3D-Kopie der Grotte Nr.12
Screenshot von Xinhua

Mit 3D-Drucktechnik und Hi-Fi-Digitaltechnologien konnten die 1500 Jahre alten Yungang-Grotten, eine der unbeweglichen Meisterwerke der chinesischen buddhistischen Kunst, ihren ersten Schritt auf einer Weltour machen.

Vor kurzem wurde in dem Museum für Kunst und Archäologie in der ostchinesischen Provinz Zhejiang eine im Maßstab von 1 zu 1 digital gedruckte Nachbildung von Yungang-Grotten zur Schau gestellt. Besucher aus aller Welt können die weltweit erste mobile 3D-Kopie der Grotte Nr. 12 sowohl offline, als auch online bewundern.

Laut Lu Jiwen, dem stellvertretenden Direktor des Forschungsinstituts der Yungang-Grotten, können Besucher in dem nachgebildeten Repulikat das Gefühl haben, als ob sie sich wirklich in der Grotte Nr. 12 der Yungang-Grotten befände.

Die Grotte Nr. 12 wird auch als „Musikgrotte“ bezeichnet. Sie ist elf Meter breit, neun Meter hoch und 14 Meter tief und wurde im fünften Jahrhundert erbaut. Das früheste königliche Symphonieorchester im antiken China wurde mit unzähligen Bildern von himmlischen Figuren sowie alten chinesischen und ausländischen Musikinstrumenten dargestellt. Die Grotte nimmt eine wichtige Position in der chinesischen Musik- und Tanzgeschichte ein. Die 3D-Kopien zeigen genau die Gestalt der Grotte, die exquisiten Skulpturen sowie die reproduzierte genau ihre Form, die exquisiten Statuen und die subtilen Spuren der jahrtausendealten Verwitterungen.

Die Yungang-Grotten befinden sich in der Stadt Datong in der nordwestchinesischen Provinz Shanxi. In den mehr als 45 großen Grotten gibt es über 59.000 Steinstatuen. Mit einem Grottenkomplex, der sich etwa ein Kilometer lang von Osten nach Westen erstreckt, sind die Yungang-Grotten eine der größten antiken Grotten chinaweit.

Seit August 2016 hat das Forschungsinstitut der Yungang-Grotten zusammen mit dem Institut für Kulturerbe an der Zhejiang-Universität an dem Projekt zum „Nachbau“ der Grotte Nr.12 gearbeitet, um hochauflösende digitale 3D-Daten zu sammeln. Laut Diao Changyu, dem stellvertretenden Direktor des Forschungsinstituts für Kulturerbe an der Zhejiang-Universität wurde dabei eine Reihe von Problemen wie das präzise Datensammeln, das Strukturdesign, das Drucken mehrerer Abschnitte und die korrekte Färbung überwunden.

3D-Kopie der Grotte Nr.12
Screenshot von Xinhua

"Die Statuen wurden kunstvoll geschnitzt", sagte Diao, "Beim digitalen Erfassungs- und Druckprozess der Grotte Nr. 12 mussten wir uns neuen Herausforderungen stellen und die Engpässe mit vorhandenen Technologien überbrücken. Die Datenerhebung sollte auf 0,03 Millimeter genau sein. Der maximale Wiedergabefehler der endgültigen Kopie durfte nur weniger als zwei Millimeter betragen. Auch die restaurierten Farben erreichten eine Genaunigkeit von über 95 Prozent.“

Um für realistischere Texturen der replizierten Grotte sorgen zu können, wurden in Übereinstimmung mit traditionellen Methoden auch mineralische Pigmente eingesetzt. Es dauerte rund acht Monate lang, um die digitale „Nachbildung“ der Grotte Nr. 12 einzufärben. "Wenn man die 'Steinwand' des ‚Nachbaus‘ berührt, kann man sogar die Texturen von Sandstein und Kalkstein spüren", so Diao Changyu.

Nach Ning Bo, Leiter des Digitalisierungsbüros des Forschungsinstituts der Yungang-Grotten, hat sein Team die Grotte in 110 Teilstücken drucken lassen. Dank der ausgewählten leichten Materialien wiegt die Kopie der Grotte mit einem Volumen von mehr als 2.000 Kubikmetern nur fünf Tonnen und kann in acht Standardcontainern mit Lastwagen transportiert werden.

"In nur einer Woche kann man die kopierte Grotte aufbauen. Die riesigen Grotten sind nicht mehr unbeweglich. Menschen aus aller Welt haben nun die Möglichkeit, die filigranen Meisterwerke näher anzusehen“, so Ning Bo.

Nach der Ausstellung in Hangzhou, der Hauptstadt der Provinz Zhejiang, wird die replizierte „Musikgrotte“ eine weltweite Tournee machen, um die Kultur der Yungang-Grotten zu verbreiten.