Tonkin-Schwarzlanguren im Naturschutzgebiet Mayanghe in Guizhou

2021-03-29 08:56:54

Am Rande der Straße steht Xiao Zhijin und schaut auf die Bergklippe, die vor ihm 100 Meter in den Himmel ragt. Der nicht allzu große dunkelhäutige Mann stößt einen markanten Pfiff in Richtung der Bergklippe aus. Daraufhin bewegen sich mehrere Affen mit elastischen Sprüngen an Zweigen von der Klippe herunter zu Xiao Zhijin und beginnen, um ihn herumzuspielen. Es sind Tonkin-Schwarzlanguren, die zur Gruppe der Schlankaffen gehören.

„Vor kurzem haben die in unserem Gebiet lebenden Tonkin-Schwarzlanguren sechs Babys zur Welt gebracht. Die goldene Farbe der Babys sieht so lieb aus“, sagt Xiao Zhijin und lächelt hinter seinem Mundschutz. In seine Hand legt er gereinigte Süßkartoffelstücke. Die Languren mit ihren dicken glänzend schwarzen Haaren nehmen nacheinander die Süßkartoffelstücke aus seiner Hand. Auch einige Babys Tonkin springen auf den Mann, um einige der Süßkartoffeln zu erhaschen.

Die Tonkin-Schwarzlanguren sind eine staatlich geschützte Tierart der ersten Klasse in China und gehören weltweit zu den gefährdete Arten. Im nationalen Naturschutzgebiet Mayanghe in der südwestchinesischen Provinz Guizhou, der Heimat von Xiao Zhijin, leben rund 600 Tonkin-Schwarzlanguren. Das entspricht einem Drittel der weltweiten Gesamtpopulation. Hier in Mayanghe lebt die weltweit größte Population von Tonkin-Schwarzlanguren. Xiao Zhijin ist Spitzenexperte für die Renaturierung dieser Primaten und lebt seit 24 Jahren mit ihnen zusammen. Deshalb wird er oft scherzhaft als „Affenjunkie“ oder „Schutzpatron der Tonkin-Schwarzlanguren“ bezeichnet.

Aufgrund der COVID-19-Pandemie konnte Xiao Zhijin ein Jahr lang die Tonkin-Schwarzlanguren nicht füttern. Trotzdem kommen die Affen noch gerne zu ihm, wenn er sie mit seinem Pfiff an der Bergklippe ruft.

Vor mehr als 30 Jahren liefen die wachsamen Tonkin-Schwarzlanguren stets weg, wenn sie Menschen sahen. Weil sie gerne Getreide vom Feld fraßen, waren sie bei den Dorfbewohnern nicht gern gesehen und wurden oft gejagt. Doch konnten sich die aufmerksamen Tonkin-Schwarzlanguren stets erfolgreich dem Zugriff der Menschen entziehen.

Seit der Einrichtung des Naturschutzgebiets Mayanghe im Jahr 1987 haben die Konflikte zwischen Menschen und Languren allmählich abgenommen. Die Dorfbewohner verliebten sich immer mehr in die Affen. „Wenn die Tonkin-Schwarzlanguren jetzt Süßkartoffeln von den Dorfbewohnern stehlen, sind die Dorfbewohner nicht mehr verärgert, sondern machen Fotos mit ihnen“, sagt Xiao Zhijin sichtlich zufrieden.

Im Naturschutzgebiet Mayanghe haben die Dorfbewohner nicht nur Ackerland wiederaufgeforstet und Tee angepflanzt, sondern errichteten auch verschiedene Installationen wie beispielsweise Plattformen zur Beobachtung der Affen und Einrichtungen zur Unterhaltung von Touristen. Liu Yongqiang, ein Dorfbewohner in Mayanghe, betreibt eine mehr als 13 Hektar große Teeplantage. Nach seinen Worten haben die Dorfbewohner und die Tonkin-Schwarzlanguren jetzt Freundschaft geschlossen und leben friedlich nebeneinander. Sie seien eine Bereicherung für die Dorfbewohner. „Während des Frühlingsfestes kommen Tausende von Besuchern ins Dorf, um die Affen zu beobachten. Die Ferienwohnungen im Dorf sind dann immer ausgebucht.“

In den vergangenen 70 Jahren wurden in China mehr als 2700 Naturschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 1,4 Millionen Quadratkilometern gegründet. Diese garantieren das Überleben und die Fortpflanzung zahlreicher Wildtierpopulationen.

Xiao Zhijin näherte sich dem Rentenalter, hat aber beschlossen, noch viele Jahre bei seinen „Kindern“ in den Bergen zu bleiben. Dabei beschützt er nicht nur die Tonkin-Schwarzlanguren, sondern betreut auch eine wichtige Genbank der hier lebenden Wildtiere und Pflanzen.

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