Effektiver Schutz für bedrohte Przewalski-Gazellen auf Hochplateau

2020-11-20 08:00:00

Mit jedem Tag waren die Temperaturen am Ufer des Qinghai-Sees auf dem Qinghai-Tibet-Hochplateau gesunken und schon bald sollte der Winter wieder vor der Tür stehen. Eine magere Gazelle wanderte an einem Novembertag 2019 im riesigen Grasland, das der Herbst bereits gelblich gefärbt hatte. Das noch sehr junge Tier der kleinwüchsigen Art der Przewalski-Gazellen hatte Glück: Der Hirte Gyamtso gewährte ihr noch vor Beginn des Winters einen gemütlichen Unterschlupf, was ihr wohl das Leben rettete.

Seitdem ist ein Jahr vergangen. Als der 44-jährige Gyamtso im Herbst 2019 unweit des Seeufers die Baby-Gazelle entdeckt hatte, war sie gerade geboren worden und noch ziemlich schwach. Die Gazelle wächst nun gesund heran und ist schon ziemlich kräftig geworden.

Das Qinghai-Tibet-Hochplateau liegt auf einer Höhe von etwa 4.000 Metern. Das Kontinentalklima hat dort eine einzigartige bergige Ressourcenquelle in der Region Sanjiangyuan geschaffen. Doch in dem von strenger Kälte beherrschten Grasland-Ökosystem ist es für die Tierarten schwer, zu überleben. So waren in den vergangenen Jahrzehnten etliche seltene Tierarten wie die tibetische Antilope, der Schneeleopard und die Przewalski-Gazelle vom Aussterben bedroht. Zoologen zufolge ist die Gegend rund um den Qinghai-See bislang das einzige Habitat von Przewalski-Gazellen, die nunmehr unter staatlichem Schutz stehen.

Der Hirte Gyamtso wohnt im Dorf Xiangdayu in der autonomen Präfektur Haibei in der westchinesischen Provinz Qinghai, in der überwiegend Tibeter bewohnen. Im Jahr 1996 haben Gyamtso und ein paar Freunde spontan eine Kampagne zur Rettung von Przewalski-Gazellen organisiert. Seitdem haben sie mehr als ein Dutzend in freier Wildbahn lebende Przewalki-Gazellen gerettet.

Noch vor Morgengrauen beginnt Gyamtso seine tägliche Arbeit. Bei der Patrouille entlang des Seeufers hat der Hirte normalerweis Ferngläser, eine Kamera, einen kleinen Erste-Hilfe-Kasten und ein Notizbuch dabei.

„Am Anfang haben viele Hirten unsere Arbeit nicht verstanden, weil damit kein Geld verdient werden konnte. Mit der Verbesserung der ökologischen Umwelt werden nun immer mehr Przewalski-Gazellen wieder in ihrer ursprünglichen Heimat angesiedelt. Zugleich wurde das Bewusstsein der Menschen für den Tierschutz in großem Maße gesteigert. So haben sich in den vergangenen Jahren viele Hirten unserer Schutzarbeit angeschlossen.“

Die zuvor spontan organisierte Patrouillengruppe untersteht mittlerweile der Verwaltung des staatlichen Naturparks Qinghai-See. Bis September laufenden Jahres belief sich die Zahl der Gazellen-Schützer auf 23.

In den 1960er Jahren gab es weltweit nur knapp 400 Przewalski-Gazellen. Dank des jahrzehntelangen effektiven Schutzes hat deren Zahl nun hier vor Ort wieder zugenommen. Ende vergangenen Jahres wurden entlang des Qinghai-Sees mehr als 2.700 Przewalski-Gazellen gezählt.

Um den Anforderungen an der Rettung der vor Aussterben bedrohten Wildtiere gerecht zu werden, ist professionelles Training unerlässlich. Inzwischen hat die Verwaltung des Naturparks Qinghai-See mehrere Ausbildungskurse organisiert. Zum Inhalt der Schulung zählen unter anderem die Identifizierung der Tierarten, Erst-Hilfe, Desinfektion und der behutsame Transport der Tiere.

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