COVID-19: Chinesen sollen zum Frühlingsfest nicht reisen

2021-01-22 08:00:00

Chinas Zentralregierung und die lokalen Regierungen haben die Bevölkerung aufgefordert, während des diesjährigen Frühlingsfests auf Reisen in die Heimat zu verzichten und stattdessen an ihren Wohnorten zu bleiben. Grund dafür ist der jüngste Ausbruch von COVID-19 in mehreren Landesteilen.

Das Frühlingsfest ist in China der traditionelle Beginn eines neuen Jahres und der wichtigste Feiertag. Für viele Chinesen, die weit weg von ihren Familien leben, ist es eine Zeit, um in ihre Heimat zu reisen und manchmal auch die einzige Chance im Jahr. Die meisten Transportzentren Chinas sind zu dieser Zeit daher voll von Menschen, die quer durch das Land fahren, um ihre Familien wiederzusehen. Die 40-tägige Reisephase im Zusammenhang mit dem Frühlingsfest oder auch „Chunjie“ ist als „Chunyun“, also „Frühlingsverkehr“, bekannt und ist die hektischste Zeit für das chinesische Transportwesen.

In diesem Jahr könnte sich aufgrund der COVID-19-Pandemie jedoch eine besondere Situation ergeben, da sporadisch auftretende Infektionen in mehreren Provinzen den Menschen und der Regierung Sorgen machen. In der vergangenen Woche meldete die chinesische Nationale Gesundheitskommission landesweit 1.727 bestätigte COVID-19-Neuinfektionen, die meisten davon in Beijing, der nordchinesischen Provinz Hebei und den nordostchinesischen Provinzen Heilongjiang und Jilin.

Um die Pandemie einzudämmen, haben sieben chinesische Ministerien, darunter das Ministerium für Personal und soziale Absicherung sowie das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie, ein landesweites Aktionsprogramm angekündigt. Demnach sollen ab dem 21. Januar bis Ende März durch gezielte Maßnahmen vor allem die Wanderarbeiter statt zur Heimreise zum Verbleib in ihren Arbeitsstädten ermutigt werden. Konkret sollen im Verlauf des traditionellen chinesischen Neujahrsfests verschiedenartige Veranstaltungen organisiert werden und Unternehmen werden dazu ermutigt, den Wanderarbeitern zusätzliche Arbeitsmöglichkeiten zu geben sowie ihnen sogenannte Hongbao zu geben, kleine, rote, mit Geld gefüllte Umschläge, die eine alte Tradition zum chinesischen Neujahrsfest sind. Außerdem sollen kulturelle Veranstaltungen in den Unternehmen und in der Gesellschaft organisiert werden. Das Aktionsprogramm fordert Unternehmen außerdem dazu auf, den Online- und Offline-Service für ihre Arbeiter zu verbessern und regelmäßig Job-Börsen vor allem hinsichtlich Stellen für Kurzarbeit zu veranstalten.

Die Behörden in großen chinesischen Städten sollen im Verlauf des Frühlingsfestes ihre bedarfsgeprüften Geldleistungen der Arbeitslosenversicherung, darunter Nothilfe für Arbeitslose, erhöhen und Sozialschwachen mehr Zuschüsse zur Verfügung stellen. Hinzu kommt eine zusätzliche wirtschaftspolitische Hilfe für Wanderarbeiter bei der Arbeitssuche. Menschen aus ländlichen Regionen soll im Vergleich zu anderen Menschengruppen dabei Priorität eingeräumt werden.

Beijing zählt zu den großen chinesischen Metropolen, die die meisten Wanderarbeiter beherbergen. Die Regierung der chinesischen Hauptstadt rechnet damit, dass während der diesjährigen Reisephase zum Frühlingsfest weniger Menschen als sonst die Stadt verlassen werden. Nach Einschätzung der Beijinger Verkehrskommission werden während des „Chunyun“, der am 28. Januar beginnt und bis zum 8. März dauert, 13,42 Millionen Menschen die chinesische Hauptstadt verlassen. Das sind 43 Prozent weniger als im Vorjahr.

Noch dramatischer zurückgegangen ist bereits die Zahl der Menschen, die im Vorfeld der Reisephase die südchinesische Metropole Guangzhou verlassen haben. Vom 1. Januar bis 14. Januar reisten 603.000 Menschen aus Guangzhou ab, 53 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2020.

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