Xinjiang – mehr als eine Reise wert • letzter Teil 3: Reiche Pferdenarren, erfolgreiche Dattelbauern und reichlich Musik(2)

2020-12-11 17:20:34

Von der Zweimillionen-Einwohner-Stadt Ürümqi flogen wir zur kreisfreien Stadt Aksu, die etwa 560.000 Einwohner zählt und die Hauptstadt im gleichnamigen Regierungsbezirk ist. In der Stadt Aksu ist der Anteil der Uiguren mit etwa 38 Prozent rund dreimal so hoch wie in Ürümqi und mit 72 Prozent im gesamten Regierungsbezirk Aksu auch wesentlich höher als die durchschnittlichen 40 Prozent im gesamten Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Drittgrößte Ethnie sind Xinjiang-weit die Kasachen mit etwas sieben Prozent, gefolgt von den Hui mit rund fünf Prozent. Alle 56 Ethnien Chinas sind auch in Xinjiang vertreten.

In Aksu sollten wir neben der schon erwähnten Schuldirektorin, noch weitere uigurische Frauen und Männer mit Biss kennenlernen und Tage später im Hotel unseren dritten Corona-Test für die Rückreise nach Beijing machen.

Mit dem Bus fuhren wir weit aufs Land zu einer landwirtschaftlichen Genossenschaft für Datteln und Walnüsse. Der Fahrer outete sich als Michael-Schumacher-Fan durch seine rasante aber sichere Fahrweise. In dem Betrieb waren entsprechend der lokalen Bevölkerungszusammensetzung die meisten Mitarbeiter und auch der Chef Alijan Tursun, der erst 28 Jahre alt ist, Uiguren. Tursun hat neun Jahre die Schule besucht und danach gleich praktisch gearbeitet. Er ist ein Macher. Er bietet im Betrieb technische Schulungen an und geht auch mit der Zeit: Da sich die wegen ihrer dünnen leicht knackbaren Schale Papierschalenwalnüsse genannten Nüsse ohne Schale besser verkaufen lassen, will er eine Nussknackmaschine kaufen. Die rechnet sich schon mittelfristig, da er für Nüsse mit Schale nur 20 bis 25 Yuan RMB pro Kilogramm bekommt, für die gleiche Menge Nüsse ohne Schale aber 80 Yuan. Tursun will die Nüsse auch mit einer eigenen Marke noch besser vermarkten.

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Erfolgreich mit Datteln und Walnüssen: Alijan Tursun

Tursun führte uns über das Gelände an einem See von Datteln vorbei, die zum Trocknen auf dem Boden lagen. Überdacht lagerten tonnenweise Walnüsse in Paketen und Säcken. Auf einen Lkw wurden gerade welche für den Großhandel verladen. Ich konnte die Nüsse, die er mir zum Probieren gab, mühelos knacken, wobei sich hier auch die „Zwei Nüsse gegeneinanderdrücken“-Technik bewährte. Die Walnüsse schmeckten köstlich. Wenn die Schale einer Nuss zu hart ist, zerbröselt bei den Knackversuchen eher die Nuss als die Schale und es geht viel verloren. Sehr schlimm! Hier konnte ich die ganze Nuss genießen.

Alijan Tursun bringt mit harter Arbeit und klugen Entscheidungen nicht nur seinen Betrieb voran. Er plant auch ein eigenes Geschäft. Er will leckere Lamm- und Rindfleischspieße in ganz China verkaufen, zunächst probeweise in Shanghai oder Beijing. Der dreifache Vater, dessen Hobby Pflanzen sind, konnte das Jahreseinkommen seiner Familie schon von 50.000 Yuan auf stolze 220.000 Yuan, also fast 30.000 Euro erhöhen. Ich habe keine Zweifel daran, dass er mit den Spießen auch Erfolg haben wird. Falls er einen Verkaufsstand in Beijing aufmacht, werde ich sein bester Kunde.


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