Epidemiologischer Ermittler: Virus-Tracker im Wettlauf mit der Zeit

2021-01-12 08:00:00

(Foto: Visual People)

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Am 23. Dezember 2020 wurde eine Neuinfektion mit COVID-19 in der nordostchinesischen Stadt Shenyang gemeldet. Seitdem wurden fast täglich neue Infektionen in Shenyang gemeldet. Es ist notwendig, die Bewegungsabläufe der positiv getesteten Menschen vor ihrer Erkrankung herauszubekommen – dies ist die Aufgabe epidemiologischer Ermittler.

Li Chunfeng, einer dieser Ermittler, arbeitet im Zentrum für Krankheitskontrolle im Bezirk Hunnan in Shenyang. Er arbeitet mit seinen Kollegen in 24-Stunden-Schichten. Er muss nach seiner Schicht auch rund um die Uhr einsatzbereit sein.

Am 5. Januar bekam Li Chunfeng die Anweisung, dass er bei einem Menschen, der zu einem bestätigten COVID-19-Infizierten enge Kontakte hatte, untersuchen und befragen musste. Li zog sich einen Schutzanzug an, setzte eine Schutzbrille auf und ging in die Wohnung des Betroffenen, um bei ihm einen Rachenabstrich vorzunehmen.

„Nachdem Sie mit dem Infizierten Kontakt gehabt haben, wo sind Sie gewesen bis heute? Welche Verkehrsmittel haben Sie genutzt? Zu welchen Menschen hatten Sie Kontakte?“, fragte er. Die Untersuchung lief reibungslos und binnen 40 Minuten hat Li die Informationen gesammelt. Bei komplizierten Bewegungsabläufen der Menschen könnten die Gespräche mehr als anderthalb Stunden dauern, so Li.

Die Stadt Shenyang hat 85 Untersuchungsgruppen gebildet. Jede Gruppe besteht aus Mitgliedern aus dem Zentrum für Gesundheitskontrolle, aus der Polizei und aus dem Bereich von Big Data. Sie sind dafür zuständig, jeden bestätigten Infizierten und jeden Verdachtsfall zu verfolgen, um sich über Bewegungsabläufe und kontaktierte Leute zu informieren und ihre Rachenabstriche vorzunehmen. Sie müssen die Untersuchungsberichte dem Zentrum für Gesundheitskontrolle einreichen.

„Die Informationen über ihre engen Kontaktpersonen müssen grundlegend binnen einer Stunde fertig gesammelt werden“, sagt Li Chunfeng. Dies hilft den entsprechenden Behörden dabei, genaue Einschätzungen und Entscheidungen zur Eindämmung der Pandemieverbreitung zu treffen.

„Ich frage mal, ob die engen Kontaktpersonen rauchen, oder welche Verkehrsmittel sie nutzen. Durch die Details können ihre Bewegungsabläufe zusammengebastelt werden.“ Er muss wie ein Detektiv nach allen Spuren suchen und den Befragten bei der Erinnerung an die vergangenen 14 Tage helfen. Li sagt, die digitalen Daten seien sehr hilfreich. Die Zeitinformationen bei Zahlungsbelegen, Chataufzeichnungen und Blogeinträgen muss Li vor allem beachten und prüfen. Für vage und fragwürdige Zeiträume stellt Li einen Antrag bei der Polizei, damit die Bewegungsabläufe der betroffenen Menschen durch Big Data, zum Beispiel Daten die über Überwachungskameras auf den Straßen und in Bussen gesammelt werden, rekonstruiert werden können.

Am ersten Januar hat die Stadt Shenyang eine 23-köpfige Ermittlungsgruppe gebildet, die die 92 Mini-Märkte, Kliniken, Apotheken und Restaurants um das Pukang-Krankenhaus, wo bis zum 8. Januar mehr als 19 Infizierte bestätigt wurden, untersucht. Außerdem wurden mehr als 376.032 Menschen telefonisch nach ihrem gesundheitlichen Zustand und Quarantänezustand befragt. 24 neue enge Kontaktpersonen und ein Infizierter mit dem neuartigen Coronavirus wurden entdeckt.

Li Chunfeng sagt, bis zum 6. Januar um 7 Uhr seien insgesamt 27.865 Menschen entdeckt worden, die enge Kontakte mit COVID-19-Infizierten gehabt hätten. Es gebe diesmal 177 Orte in Bezug auf die Epidemie und es seien insgesamt auch 16.153 Umweltproben entnommen worden. In schwer von der Pandemie betroffenen Orten arbeiteten die Ermittler sehr hart. Auch das eiskalte Wetter habe ihre Arbeit erschwert. Li hofft, dass die Leute allgemein die Bewegungsabläufe der bestätigten Infizierten aufmerksam verfolgen. Bei möglichen Kontakten sollten sie sich sofort melden und zwei Wochen lang zu Hause bleiben, um unnötige Ermittlungen zu vermeiden.

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