Dorfbewohner in der Inneren Mongolei überwinden die Armut durch Rindenmalerei

2020-09-16 16:18:42

„Die Rinde von umgestürzten Bäumen und verrottetem Holz kann durch die geschickten Hände zu schönen Kunsthandwerken verarbeitet werden. Diese Fähigkeit ist unser Geheimnis, um den Wohlstand zu erreichen“, sagte Li Yanhong, eine 44-jährige Lehrerin für die einzigartige Rindenmalerei.

Li bringt Bewohnern im Dorf Linsu der Gemeinde Bailang bei, Kunsthandwerk mit Materialien wie weißer Birkenrinde, Kiefernrinde und Moos zu kreieren. Die Rindenbilder haben normalerweise als Motive hübsche Frauen, schöne Blumen, erfreuliche Vögel im traditionellen chinesischen Stil oder die wilde Landschaft der Gegend.

Die Herstellung eines lebensechten Rindenbildes benötigt Technik und Erfahrung. Zunächst wird das Grundmuster skizziert und dann ein Stück weißer Birkenrinde Schicht für Schicht abgeschält. Danach konzentriert sich der Künstler mit Werkzeugen wie Schere und Stichel auf die Details der künstlerischen Arbeit.

Wie Li weiter zeigt, nehmen in wenigen Augenblicken verschiedene kleine Teile des Bildes Gestalt an. Sie setzt diese Teile dann zusammen und klebt sie auf ein Hintergrundbrett. Somit beendet sie schließlich ein einfaches Rindenbild, nachdem sie das Werk gerahmt hat.

Li wurde in einer Familie von Forstarbeitern geboren und interessiert sich seit ihrer Kindheit für die Rindenmalerei. Seit ihrer Jugend hat Li oft gesehen, wie einheimische Frauen Rindenbilder anfertigten, um sie ihren Verwandten und Freunden zu schenken oder ihre Häuser zu schmücken.

Mitte der 1990er Jahre ging Li zu einem Schneiderei-Studium in einer Berufsschule nach Ulanhot. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie in einer Bekleidungsfabrik und fertigte in ihrer Freizeit Rindenbilder an. Mit den Bildern konnte sie damals aber keinen Lebensunterhalt verdienen, denn damals gab es weder einen stabilen Markt noch einen anständigen Preis für ihre Werke.

Dank des Naturwaldschutzprojektes konnten die Wälder in der Inneren Mongolei nach 2000 wieder aufgeforstet werden. Die lokale Tourismusindustrie begann sich rasch zu entwickeln und viele örtliche Forstarbeiter wechselten in die Tourismusbranche. Li begann auch, den Touristen ihre Rindenbilder zu verkaufen und seitdem ist ihr Einkommen Jahr für Jahr deutlich gestiegen.

Ende 2017 entdeckte Xie Caiyun, Generaldirektor eines lokalen Kulturunternehmens mit Sitz im Dorf Linsu, Lis Werke und war fasziniert. Er überredete sie, in das Heimatdorf zurückzukehren und den Menschen dort die Rindenmalerei-Techniken beizubringen und ihnen zum Wohlstand zu verhelfen.

Im Mai 2018 kehrte Li nach Bailang zurück und wurde Ausbilderin des Unternehmens. Li erkannte schnell, dass der Schlüssel zum Durchbruch im Geschäft darin bestand, hervorragende Vollzeit-Handwerker zu finden bzw. auszubilden, wie die Einheimische Zhao Guihua, die sich seit ihrer Jugend für die Rindenmalerei interessiert.

Mit Lis Unterstützung wurden Zhaos Fähigkeiten in den letzten zwei Jahren immer weiter verbessert. „Ich kann nicht nur flexible Arbeitszeiten genießen, sondern verdiene auch 40.000 bis 50.000 Yuan pro Jahr, was viel mehr ist, als ich früher verdient habe“, sagte Zhao.

2018 wurde die Rindenmalerei aus dem Dorf Linsu in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Inneren Mongolei aufgenommen. Gegenwärtig arbeiten über 100 Einheimische in der örtlichen Rindenmalerei-Industrie, deren Werke in viele andere Teile des Landes verkauft werden.

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