Zwar werde die weltweite Rezession auch vor China nicht Halt machen, langfristig aber sei der wirtschaftliche Aufstieg des Landes nicht aufzuhalten, ist Wolfgang Röhr, der Leiter der deutsch-chinesischen Arbeitsgruppe beim deutschen Bundesaußenministerium, überzeugt:
"Die Herausforderungen, denen sich derzeit die Wirtschaft weltweit ausgesetzt sieht, treffen China ebenso wie nahezu alle anderen Länder. Das zweistellige Wachstum der vergangenen Jahre wird sich nicht fortsetzen lassen. Es ist daher richtig, dass die chinesische Regierung mit einem fast 600 Milliarden US-Dollar umfassenden Paket darauf hinwirkt, dass das Wachstum stabilisiert wird. Nur so können die jährlich neu auf den städtischen Arbeitsmarkt drängenden Millionen Menschen in Lohn und Brot gebracht werden. Wohin entwickelt sich China nun nach diesem ereignisreichen Jahr? Ich bin gewiss, nach vorn! Wirtschaftlich wird es - Krise hin, Krise her - jedes Jahr stärker werden. Und politisch wird es immer entschiedener seinen Platz unter den Ländern einfordern und erhalten, die die Weltpolitik entscheidend prägen."
Der Chef der Beijinger Vertretung der deutschen Finanzinformation & Vermögensverwaltung AG, Christian Hofmann, führt die geringen Auswirkungen der globalen Finanzkrise auf den chinesischen Finanzmarkt auf den verhältnismäßig niedrigen Öffnungsgrad der chinesischen Finanzbranche zurück:
"Ich möchte es mal so ein bisschen, um einen anderen Ausdruck zu gebrauchen, als schützende Burg bezeichnen, die im internationalen Sturm steht. In China selber führt das aktive Wechselkursmanagement der Zentralbank vor allem zu einem; und zwar zu einem sehr expansiven Liquiditätsumfeld. In den vergangenen Jahren war es dabei so, dass diese relativ regelmäßigen Währungsentwicklungen der chinesischen Volkswirtschaft und dem Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft sehr zugute gekommen sind, weil es ganz einfach eine gewisse Vorausschaubarkeit und auch eine gewisse Planungssicherheit gebracht hat. Dies hat sowohl chinesischen Exporten als auch dem Zufluss ausländischen Kapitals sehr sehr gut getan. Ich denke, das chinesische Finanzsystem an sich bleibt weiterhin von sehr sehr starken und sehr sehr soliden Mauern umgeben, so dass es eben diesen internationalen Verwerfungen an den Finanzmärkten auch weiterhin wird standhalten können."
Auch Horst Löchel, der Aufsichtsratvorsitzende des Shanghai International Banking and Finance Institute, zeigt sich äußerst zuversichtlich über Chinas künftige wirtschaftliche Entwicklung:
"Ich bin sehr optimistisch über die chinesische Entwicklung. Ich glaube, dass China aus dieser Krise, die wir jetzt schon haben und die sich noch weiter verschärfen wird, als eine der Gewinner hervorgehen wird. Die chinesische Position wird gestärkt sein, nachdem wir diese Krise durchlaufen haben - was übrigens ja auch der Fall war in der Asienkrise vor zehn Jahren. Das hat einfach mit der Grundstellung Chinas in der globalen Wirtschaft und seinem politischen System zu tun. Da besteht für mich überhaupt kein Zweifel."