Gesellschaft sorgt für Betreuung ehemaliger Wanderarbeiter

2021-10-14 08:00:00

Zhao Yue'e, 56, ist in diesen Tagen so müde, dass sie selbst nach dem morgendlichen Wecker nicht mehr aus dem Bett kommt und schon während des Mittagessens einschläft. Sie hat bis November dieses Jahres genau 35 Jahre lang als Putzfrau in Shenyang, der Hauptstadt der nordostchinesischen Provinz Liaoning, gearbeitet.

Laut der „Studie über die Wanderarbeiter in Städten 2020“, die vom Staatlichen Statistikamt veröffentlicht wurde, gibt es 68.5 Millionen ältere Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter über 50 Jahre alt. Zhao Yue'e zählt gerade zu dieser Gruppe. Diese Menschen kommen in ein Alter, in dem sie es sich nicht mehr leisten können, weiter zu arbeiten, um in der Stadt Geld zu verdienen. Sie alle stehen vor dem Dilemma oder werden bald vor der Entscheidung stehen, ob sie sich in der Stadt zur Ruhe setzen oder in ihre Heimatdörfer zurückkehren wollen.

Zhao Yue'e hat seit langem geplant, mit 58 Jahren aufs Land zurückzukehren. Sie hat eine 82-jährige Mutter und eine 64-jährige Cousine im Dorf. Ihr Vater ist früh gestorben und ihre alte Mutter braucht jemanden, der sich um sie kümmert.

Zhao Yue'e sagt, die Luft im Dorf sei gut und der Lebensstandard habe sich in den vergangenen Jahren beträchtlich verbessert. Die Häuser sind auch viel geräumiger als früher. Die Dorfbewohner könnten Hühner und Enten züchten und Gemüse anbauen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Dagegen seien die Lebenshaltungskosten in der Stadt zu hoch. Zhao Yue'e möchte ihrer Tochter, die sich in der Stadt niedergelassen hat, nicht noch mehr zur Last fallen. So entschloss sie sich, ins Heimatdorf zurückzukehren.

Etliche Wanderarbeiter entscheiden sich auch dafür, ihren Ruhestand in kleineren Städten zu verbringen. Die 65-jährige Cai Wenying ist eine von ihnen. 2019 verkaufte sie ihr vier Mu (0,26 Hektar) großes Ackerland auf dem Land und kaufte eine 78 Quadratmeter große Wohnung mit zwei Schlafzimmern in der Gemeinde Goubangzi in Jinzhou, Provinz Liaoning, für insgesamt 270.000 Yuan. Was die medizinische Versorgung angehe, sagte Cai Wenying, könnten chronische Krankheiten wie Bluthochdruck im Krankenhaus der Gemeinde behandelt werden. Selbst bei schweren Krankheiten sei die Gemeinde nur gut 70 Kilometer vom Stadtzentrum Jinzhou entfernt, so dass es nicht allzu schwierig sei, zur medizinischen Behandlung in die Stadt zu fahren.

Immer mehr ältere Wanderarbeiter stehen vor der Entscheidung, wo sie in den Ruhestand gehen wollen, während die zuständigen Behörden vor dem Problem stehen, wie sie die Bevölkerungswanderung vernünftig gestalten können. „Ob nun die älteren Wanderarbeiter in der Stadt oder auf dem Land in ihren Ruhestand gehen, es sollte ein lebenswertes Umfeld vorhanden sein“, sagte Wang Lei, Direktor des Instituts für Soziologie an der Akademie für Sozialwissenschaften der Provinz Liaoning.

Wang Lei sagte, dass kleine und mittelgroße Städte im Zuge der Verstädterung des ländlichen Raums versuchen sollten, Ackerland und Vegetation auf dem Land zu schützen. Dabei sollten die ländlichen Gemeinden die Strukturen der landwirtschaftlichen Ära beibehalten, damit sich ältere Wanderarbeiter, die in ihre Heimatdörfer zurückkehren, schnell an ihr Leben anpassen können. Für ältere Wanderarbeiter, die in der Stadt bleiben wollen, sollten die Kommunen eine bevorzugte Wohnungspolitik betreiben, Wohltätigkeitsfonds zur Unterstützung der Armen einrichten und die Betreuung von älteren, schwachen, kranken und behinderten Menschen zentralisieren.

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