Hochschulabsolventenrekord trifft auf Corona-Krise – Wie China Studienabgängern bei der Arbeitssuche hilft

2020-07-29 14:37:51

Im Jahr 2020 haben in China rekordverdächtige 8,74 Millionen Studenten ihr Studium beendet und sind nun auf Arbeitssuche. Aufgrund der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Wirtschaft sind die diesjährigen Hochschulabsolventen aber nicht nur mit dem stärkeren Wettbewerb aufgrund ihrer Zahl, sondern auch noch mit einem abgebauten Stellenangebot und Gehaltsreduzierungen konfrontiert.

Besonders für Diplomabsolventen vom Junior College oder höheren Abschlüssen sowie die zwischen 20- und 24-Jährigen scheint die Arbeitssuche eine große Herausforderung: Statistiken des chinesischen Nationalen Statistikamtes zufolge lag ihre Arbeitslosenquote im Juni bei 19,3 Prozent, 3,9 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Um dieser kritischen Situation zu begegnen, hat die chinesische Zentralregierung eine Reihe von Maßnahmen zur Förderung der Beschäftigung angekündigt, unter anderem den Ausbau von postgradualen Studienplätzen, die Einstellung von mehr Lehrern, mehr Stellenangebote bei staatseigenen Unternehmen sowie die Ermäßigung der Betriebskosten für kleine und mittlere private Arbeitgeber.

Einer neuen Politik der Beijinger Stadtregierung zufolge können Hochschulabsolventen in der chinesischen Hauptstadt, in der sich mehrere Spitzenuniversitäten des Landes befinden, einen monatlichen Zuschuss von 930 Yuan RMB (etwa 114 Euro) beantragen, wenn sie vorläufig keinen festen Arbeitsplatz finden können. Gleichzeitig werden auch Unternehmen, öffentliche Institutionen und Forschungsprojekte ermutigt, die Einstellung von Hochschulabsolventen zu erhöhen.

Die Provinz Hubei, die vom Ausbruch der COVID-19-Pandemie besonders schwer getroffen wurde, hat eine einmalige Subvention in Höhe von 607 Millionen Yuan RMB (rund 74 Millionen Euro) bereitgestellt. Dieser Zuschuss soll dafür eingesetzt werden, Hochschulabsolventen bei der Jobsuche sowie der Gründung eigener Startups zu unterstützen. Der Behörde für Personal und soziale Absicherung von Hubei zufolge sollen die öffentlichen Dienste auf Provinzebene die Zahl ihrer Neueinstellungen um 20 Prozent erhöhen und die öffentlichen Institutionen in der Region 23 Prozent mehr Mitarbeiter einstellen. Dong Changqi, der stellvertretende Leiter der Behörde, sagte: „Die Pandemie hat es den Hochschulabsolventen in diesem Jahr zusätzlich erschwert, eine Arbeitsstelle zu finden, deshalb werden wir ihnen mit aller Kraft bei der Arbeitssuche helfen. Für diejenigen, die nach ihrem Studium vorläufig arbeitslos sind, stellen wir auch weitere Unterstützung bereit.“ Zudem plant Hubei, 2.000 Mitarbeiter für die Entwicklung der ländlichen Gebiete in den Bereichen Landwirtschaft, Bildung, medizinische Versorgung und Armenhilfe einzustellen, 33 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Liu Feng hat sein Studium an der Universtität für Wissenschaft und Technologie Zentralchinas in Wuhan, der Hauptstadt Hubeis, im vergangenen Jahr beendet. Ihm zufolge sind die diesjährigen Einstellungskriterien der lokalen öffentlichen Einrichtungen viel flexibler geworden. Einige Institutionen erlaubten arbeitslosen Absolventen des vergangenen Jahres, gleichberechtigt mit neuen Absolventen zu konkurrieren, so Liu. Sie bevorzugten außerdem die Einstellung von Absolventen von Hochschulen in Hubei.

Nanjing, die Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Jiangsu, hat vor kurzem eine Milliarde Yuan RMB (etwa 122 Millionen Euro) bereitgestellt, um 100.000 Praktikumsplätze für Master- und Doktorabsolventen anzubieten. Bis zum Jahresende können qualifizierte Hochschulabsolventen, die sich erfolgreich um Praktikumsplätze beworben haben, während ihres Praktikums demnach drei Monate lang eine monatliche Vergütung von 3.000 Yuan RMB (rund 360 Euro) erhalten. Unternehmen, die Praktikumsstellen anbieten, werden mit einem Zuschuss von 1.000 bis 2.000 Yuan RMB (122 bis 244 Euro) für jeden Praktikanten belohnt.

Anstatt traditioneller Jobmessen finden chinaweit derzeit unzählige Jobmessen online statt, die den Absvolenten ebenfalls mehr Möglichkeiten bieten. Die Bildungsabteilung der Provinz Guangdong, die das Fertigungszentrum Südchinas darstellt, hat bislang 161 Online-Jobmessen mit 1,03 Millionen Arbeitsplätzen abgehalten. Auch lokale Behörden und Hochschulen nutzen die boomende Internetwirtschaft, um neue Beschäftigungschancen für Absolventen zu erforschen.

Tang Mingming, Berufsberaterin im Panyu Polytechnikum in Guangzhou, der Hauptstadt von Guangdong, sagte, es sei das erste Mal, dass sich die Absolventen des Instituts für Schmuck um eine Anstellung sorgen müssten. „Früher waren unsere Absolventen bei Markenschmuckgesellschaften sehr gefragt, aber COVID-19 hat zu einem Rückgang der ausländischen Bestellungen geführt. Angesichts dessen stellen viele Unternehmen unsere Absolventen nicht mehr ein. Deshalb schlagen wir den Absolventen vor, ihre Beschäftigungsvorstellungen anzupassen. Sie können zum Beispiel Online-Schmuckverkauf durch Livestreams in Erwägung ziehen“, so Tang weiter.

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