Zheng Ming hat ein Unternehmen für Gitarrenproduktion im Kreis Zheng´an. Der 42-Jährige hatte nicht erwartet, dass die „COVID-19-Pandemie“ zu einer erheblichen Auftragssteigerung führen würde, weil unzählige Menschen keine andere Wahl haben, als zu Hause zu hocken.
Von dem kleinen Kreis Zheng´an in der südwestchinesischen Provinz Guizhou haben wohl die meisten Chinesen noch nie gehört. Aber hier wird nahezu die Hälfe der Gitarren weltweit produziert. In den insgesamt 89 Gitarren-Unternehmen in Zheng´an werden jährlich mehr als sechs Millionen Gitarren hergestellt und auf der ganzen Welt umgesetzt. Dazu gehören auch einige internationale Spitzenmarken wie Fender und Ibanez.
Das Unternehmen von Zheng Ming befindet sich in dem internationalen Industriepark für Gitarrenproduktion. Dort beschäftigt sich fast jede Werkstatt mit Vollgas mit den Bestellungen aus dem Ausland. Dutzende Autos parken am Eingang des Industrieparks, die auf die fertiggestellten Saiteninstrumente warten. Zheng teilte mit, um die Transportdauer zu verkürzen, werden seine Gitarren ab März mit China-Europa-Expresszügen statt Frachtschiffen nach Europa geliefert. Es gebe bereits so viele Aufträge, dass man derzeit allein damit schon bis März 2021 beschäftigt sei. Trotz der vielen Überstunden der Mitarbeiter käme man mit der Produktion nicht hinterher.
Die Kunden von Zheng Ming verteilen sich auf die ganze Welt. „Sie haben wohl nicht gedacht, dass ihr beliebtes und ziemlich teures Instrument aus den Händen der Bauern in Zheng´an stammt – von dem Schleifen des Holzes bis zur Abstimmung des Klangs“, sagte er.
Zheng Ming ist in den Bergen in Zheng´an geboren und aufgewachsen. Er ging als ein junger Mann in die Küstenregionen des Landes und gründete nach langjähriger harter Arbeit seine eigene Gitarrenwerkstatt. Im Jahr 2013 begann die Regierung des ehemals armen Kreises Zheng´an eine Kampagne, durch Investitionsförderung und politische Unterstützungen die lokale Gitarrenproduktionsindustrie zu fördern. 2017 kam Zheng Ming mit seinem Unternehmen in die Heimat zurück und stellte mehr als 120 einheimische Bauern an. Luo Xianjun ist einer von ihnen. „Ich kann jetzt etwa 5000 Yuan im Monat verdienen. Die ganze Familie ist von der Armut befreit“, teilte er mit.
Bisher sind etwa 14.000 Menschen in Zhang´an in der Gitarrenbranche tätig, deren Produktionswert bereits die Marke von sechs Milliarden Yuan (766 Millionen Euro) übertroffen hat. Mehrere Gitarrenunternehmen begnügen sich nicht mehr mit der Produktion, sondern haben damit begonnen, eigene Marken zu kreieren. Mit Gitarren „designed and made in Zheng´an“ ist wohl bald auf dem globalen Markt zu rechnen.