechen begangen zu haben. So wurde der Übergangsregierung vorgeworfen, bisher 300 Ausländer inhaftiert und misshandelt zu haben. Dabei habe es sich vor allem um Tuareg aus Mali und Niger gehandelt, die unter dem Verdacht stehen, als Söldner von Gaddafi angeheuert worden zu sein.