Trump stellt trotz Verlust von Menschenleben Politik über Wissenschaft

2020-05-19 15:52:51

Donald Trumps Wahlkampf im Jahr 2016 beeindruckte viele zum Teil aufgrund seiner öffentlichen Verachtung der Wissenschaft, wie seiner Skepsis gegenüber Impfstoffen und der Behauptung, der Klimawandel sei ein „Schwindel“, den China erfunden habe. Viele konnten sich nicht vorstellen, dass sein Verhalten nach dem Amtsantritt unverändert fortgeführt würde, dass Trump Expertenwissen und wissenschaftliche Erfahrung für seine eigenen politischen Vorteile ignorieren würde. Die aktuelle Corona-Krise hat nun aber genau dies bewiesen.

Die jüngste Entscheidung der Trump-Regierung, den führenden Virologen des Landes, Rick Bright, im kritischsten Moment der öffentlichen Gesundheitskrise abzusetzen, hat die Wissenschaftswelt erneut schockiert. Bright führte die US-Regierungsbehörden bei der Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffes an, wurde aber im April von seinem Posten enthoben, weil er sich weigerte, die von Trump geförderte medikamentöse Behandlung als möglichen „Wendenpunkt“ im Kampf gegen die COVID-19-Epidemie voranzutreiben.

Es war nicht das erste Mal, dass Trump eine klare Missachtung der Wissenschaft an den Tag legte. Trump hat das kritische Zeitfenster, das eigentlich der Vorbereitung auf das Virus gedient haben könnte, stattdessen genutzt, um das Virus herunterzuspielen und das trotz des internationalen Gesundheitsnotstandes, der von der Weltgesundheitsorganisation ausgerufen wurde. Im Februar warnte Nancy Messonnier, Direktorin des Nationalen Zentrums für Immunisierung und Atemwegserkrankungen der CDC, die USA öffentlich davor, dass sich das neuartige Coronavirus mit großer Wahrscheinlichkeit in den USA verbreiten werde. Die CDC forderten auch Krankenhäuser und Gemeinden auf, sich auf die Ausbreitung des Virus vorzubereiten. Trumps erste Reaktion war jedoch nicht die Überlegung, ob es in den USA zu einer Epidemie kommen könnte, sondern sich über ihre Kommentare zu ärgern, als der Aktienmarkt zusammenbrach. Er rief den Gesundheitsminister Alex Azar an und drohte Messonnier mit der Entlassung, da sie die US-Öffentlichkeit „unnötigerweise“ verängstigt habe. Seitdem tritt Messonnier bei den Pressebriefings des Weißen Hauses weniger in Erscheinung.

Anthony Fauci, der führende Experte für Infektionskrankheiten der USA, hat den Behauptungen von Trump ebenfalls wiederholt widersprochen. Er hat in einem CNN-Interview eingeräumt, dass mehr Leben hätten gerettet werden können, wenn Präventivmaßnahmen früher ergriffen worden wären. Trump war damals so verärgert, dass er einen Tweet teilte, in dem die Entlassung Faucis gefordert wurde.

„Ich mag dieses Zeug. Ich verstehe es wirklich. Die Leute sind überrascht, dass ich es verstehe“, sagte Trump. „Vielleicht habe ich eine Begabung. Vielleicht hätte ich das tun sollen, anstatt als Präsident zu kandidieren.“ Trumps auffallende Wichtigtuerei über seine wissenschaftlichen Kenntnisse während eines Besuchs bei den CDC hat viele überrascht, vielleicht noch mehr, als er im darauffolgenden Monat vorschlug, sich Desinfektionsmittel zu injizieren, um das Virus abzutöten. Die Erklärung hat zu wachsender Kritik von Experten und weltweitem Spott geführt.

Jerry Taylor, Präsident des Niskanen Center, hat erklärt, warum Wissenschaft und harte Daten keinen Platz in der Trump-Regierung haben: „Wissenschaftler sagen ihnen unbequeme Dinge. Egal ob wir nun über das Umweltschutzamt sprechen oder über den Klimawandel im weiteren Sinne oder über das Coronavirus, die Trump-Regierung ist ständig mit magischem Denken beschäftigt.“

Trump glaubt nicht an Komplexität oder besser gesagt, er kann seinen Wählern keine komplizierte Geschichte einer Pandemie verkaufen. Er kann seinen Wählern im Vorfeld der Wahlen nur Vertrauen und Behauptungen verkaufen. Aber dies könnte schlimme Folgen haben. Während Trump weiterhin Personen feuert, die ihm widersprechen, versinkt das Weiße Haus in Trumps eigener politischer Maschinerie, die die Glaubwürdigkeit des ganzen Landes zermalmt. Und die Antwort auf die Frage, warum die Vereinigten Staaten bei der Epidemiebekämpfung so schlecht abgeschnitten haben, könnte einfach in Trumps langer Tradition liegen, wissenschaftliches Fachwissen für politische Zwecke zu untergraben.

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