Wachsfiguren chinesischer Art zeigen normale Menschen lebensecht

2021-03-30 08:00:00

Zhou Xuelong ist eine 47-jährige Wachsfigurenkünstlerin. Mit ihrer Leidenschaft und ihren exquisiten Fähigkeiten hat sie in den vergangenen zwei Jahrzehnten zahlreiche hervorragende Werke geschaffen, die mittlerweile große öffentliche Anerkennung fanden. Ihre lebensechten Figuren werden nunmehr als die chinesische Version von Madame Tussaud's Wachsfiguren bezeichnet. Besonders erwähnenswert ist jedoch, dass Zhou Xuelong darauf besteht, statt historischer Persönlichkeiten und Stars und Sternchen aus Politik, Geschichte, Sport und der Unterhaltung eher durchschnittliche Erwerbstätige wie Bauern und Arbeiter als Wachfiguren nachzubilden. Sie sagte, ihre Kunstwerke sollten in der chinesischen Kultur tief verwurzelt sein. Es sei schon immer ihr Wunsch gewesen, „ein Porträt“ für dieses Zeitalter zu schaffen, sagte Zhou.

„Das war's für heute, meine Herren. Wir machen zu.“ Ein Wachmann rief zwei älteren Männern zu, die gerade konzentriert Schach spielten. „Hören Sie bitte auf zu spielen, wir schließen jetzt!“ Die beiden Senioren waren jedoch scheinbar völlig in die Welt des Schachs abgetaucht und reagierten nicht.

Zhou Xuelong, die von der Seite das Geschehen beobachtete, löste schließlich das Rätsel auf: „Das sind doch Wachsfiguren! Keine echten Menschen!“ Der Wachmann konnte es aber trotzdem kaum glauben und zweifelte zunächst an ihren Worten. Er klopfte einem der alten Schachspieler auf die Schulter und rieb sich dann immer wieder verwundert die Augen, bevor er es endlich wirklich fassen konnte und ausrief: „Unglaublich, die sind einfach zu echt!“

Die lustige Szene spielte sich während einer Kulturmesse im Jahr 2019 im südchinesischen Shenzhen ab. Die beiden Senioren, die den Wachmann „getäuscht“ hatten, waren lebensechte, ja sogar lebendig wirkende Wachsfiguren, die Zhou Xuelong ihrem Vater und ihrem Schwiegervater nachempfunden hatte.

Chinas Wachsfigurenkunst steckt derzeit immer noch in den Kinderschuhen. Bislang gibt es noch keine Bildungseinrichtungen, die entsprechende Kurse anbieten. Überdies besteht kein einheitlicher Standard für das Schaffen der Wachsfiguren. Zhou Xuelong zufolge dauert es in der Regel drei Monate, um ein Wachsfigur zu erstellen, und ein bis zwei Jahre für ein schwieriges Werk.

Da ihre Werke von immer mehr Menschen in- und außerhalb des Kunstkreises anerkannt werden, wird sie von einigen Zuschauern als die chinesische „Madame Tussaud's“ bezeichnet. Dennoch bleibt sie gelassen und nüchtern: „Der Wert der Kunst liegt nicht in der Nachahmung. In der Geschichte der Wachsfigurenkunst wird es nur eine Madame Tussaud geben. Und die chinesische Wachskunst sollte ihren eigenen Weg gehen.“

Zhou Xuelong betont: „Um eine gute Wachsfigur zu schaffen, braucht man nicht viel tiefgründige Theorie. Das Wichtigste dabei ist geduldige Arbeit und die Sammlung entsprechender Erfahrungen.“

Ihr zufolge muss man beim Schaffen einer Wachsfigur in erster Linie Informationen des nachzubildenden Objekts sammeln, eine 3D-Modellierung erstellen und gewisse Silikonformen bauen. Hinzu kommen noch Färben und Schminken, Haarimplantate, Augenbrauenimplantate, Wimpernimplantate, erneutes Schminken und schließlich das Ankleiden. Eine komplette Wachsfigurenkreation umfasse oft ein Dutzend großer und kleiner Prozesse.

Mittlerweile haben sich mehr als 70 junge Menschen ihrem Team angeschlossen. Nach ihren zukünftigen Plänen gefragt, sagt Zhou Xuelong: „Wir fühlen uns verpflichtet, unser eigenes nationales Wachsmuseum zu errichten, in der Hoffnung, Wachsfiguren zu verwenden, um unsere eigenen kulturellen Charakteristika und nationalen Besonderheiten hervorzuheben. Es ist also eine gesunde Konkurrenz zu den Studios, die sich auf Wachsfiguren von Prominenten spezialisiert haben. So können wir gemeinsam Fortschritte erzielen.“

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