Chinesische HIV-Infizierte leben mutig mit ihrer Diagnose

2020-12-01 08:00:00

Für viele Menschen ist eine Infizierung mit dem HI-Virus schlimmer als eine Krebs-Diagnose, denn sie führt häufig zum körperlichen und seelischen Zusammenbruch eines Menschen. Dank der Entwicklung moderner Medizin hat sich AIDS von einem „Superkrebs“ mit extrem hoher Sterblichkeitsrate aber eher zu einer chronischen Krankheit wie Bluthochdruck oder Diabetes entwickelt.

Der 35-jährige Du Yu aus Kunming in der Provinz Yunnan wurde vor acht Jahren mit HIV diagnostiziert. Er führt heute ein ganz normales Leben und arbeitet als Buchhalter in einem lokalen Unternehmen. Als er von seiner Diagnose erfuhr, sah die Situation aber noch ganz anders aus. Du erinnert sich: „Als ich erfuhr, dass ich mich mit dem HI-Virus infiziert hatte, hatte ich das Gefühl, es sei sinnlos, weiter zu leben. Ich lag mitten in der Nacht im Bett und weinte und hatte unheimlich große Angst. Mein gesamtes Wissen über diese Krankheit habe ich aus dem Internet und demnach sterben alle HIV-Infizierten kurze Zeit später.“

Du Yu zufolge hat sich die Einstellung zu HIV-Infizierten in den vergangenen acht Jahren allmählich geändert. Als er vor acht Jahren zu Nachuntersuchungen ins Krankenhaus ging, habe die Krankenschwester zu ihm gesagt, es sei schade, dass er noch so jung sei. „Heute zeigen sich die Ärzte ruhig und gelassen, wenn sie erfahren, dass ich HIV habe.“

Wie für die meisten anderen HIV-Infizierten ist es für Du Yu Teil seines Alltags, regelmäßig Medikamente einzunehmen und zu Kontrolluntersuchungen zu gehen. Die Infektion hat seine Gesundheit und sein Leben bislang nicht stark beeinträchtigt. Er hat sich jedoch freiwillig gemeldet, um aktiv an medizinischen Forschungen teilzunehmen. Er will mit seinen Aktionen allen HIV-Infizierten zeigen, dass das Schreckliche nicht die Diagnose ist, sondern die Hoffnungslosigkeit. Jeder könne ein schönes Leben führen, wenn er es nur wolle.

Die 36-jährige Xiao You hat sich vor elf Jahren bei einer Bluttransfusion mit HIV infiziert. Erst acht Jahre später wurde sie positiv auf das Virus getestet, nachdem ihr Immunsystem deutliche Verschlechterungen gezeigt hatte. Sie erklärt: „Ich werde den Tag nie vergessen, der bei mir den Eindruck vom Ende der Welt erweckte.“ Wie viele andere HIV-Infizierten hat Xiao You eine dunkle Übergangsphase durchgemacht. Sie hatte wiederholt Selbstmord-Gedanken. Das Verständnis und die Toleranz ihrer Familie ermutigten sie jedoch, weiter zu leben.

Xiao You hat Psychologie studiert. Vor einem halben Jahr hat sie einen Livestream-Kanal gestartet, um Menschen mit psychischen Problemen zu helfen. Die 36-Jährige sagt: „Ein Fan, der mich am meisten beeindruckt hat, ist ebenfalls HIV-positiv. Sie hat mir einmal anonym eine Nachricht geschickt, in der sie ihre Erlebnisse geschildert hat. Bei ihr sind noch keine Symptome ausgebrochen. Ich ermahnte sie, regelmäßig ihre Medikamente zu nehmen. Ich stehe mit ihr bis heute in Kontakt. Mein Wohlwollen ist eine Ermutigung für andere und auch für mich selbst.“

In Kunming gibt es ein Service-Zentrum für HIV-Infizierte und AIDS- Patienten: das Red Ribbon House. Einige der freiwilligen Helfer dort sind ebenfalls HIV-positiv. Sie bieten AIDS-Patienten Dienstleistungen wie psychologische Beratung oder Sterbehilfe, um der Gesellschaft zurückzugeben und ihren eigenen Wert zu beweisen.

Der 40-jährige Xiang Zi wurde vor 14 Jahren positiv auf das HI-Virus getestet. Damals ahnte er noch nicht, dass er später freiwillig AIDS-Patienten helfen würde, um die Würde und das Vertrauen für sich selbst und für Menschen wiederherzustellen, die ebenfalls mit dem Virus leben.

Xiao Bao ist ebenfalls HIV-positiv. Sie hat einen Kurs über Patientenkommunikation, Schutz der Privatsphäre, Grundwissen über Medikamente und Notfallreaktionen gemacht. Sie geht zweimal in der Woche zum Red Ribbon House, um die HIV-Hotline der Einrichtung zu betreuen. Die 32-Jährige bietet HIV-Neuinfizierten psychologische Beratung und ermutigt sie mit ihren eigenen Erlebnissen, sich der Diagnose tapfer zu stellen. Sie gibt den Hilfesuchenden manchmal sogar ihre Handynummer. „Jeder von uns hat Ähnliches erlebt. Ich verstehe ihre Hilflosigkeit sehr“, so Xiao Bao.

Xiang Zi erklärt: „Es gibt immer wieder gute Nachrichten über die AIDS-Behandlung. Wir leben in einer Zeit hoch entwickelter Wissenschaft und Technologie. Ich hoffe, dass eines Tages ein HIV-Impfstoff entwickelt und AIDS geheilt werden kann, damit ich diese Krankheit endlich los bin.“

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