In den vergangenen 20 Jahren hat die Aufforstung der Ackerflächen in China weltweite Anerkennung gefunden. Mittlerweile sind aber auch Probleme wie der schlechte Boden und niedrige ökowirtschaftliche Effizienzen aufgeforsteter Wälder in den Vordergrund getreten. Angesichts dessen steht China heute vor großen Herausforderungen im Bereich Waldmanagement und Waldforschung. Das Botanikinstitut Kunming der Chinesischen Akademie der Wissenschaften will nun mit deutschen Forstwirten zusammenarbeiten, um Lösungen dafür zu finden.
Statistiken zufolge verursachen Waldschädlinge und -krankheiten beziehungsweise Waldbrände in China jährlich Verluste in Höhe von über 100 Milliarden Yuan RMB. Auf Grund der Monokulturen wurden die ersten künstlichen Schutzwälder in Nord-, Nordost- und Nordwestchina nach einem Bockkäferbefall gänzlich zerstört. Jahrzehnte lange Anstrengungen der Aufforstung wurden damit zunichte gemacht. In zahlreichen Gebieten Südchinas ist der Waldbestand sehr gering. Laut Experten sind die meisten Wälder in China, besonders die aufgeforsteten Wälder nicht gesund, was die ökologische Sicherheit des Landes bedroht. Auch Bodenerosion, Desertifikation und die zurückgehende Artenvielfalt sind Alarmzeichen.
Im Gespräch mit Radio China International sagte Yang Yonghua, stellvertretender Leiter des Botanikinstituts Kunming der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, dass China auf dem Gebiet der Waldbewirtschaftung und -forschung viel von Deutschland lernen könne.
"Deutschland ist im Waldmanagement schon seit vielen Jahren sehr fortschrittlich. Es wird dort nicht nur Wert auf den Holzbestand gelegt, sondern auch auf die Funktion der Wälder und Waldnebenprodukte wie zum Beispiel Pilze. Zudem führt Deutschland bereits seit über hundert Jahren Forstinventuren durch und verfügt über ein ausgereiftes Waldmanagementssystem. In einigen technischen Bereichen wie der Fernabtastung oder geografische Informationsnetze sowie der Ermittlung des Waldbestandes können wir von den Erfahrungen der Deutschen profitieren."
Yang Yongping teilt uns mit, dass sein Institut enge Kontakte und regen Austausch mit deutschen Forstwirten pflegt. Sein Partner, Prof. Christoph Klein von der Universität Göttingen, sei ein Experte der Waldforschung und Berater der FAO, der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft. Derzeit arbeiten chinesische und deutsche Wissenschaftler gerade ihre Projektpläne für die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Forschungsinstitutionen beider Länder aus. Ziel ist es, naturnahe und standortgerechte Wälder in China aufzubauen.
Die Kooperation des Kunminger Instituts mit Deutschland sei seit den 1990er Jahren immer intensiver geworden, sagt Yang Yongping.
"Besonders seit den 1990er Jahren pflegen wir eine intensive Zusammenarbeit mit der deutschen Seite. Wir haben gemeinsam Projekte beantragt und durchgeführt. Unsere gemeinsamen Forschungen basieren auf beiderseitigem Interesse. Es handelt sich dabei vorwiegend um pflanzliche Ressourcen, Forschungen über chemische Stoffe in den Pflanzen oder auch die Entwicklung von pflanzlichen Heilmitteln. "
Zudem hat das Botanikinstitut Kunming auch zahlreiche Nachwuchsforscher zu zwei- bis dreijährigen Forschungsaufenthalten nach Deutschland entsandt. Einige davon haben Stipendien der Alexander von Humbolt-Stiftung und anderen Stiftungen bekommen.
Yang Yongping betont zudem, dass China großen Wert auf Kooperationen mit Industriestaaten im Bereich Waldmanagement lege.
"Solche Kooperationen sind für beide Seiten nutzbringend. Dabei können sich die jeweiligen Länder gut ergänzen. Außerdem ist die internationale Zusammenarbeit auch ein Weg, von einander zu lernen und das Wissen zu bereichern. Für uns chinesische Wissenschaftler ist zum Beispiel beachtenswert, dass unsere Kollegen in Deutschland und anderen Industrieländern bei der Wahl ihrer Forschungsthemen den globalen Blickwinkel hervorheben. Sie beschäftigen sich intensiv mit Themen, die global bedeutend sind. "
Laut Yang Yongping seien die Forschungen über Waldmanagement und -bewirtschaftung in China zurzeit mit entsprechender Waldpolitik von einander getrennt. Viele Forschungsergebnisse könnten nicht rechtzeitig den politischen Entscheidungen der Forstverwaltungsbehörden dienen, was aber in Industrieländern wie Deutschland anders sei. China sei ein großes Land mit großem Entwicklungspotenzial der Waldressourcen. In vielen Bereichen bezüglich der Waldforschung und -bewirtschaftung könnten China und Deutschland gut zusammenarbeiten.