Seit 18 Jahren arbeitet Song Weifeng als Reiniger am Ostbahnhof Hanzhou, der Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Zhejiang. Schon im ersten Jahr seiner Arbeit erlebte er den Ausbruch einer Pandemie – damals verbreitete sich weltweit das tödliche SARS-Virus. Damals gab es in Hangzhou auch vereinzelte bestätigte Fälle. Song Weifeng erinnerte sich daran, dass zu jener Zeit lediglich einige Wohnsiedlungen und Geschäftsstraßen der Stadt Hangzhou abgeriegelt wurden. „Im Vergleich dazu hat sich COVID-19 aber äußerst schnell und weiter verbreitet. Wir müssen also flächendeckend reinigen und desinfizieren“, sagt Song.
Während die COVID-19-Pandemie noch andauert, steht das Frühlingsfest bereits vor der Tür. Über die Feiertage zum traditionellen chinesischen Neujahr werden Milliarden Einzelfahrten per Eisenbahn erwartet. Ausgerechnet der Ostbahnhof Hangzhou gilt als ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Jangtse-Delta. All diese könnte die Eindämmung der Pandemie schwieriger machen.
Song Weifeng und seine Kollegen tragen jeder acht Liter flüssiges Desinfektionsmittel. Aus Gründen der Arbeitssicherheit ist die Wischdesinfektion der Sprühdesinfektion generell vorzuziehen, ausgenommen sind schwer erreichbare Stellen. Angesichts des großflächigen Geländes im Bahnhof seien Reinigung und Desinfektion äußerst schwierige Arbeiten, sagt ein Vertreter der Bahnhofverwaltung.
„Da es am Tag große Menschenmengen gibt, arbeiten die Reiniger in der Regel am Abend. Meistens dauert die Desinfektion bis zwei Uhr morgens. Pro Tag und Person werden wir 30 Kilometer laufen und nahezu 100 Liter Desinfektionsmittel einsetzen“, sagt Liu Rui, Leiter des Reinigungsteams am Ostbahnhof Hangzhou.
Das Reinigungsteam wurde bis zum Höhepunkt der Pandemie im vergangenen Jahr auf acht Mitglieder verstärkt. Song Weifeng sagt, sein Team sei bereits auf eine zweite Welle der Pandemie vorbereitet.
„Abfahrt, Ankunft, Einkaufsviertel und Busstationen zählen in der Regel zu den Schwerpunktbereichen unserer Arbeit. Theoretisch sollen diese Stellen alle zwei Stunden desinfiziert werden. Nach großen Anstürmen der Passagiere wird extra eine ergänzende Desinfektion durchgeführt“, sagt er.
Neben dem Bahnhofgelände sorgt das Reinigungsteam überdies für die Desinfektion der Flughafenbusse, die Passagiere vom Xiaoshan International Airport zum Ostbahnhof befördern.
Ni Jun, Vertreter der Hygiene-Abteilung des Ostbahnhofs, sagt: „Wir müssen uns auf den Reiseansturm zum bevorstehenden Frühlingsfest einstellen. Damit die Reisephase zum Neujahrsfest reibungslos verläuft, werden die Kontroll-und Reinigungsteams unseres Bahnhofs weiter verstärkt.“
Die 40-tägige Reisephase ist in China auch als „Chunyun“ bekannt, die hektischste Zeit rund um das chinesische Neujahrsfest, das dieses Jahr auf den 11. Februar fällt. Die „Chunyun“ beginnt am 28. Januar und dauert bis zum 8. März. Im Großen und Ganzen hat China die Pandemie weitgehend unter Kontrolle gebracht, aber sporadisch tauchen immer mal wieder Fälle auf. Infolgedessen hat der Ostbahnhof Hangzhou genaue Vorgaben zu Belüftung, Desinfektion, Temperaturmessung, zur Steuerung von Menschengruppen und zum Ausbau des Personalgesundheitsmanagements ausgearbeitet und wird überdies weitere Maßnahmen ergreifen.
Die Heimat von Song Weifeng ist ein Dorf in der zentralchinesischen Provinz Henan. Er sagt, er werde dem Aufruf der Regierung folgen und während der Feiertage in Hangzhou bleiben statt nach Hause zu reisen. „Außerdem werde ich dringend gebraucht“, sagt Song.