Chinesische Experten warnen vor nachlassender COVID-19-Wachsamkeit in ländlichen Regionen

2021-01-13 14:30:30

Chinesische Medizinexperten haben sich für eine Erhöhung der Wachsamkeit hinsichtlich der COVID-19-Pandemie in den ländlichen Regionen Chinas ausgesprochen. Den jüngsten Ausbruch des Virus in der nordchinesischen Provinz Hebei, bei dem die meisten bestätigten Infektionen aus dem ländlichen Raum stammen, führen die Mediziner in erster Linie auf einen Mangel an Aufmerksamkeit und das schwache Gesundheitsbewusstsein der Landbevölkerung zurück.

Einem Bericht der Gesundheitskommission von Hebei zufolge, sind mehr als 85 Prozent der bestätigten COVID-19-Neuinfektionen bei dem Ausbruch in der Provinz Menschen auf dem Lande.

Wu Hao, ein Berater der Nationalen Kommission für Gesundheitsversorgung, erklärte, ländliche Einwohner, vor allem Senioren, seien besonders anfällig für die Ansteckung, da es bei dieser Menschengruppe weitgehend an Bewusstsein und Wissen fehle, wie man die Ausbreitung des Virus richtig eindämme.

Der Gesundheitskommission von Hebei zufolge gab es in den Dörfern zuletzt sehr viele Menschenansammlungen, wie etwa Hochzeitsfeiern, Banketts und Beerdigungen, an denen viele Dorfbewohner teilgenommen haben, bei denen anschließend eine COVID-19-Infektion bestätigt wurde.

Beim ersten bestätigten Fall in der nordchinesischen Provinz handelte es sich beispielsweise um eine 61-jährige Frau aus Shijiazhuang. Sie hatte ihre Verwandten besucht und anschließend gemeinsam mit ihnen an einer religiösen Veranstaltung teilgenommen, bei der nur wenige Menschen eine Schutzmaske trugen.

Viele Patienten hätten selbst Medizin eingenommen oder seien in die lokalen kleinen Kliniken gegangen, nachdem sie Symptome wie Fieber oder Husten gezeigt hätten, so der Bericht der Gesundheitskommission weiter. Die Gesundheitseinrichtungen auf der Basisebene seien aber nicht in der Lage gewesen, den Infizierten angemessene Anweisungen zu geben und Frühwarnung auszulösen.

Allgemein gibt es in Chinas ländlichen Regionen großes Potenzial für die Verbesserung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung. Statistiken der Nationalen Kommission für Gesundheitsversorgung zufolge verfügten Ende 2019 nur 15,67 Prozent der ländlichen Bevölkerung über grundlegendes Gesundheitswissen, weitaus weniger als die städtischen Einwohner mit 24,81 Prozent.

Seit dem Ausbruch von COVID-19 im vergangenen Jahr in Wuhan ist es Chinas ländlichen Regionen, in denen mehr als 600 Millionen Menschen wohnen, gelungen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Zu den effektivsten Maßnahmen gehörten unter anderem Kontaktbeschränkungen und strenge Kontrollen der Menschenströme.

Wu Hao sagte, im Zuge des Kampfes gegen die Pandemie habe die Wachsamkeit vieler Menschen inzwischen aber deutlich nachgelassen. Das seit einem Jahr gängige Prinzip, Infektionsfälle schnellstmöglich zu identifizieren, darüber zu berichten und die betroffenen Menschen unter Quarantäne zu stellen, sei vor allem im ländlichen Raum ignoriert worden. „Städte gelten allgemein als risikoreicher für die Krankheitsübertragung, deshalb wird der Blick von ländlichen Regionen abgelenkt.“

Wu sieht in der neuen Ausbruchswelle eine Warnung für die ganze Gesellschaft. Man müsse sich darüber im Klaren sein, dass das Virus stets und überall auftreten könne. Jeder Mensch müsse seinem eigenen Schutz ausnahmslos große Aufmerksamkeit schenken, so der Berater der Nationalen Kommission für Gesundheitsversorgung weiter.

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