Am Nachmittag sind die Menschen weggegangen und der Yucai-Gemüsemarkt im Bezirk Xiaoshan in der Stadt Hangzhou ist wieder ruhig. Der Fischstand-Besitzer Shen Jianjiang räumt seinen Stand auf und nimmt Pinsel, Xuan-Papier und Zeitungen raus. Er geht zu einem leeren Stand und beginnt mit seiner „künstlerischen Phase“ des Tages.
Der 53-jährige Shen Jianjiang betreibt seit 23 Jahren einen Fischstand im Yucai-Gemüsemarkt. Er ist auch ein Liebhaber der traditionellen chinesischen Malerei. Vor zehn Jahren hat er seinen Kindheitstraum, Maler zu werden, wieder mit Leben erfüllt. Seitdem übt er im Markt die Maltechniken. Als Shen Jianjiang in den 1980er Jahren das erste Buch über die traditionelle chinesische Malerei gekauft hatte, pflanzte er sich die „künstlerische Saat“ in sein Herz, wo sie Wurzeln schlug. „Ich habe an einem Malkurs teilgenommen. Aber mit der Zeit habe ich die Pinsel wieder beiseite gelegt“, erinnert sich Shen.
Die Rückkehr zur Malerei war nicht reibungslos. Shen Jianjiang, der lange Jahre nie gemalt hat, wollte einen Lehrer finden, um seine Grundfertigkeiten zu stärken. Aber der Lehrer, den er aufsuchte, hat ihn abgelehnt. Trotzdem wurde Shen Jianjiang nicht dadurch entmutigt. Als er einmal bei der Lieferung von Fischen zufällig an dem Kalligrafie- und Malereiverein der Bauern des Bezirks Xiaoshan vorbeigefahren war, hatte er seinen Mut zusammengenommen und an die Tür des Vereins geklopft. Wang Bogen, Direktor des Vereins, hätten die Werke von Shen gut gefallen. Er hat Shen geholfen, in einen Malkurs aufgenommen zu werden. Später ist Shen zu einem offiziellen Mitglied des Vereins geworden.
In der Wohnung von Shen Jianjiang hängen an jeder Wand seine Werke. Obwohl er täglich oft Fische und Krebse sieht, malt er gerne Landschaften der chinesischen Tuschmalerei. Er hat bereits mehr als 600 Werke gemalt, von denen auch viele Preise gewonnen haben.
Neben dem Streben nach dem Malereitraum setzt er sein Geschäft weiter fort. Täglich um vier Uhr fährt Shen Jianjiang los, um Waren einzukaufen. Zurück im Gemüsemarkt legt er die Fische und Krebse auf seinen Stand und verkauft mit seiner Frau die Waren. Nach dem Ende der täglichen Arbeit geht er in sein „Studio“. Das sogenannte „Studio“ ist eigentlich eine kleine Kabine mit einer Fläche von rund 20 Quadratmeter. Darin gibt es einen langen Tisch, bedeckt mit Filz. Darauf liegen Xuan-Papier, Farbstoffe und Tuschen.
Am Abend wird der Gemüsemarkt wieder allmählich gut besucht. Shen Jianjiang blickt von dem leeren Stand, an dem er malt, auf seinen Fischstand zurück. Seine Frau bringt gerade die Waren in Ordnung. Er blickt wieder auf seine Hände. Er hat fast den perfektesten Zustand des Lebens mit einer poetischen Seite und einer anderen weltlichen Seite gefunden.