Die internationale Staatengemeinschaft erhofft sich am bevorstehenden Finanzgipfel sehr viel von China. China selber hat ebenfalls hohe Erwartungen an den G20-Gipfel. Der stellvertretende chinesische Außenminister He Yafei fasst für uns Chinas Standpunkt zusammen:
"In erster Linie müssen alle Länder im Geiste der Solidarität und des Fortschritts handeln und wieder mehr Zuversicht in den Markt und in die anderen Länder entwickeln. Es ist auch ganz wichtig, dass jedes Land ein Konjunkturprogramm basierend auf seinen eigenen Gegebenheiten ausarbeitet. Zudem muss jedes Land seine Makrowirtschaftspolitik besser koordinieren. Als dritten Punkt möchte ich die Reform des internationalen Finanzsystems nennen. Hier müssen die Entwicklungsländer sowohl besser repräsentiert werden als auch ein größeres Mitspracherecht erhalten. Zur Umsetzung dieses Ziels müssen wir einen konkreten Fahrplan ausarbeiten. Genauso wichtig ist die entschiedene Ablehnung des Handelsprotektionismus. An der Doha-Verhandlungsrunde muss nicht nur ein umfassender, sondern auch ein ausgewogener Erfolg erzielt werden. Die Entwicklungshilfe darf ebenfalls nicht vernachlässigt werden. In diesem Bereich muss vor allem die Reduzierung von Finanzhilfe an die Entwicklungsländer unter dem Vorwand der Finanzkrise vermieden werden."
Obwohl China die globale Finanzkrise bisher im Rahmen seiner Möglichkeiten bekämpft hat, erhoffen sich einige westliche Industrienationen noch einen größeren Beitrag aus China. Oft wird dabei auf Chinas enorme Devisenreserven hingewiesen. So wird von China zum Beispiel gefordert, den Internationalen Währungsfonds noch stärker finanziell zu unterstützen, um den Ländern, die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind, besser helfen zu können.
Der stellvertretende chinesische Ministerpräsident Wang Qishan äußerte sich vor kurzem in der renommierten britischen Zeitung "The Times" zu dieser Forderung. In seinem Artikel betonte Wang Qishan, China unterstütze die Bemühungen des Internationalen Währungsfonds und sei bestrebt, mit allen anderen Ländern neue Finanzierungsmethoden zu finden. Bei der Finanzierung des Internationalen Währungsfonds müsse jedoch dem unterschiedlichen Entwicklungsstand oder dem Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt jedes einzelnen Landes Rechnung getragen werden.
Eine ähnliche Meinung vertritt Professor Zhang Shengjun von der Beijinger Pädagogischen Universität. Wie alle anderen Länder müsse auch China einen konstruktiven Beitrag zur Überwindung der Weltwirtschaftskrise leisten. Dieser Beitrag müsse allerdings im Rahmen von Chinas Möglichkeiten liegen, so Zhang Shengjun:
"China soll in internationalen Organisationen mehr Mitspracherecht erhalten und sein Engagement erhöhen. In Bezug auf den Beitrag, welchen China zur Bewältigung der gegenwärtigen Finanzkrise leisten soll, müssen die Grenzen von Chinas Möglichkeiten akzeptiert werden. China ist nicht in der Lage, die ganze Welt zu retten."