​Stumme Bäckerei für den Kampf gegen COVID-19

2020-08-12 15:04:20

„Ich habe seit so vielen Jahren nicht aufgegeben, und ich werde nicht wegen der Pandemie aufgeben“, sagte Brutzer. Der Deutsche hat vor neun Jahren in der chinesischen Stadt Changsha die „Bachs Bäckerei" eröffnet, die ihm wenig Gewinn bringt, aber bei den Einwohnern sehr beliebt ist.


Brutzer steht immer am Ofen. Wenn er das Klingeln der Ofenuhr hört, holt er das heiße Brot selbst heraus. Er sagt: „Meine Mitarbeiter können den Ton des Timers nicht hören, also bin ich für den Ofen verantwortlich." Da er durch Gebärdensprache mit den Kollegen kommunizieren kann, ist die Arbeit in der Küche ordentlich und voller Freude.

Vor 18 Jahren sind Brutzer und seine Frau Dorothee aus Karlsruhe nach Changsha gekommen, um mit der lokalen Behinderten-Vereinigung ein Patenschaftsprogramm aufzubauen. Angesichts der schwierigen Situation für Hörgeschädigte eröffneten sie eine Bäckerei, in der Menschen mit Hörbehinderung die Möglichkeit bekommen, eine Ausbildung zu machen oder eine Anstellung zu finden.

„Wir haben zurzeit acht Mitarbeiter und zwei Lehrlinge bei uns arbeitend. Sechs davon sind gehörlose Menschen. Wir bilden sie kostenlos aus. Inzwischen haben wir insgesamt 20 Leuten das Bäckerhandwerk beigebracht. Jemand hat davon einen eigenen Laden gegründet oder eine Person arbeitet in einem Fünf-Sterne-Hotel als Bäckerin.“

Die meisten gehörlosen Menschen arbeiten in Fastfoodrestaurants wie KFC, da es dort eine visuelle Arbeitsplattform gibt. Per Klick werden Bestellungen aufgenommen und der ganze Arbeitsprozess absolviert. Trotzdem ist die Arbeit der gehörlosen Menschen sehr instabil. Brutzer sagt:

„Während der Pandemie hat die Bäckerei lange Zeit immer Verlust gemacht. Wir haben aber kein Personal entlassen. Weil es meinen Mitarbeitern nicht so leicht fällt, anderswo Arbeit zu finden.“

Der Bäcker beschreibt die speziellen Vorkehrungen während der Pandemie: „Am 20. Februar haben wir die Bäckerei wieder geöffnet und den Tresen an der Eingangstür platziert, sodass die Kunden nicht hereinkommen konnten. Wenn sie einen Snack gekauft haben, mussten sie ihn mitnehmen. Wir erlauben Sitzplätze zum Essen erst seit dem 20. Mai. Die Verluste werden jetzt durch die Gewinne nach und nach wettgemacht.“

Bei Einheimischen sind Uwe Brutzer und seine Frau Dorothee als Wu Zhengrong und Du Xuehui bekannt. Bisher hat das Ehepaar keine eigene Wohnung in Changsha gekauft und kein eigenes Kind geboren. In den letzten 18 Jahren haben sie fast 500 hörgeschädigten Kindern geholfen, von denen sind viele nach ihrer Ausbildung nun in der Lage zu sprechen und einige wenige sind sogar in der Lage, vollständig zu kommunizieren. Dorothee sagte: „Dann haben wir eigentlich 500 Kinder.“ Ihr Mann erklärt: „Jeder verdient Chancengleichheit. Wir wollen Menschen sein, die Möglichkeiten schaffen, vor allem zu diesen besonderen Zeiten."


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