Am Mittwochabend haben westliche Länder, darunter Frankreich, Großbritannien und die USA, weiterhin großangelegte Luftangriffe auf Libyen durchgeführt. Dabei sind zahlreiche Menschen getötet und verletzt worden. Das Hauptargument für diese Luftangriffe war, eine humanitäre Katastrophe in Libyen vermeiden zu wollen. Tatsächlich aber sind die Luftangriffe so umfangreich und die Opfer unter der Zivilbevölkerung so groß, dass dieses Vorgehen nicht mehr dem humanistischen Geist entsprechen kann. Beobachter sind nun der Ansicht, dass diese Militärschläge nur unter dem Vorwand der humanitären Hilfe durchgeführt werden, letztendlich aber auf ideologische und wirtschaftliche Interessen zurückzuführen sind. Zhang Yongpeng von der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften etwa sagte:
„In den Augen der westlichen Länder ist die Gaddafi-Regierung ein diktatorisches Regime. Nach dem Lockerbie-Unglück sowie bei der Verteilung der Ölressourcen hatte Muammar al-Gaddafi immer Auseinandersetzungen mit westlichen Regierungen. Aufgrund seiner harten Haltung gilt Gaddafi dem Westen als ein Dorn im Auge. Nach dem Ausbruch der „Jasmin-Revolution" in nordafrikanischen Staaten meint der Westen, dass die Zeit zum Sturz der Gaddafi-Regierung reif ist."
Zhang Yongpeng fuhr fort, darüber hinaus seien wirtschaftliche Interessen auch eine wichtige Ursache für den Militäreinsatz. Libyen liege in der Nähe des Suez-Kanals und sei Erdölförderland, daher sei es für energiehungrige Staaten von besonderem Interesse.
Verglichen mit einigen europäischen Staaten gehen die USA in diesem Fall verhältnismäßig behutsam vor. Die US-Regierung hat mehrmals angekündigt, keine Bodentruppen nach Libyen entsenden zu wollen, auch würden sie sich nur „beschränkt" an den Militärschlägen beteiligen. Dazu sagte Zhang Yongpeng, dies bedeute nicht, dass die Militäraktionen nicht auch die Interessen der USA betreffen würden. Die US-Regierung wolle nur das Verhältnis mit der arabischen Welt nicht weiter strapazieren:
„Die USA haben den Golf-Krieg, den Irak-Krieg und den Afghanistan-Krieg entfesselt und so bei arabischen Staaten einen schlechten Stand. Nach seinem Amtsantritt wollte Barack Obama mit aller Kraft die Widersprüche mit der arabischen Welt abschwächen. Während seines Ägypten-Besuches veröffentlicht er zum Beispiel eine Erklärung, in der er anstrebte, die Beziehungen mit der arabischen Welt abzumildern. Die USA wollen nun eine Führungsrolle bei den aktuellen Aktionen und so weitere Empörung bei den arabischen Staaten vermeiden."