​Neurochirurg eröffnet Pflegeheim für Komapatienten

2020-07-27 08:00:00

Statistiken zufolge gibt es in China ungefähr 300.000 bis 500.000 Komapatienten und ihre Zahl wächst pro Jahr um 80.000 bis 100.000.

Als Neurochirurg hat Xiang Jiuda festgestellt, dass Komapatienten sich in einer extrem peinlichen Situation befinden: Einerseits halten Krankenhäuser ihre Behandlung für wenig sinnvoll und empfehlen deshalb eine Entlassung, andererseits sind Altenheime wegen ihrer begrenzten Pflegestufe nicht in der Lage, solche Patienten aufzunehmen. Da eine langfristige häusliche Betreuung jedoch viel Energie und Erfahrung erfordert, sterben viele Komapatienten infolge unzureichender Pflege.

Gleichzeitig hat Xiang Jiuda mit eigenen Augen gesehen, wie die Familien vieler Komapatienten Pleite gingen oder die Kosten sie in die Armut stürzten. Als Fachmann wollte er die Belastung dieser Familien mildern. Xiang sagt: „Einen Komapatienten aufzunehmen, bedeutet eine Familie finanziell zu entlasten.“

2015 kündigte Xiang Jiuda seine Stelle als Direktor der Abteilung für Neurochirurgie in einem Beijinger Krankenhaus und eröffnete Chinas erstes Pflegezentrum für Komapatienten. Der Start war schwierig. Xiang musste seine über 100 Quadratmeter große Wohnung in Miyun verkaufen, um das Startkapital aufzubringen. Als das Geld nicht ausreichte, nahm er eine Hypothek für eine weitere Wohnung auf. Der Arzt macht durch sein Pflegeheim keinen Gewinn, hat aber bereits über fünf Millionen Yuan RMB investiert.

Das Pflegezentrum beschäftigt 20 Krankenschwestern. Xiang ist der einzige Arzt. Gleichzeitig übernimmt er die Arbeit des Kochs und des Hausmeisters, um Kosten zu sparen.

Im Januar dieses Jahres fiel die Ehefrau von Herrn An nach einem Verkehrsunfall in ein Koma. Nach einer viermonatigen Behandlung im Krankenhaus hatte sich ihr Zustand noch immer nicht verbessert. Die Behandlungskosten in Höhe von 400.000 bis 500.000 Yuan RMB belasteten die Familie sehr. Nach vielen Anfragen landeten An und seine Frau im Yansheng Pflegezentrum für Komapatienten. Die professionellen Pflegekräfte und Ausrüstungen sowie die monatliche Gebühr von nur 7.500 Yuan RMB entlasteten Herrn An sehr.
Xiang Jiuda riet ihm, seiner Frau jeden Tag von der Familie zu erzählen, um dadurch ihr Gehirn zu stimulieren. Herr An machte eine Aufnahme von dem, was er seiner Frau sagen wollte und spielte sie täglich ab.

Die Komapatienten sind auch eine Art seelische Unterstützung für ihre Angehörigen. Eine Angehörige sagt, ihr sei bewusst, dass viele Komapatienten nicht wieder aufwachten. Das hindere sie aber nicht daran, zu hoffen.

Das Ausharren von Xiang Jiuda und den Angehörigen der Patienten stößt auf viel Unverständnis. Bei der Standortwahl des Pflegezentrums wollte zum Beispiel kaum jemand seine Räumlichkeiten dafür vermieten, denn für viele Chinesen sind Komapatienten halb tote Menschen, die Unglück bringen.

Das Yansheng Pflegezentrum hat in den vergangenen fünf Jahren 74 Komapatienten aufgenommen, 43 von ihnen haben in dem Zentrum die Welt friedlich verlassen. Dank der professionellen Betreuung haben sie den letzten Teil ihres Lebens in Würde verbracht. Leider gab es bisher noch keinen Fall, in dem ein Komapatient des Pflegezentrums wieder aufgewacht ist.

Xiang Jiuda will sein Pflegezentrum weiter betreiben. Das Zentrum, das dicht von grünen Pflanzen umgeben ist, ähnelt einem Blumen-Gewächshaus. Die Krankenbetten sind die Blumentöpfe, in denen die Hoffnung der Komapatienten und ihrer Angehörigen gesät wird.

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