Parallel zu den Luftangriffen wird auch aktiv nach einer politischen Lösung gesucht. Eine Delegation der Afrikanischen Union (AU) ist vor etwas mehr als einer Woche in Libyen mit Vertretern der Konfliktparteien zusammengekommen. Dabei akzeptierte Gaddafi einen von der AU initiierten Fahrplan zu einer Feuerpause, auch wurde eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Diese beinhaltete eine sofortige Beendigung aller Gefechte und das Erreichen eines Übergangsplanes durch den Dialog aller Fraktionen. Die Initiative der AU wurde allerdings von den Rebellen abgelehnt. Die Oppositionellen führten an, dass der Fahrplan nicht den Rücktritt von Gaddafi und seinen Familienangehörigen beinhalte – ohne dieses Kernstück wollen sie das Vorhaben nicht akzeptieren. Gaddafi will jedoch nicht auf seine Macht verzichten, und so bleiben eine Feuerpause und Verhandlungen weiterhin nur ein schöner Wunsch.
Die westlichen Staaten haben mittlerweile erkannt, dass allein auf militärischem Weg der Konflikt nicht gelöst werden kann. Gleichwohl wurde betont, dass ein Rücktritt von Gaddafi die Voraussetzung für eine politische Lösung der Krise in Libyen sei. Darin unterscheidet man sich also von der Initiative der AU. Einige westliche Staaten versuchen daher sogar, durch politische und wirtschaftliche Mittel einen Rücktritt von Gaddafi herbeizuführen. Der französische Außenminister Alain Juppé sagte vor kurzem, der Weltsicherheitsrat sollte dazu eine neue Resolution verabschieden. Und Medienberichten zufolge bemüht sich die US-Regierung, eine Exil-Möglichkeit für Gaddafi zu realisieren. Demnach suche die Obama-Regierung nach einem Land suchen, "das Gaddafi akzeptieren will".
Beobachter weisen darauf hin, dass Gaddafi in Westlibyen über große Unterstützung und verhältnismäßig starke militärische Kräfte verfügt und deshalb nicht einfach seine Macht aufgeben wird. Die westlichen Staaten hoffen indes weiterhin, durch Luftangriffe die Rebellen unterstützen und auf diesem militärischen Weg die Gaddafi-Regierung stürzen zu können. Verständnis und Vertrauen in die Rebellen sind jedoch nur begrenzt vorhanden, und der Militäreinsatz der Allianz hatte von Beginn an kein klares Ziel und keine systematische Planung. Die internationale Gemeinschaft befürchtet nun, dass es ohne ein Lösen der gegenwärtigen Stagnation in Libyen zu einer schwereren humanitären Katastrophe kommen wird. Sogar ein langer Bürgerkrieg und die Spaltung des Landes werden für möglich gehalten.