Während seiner Herrschaft hat Gaddafi mehrere Maßnahmen zur Begünstigung der Bevölkerung ergriffen. Dazu gehören kostenlose Bildung, unentgeltliche Wohnungen und medizinische Betreuung. Allerdings hat das Volk nicht davon profitiert. Gaddafi hatte beispielsweise versprochen, in Bengazi das größte Krankenhaus in der arabischen Welt zu bauen. Bis zum Ausbruch der Konflikte war die Institution immer noch nicht fertiggestellt. Für die kostenlose medizinische Betreuung stehen schlechte Ärzte und zu wenig Medikamente zur Verfügung. Die meisten Libyer müssen in private Krankenhäuser gehen und dafür viel Geld ausgeben. Gratis-Wohnungen sind nichts weiter als ein schöner Traum. Viele junge Leute wissen nicht, wann sie eine eigene Wohnung kaufen können. Mehrere Bürger des Staats meinen, die Maßnahmen von Gaddafi scheinen gut, werden aber nicht umgesetzt. Dies hat Unzufriedenheit in der Bevölkerung ausgelöst. Als sich die Lage in anderen Ländern und Gebieten um Libyen verbessert hatte, begann die Ablehnung von Gaddafi, besonders unter den jungen Leuten.
Gleichzeitig sind auch mehrere Offiziere und Soldaten der libyschen Truppen unzufrieden mit ihrem Staatschef. Während seiner Herrschaft setzte Gaddafi immer ausländische Söldner ein.
Wie in anderen arabischen Ländern gibt es auch in Libyen eine Stammeskultur. Aber nach seinem Amtsantritt erklärte Gaddafi, dass Stämme die größte Barrikade für die Entwicklung der libyschen Gesellschaft seien. In den vergangenen Jahren wurde kontinuierlich eine stammesfeindliche Politik betrieben. Häuptlinge wurden entweder gezwungen, in Städte umzuziehen oder unter Vorwänden direkt ins Gefängnis gebracht. Bei Konflikten bat Gaddafi dann wieder um die Unterstützung der Stämme. Diese Einsicht kam zu spät. Kein Stamm will gemäß Gaddafis Befehl die Hauptstadt Tripolis retten oder gar dem libyschen Staatschef Asyl gewähren.