Tibeter Nyima: Früher Leibeigener, heute Überlieferer des Jiho-Drowo-Tanzes

2021-03-27 08:00:00

Die Tibeter lebten vor der demokratischen Reform von 1959 in einer feudalen theokratischen Leibeigenen-Gesellschaft, in der Mönche und Adlige herrschten. Die Grausamkeit dieses Gesellschaftssystems stand der des Mittelalters in Europa nicht nach.

Am 28. März 1959 verkündete die chinesische Zentralregierung, dass die tibetische Lokalregierung aufgelöst worden sei. Damit wurde auch ein Zeichen der Befreiung der zahlreichen Leibeigenen in Tibet gesetzt.

Der Jiho-Drowo-Tanz ist eine besondere Kunstform in der traditionellen tibetischen Tanzkultur und kann auf eine Geschichte von mehr als 1300 Jahren zurückblicken.

Vor der demokratischen Reform in Tibet 1959 waren Nyima und alle anderen Mitglieder seiner Familie Leibeigene der Sklavenhalterfamilie Siwo. Nyima hütete damals Rinder und Schafe und verrichtete Felderarbeiten für die Familie Siwo. Außerdem musste er durch die Aufführung des Jiho-Drowo-Tanzes Steuern an das Riwo Deqing- Kloster zahlen. Der Drowo-Tanz hat Nyima in den alten Zeiten unendlichen Schmerz gebracht.

„Mit den Drowo-Tanz-Aufführungen sollte Geld gesammelt werden, um Steuern an das Riwo Deqing-Kloster zu zahlen. Für die Tanz-Auftritte mussten die Drowo-Tänzer ihre Haare lang wachsen lassen. Es gab aber junge Tänzer, die sich ihre Haare heimlich abgeschnitten hatten, um dem Auftritt zu entkommen. Sie wurden vom Tanzlehrer festgenommen und ausgepeitscht“, erzählt Nyima.

Nach der demokratischen Reform 1959 führt Nyima durch die Fortführung des Drowo-Tanzes ein glückliches Leben. Als Vortänzer bringt er die gesamten Tanzbewegungen und den Rhythmus unter seine Kontrolle. Nyima hat im Dorf Jiho über 80 Tänzer ausgebildet und ein Drowo-Tanz-Ensemble gegründet. Dank seines Engagements wurde dieser traditionelle tibetische Tanz mit dem „Bergblume-Preis“, dem höchsten Preis für volkstümliche Künste, ausgezeichnet. Die jungen Ensemblemitglieder gehen oft auf Tournee in andere Landesteile, wodurch ihr Horizont erweitert werden konnte. Die Drowo-Tanz-Aufführungen gelten in Jiho zudem als ein wichtiges Mittel zur Armutsbekämpfung.

Heute lebt Nyima mit seiner Tochter, seinem Schwiegersohn und seinen zwei Enkeln in einem zweistöckigen Haus im tibetischen Stil. In der Freizeit bringt er seinem Enkel Tsering Dondrop den Drowo-Tanz bei, mit der Hoffnung, dass dieser volkstümliche Tanz an die kommenden Generationen weitergegeben werden kann.

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