In seiner Festrede sagte Wen Jiabao, dass er die USA und ihre Bevölkerung bei jedem Besuch besser verstehen lerne. Trotz gelegentlicher Differenzen bezeichnete der chinesische Premier die Beziehungen zwischen seinem Land und den USA als positiv:

„Die chinesisch-amerikanischen Beziehungen kommen nicht immer geradlinig voran. Mehrheitlich sind diese Beziehungen jedoch von Dialog und Zusammenarbeit geprägt. Es hat sich in der Realität gezeigt, dass die beiden Länder keine Konkurrenten, sondern Partner sind."

China sei nach wie vor ein Entwicklungsland, so Wen Jiabao weiter. China werde weiterhin an seinem eingeschlagenen Kurs der „Reform und Öffnung nach außen" festhalten und sich friedlich entwickeln.

Wen Jiabao nahm auch Stellung zum Wechselkurs des chinesischen Renminbi und anderen im Westen heiß diskutierten Themen:

„China strebt keinen Handelsüberschuss an. Die hohe Arbeitslosenquote in den USA geht auf keinen Fall auf Chinas Handelsüberschuss zurück. Im Moment gibt es noch keine Grundlage für eine rasche Aufwertung des Yuan. Die angefangene Wechselkursreform entspricht den langfristigen und grundlegenden Interessen Chinas und soll deshalb fortgesetzt werden. Wir werden die Gesetze und Bestimmungen für den Außenhandel weiter optimieren und die Regeln der WTO einhalten, um ein stabiles und transparentes Investitionsklima zu schaffen. Alle rechtlich in China registrierten ausländischen Unternehmen genießen dieselbe Behandlung wie ihre chinesischen Konkurrenten."

Dass China und die USA in allen Fragen übereinstimmen, hält Wen Jiabao für eine Illusion. Viel wichtiger sei, dass eventuelle Meinungsverschiedenheiten angemessen behandelt, und dass beide Länder die Kerninteressen des anderen respektieren würden:

„Die Taiwan- und die Tibet-Frage betreffen die Souveränität und territoriale Integrität Chinas. Es geht hier also um Chinas Kerninteressen. China wird in diesen Fragen keine Kompromisse eingehen. Die USA sollten sich an entsprechende Versprechen halten und die Taiwan-Frage sorgfältig und angemessen beilegen. Sie sollen mit aufrichtigen Taten die friedliche Entwicklung zwischen beiden Seiten der Taiwan-Straße unterstützen."