Ein Fenster zur SciFi-Welt – Andenken chinesischer Kulturfans an verstorbenen Schriftsteller Ye Yonglie

2020-06-05 14:32:32

Ye Yonglie und "Xiao Lingtong's Travel in the Future"

Ye Yonglie und "Xiao Lingtong's Travel in the Future"

Der renommierte chinesischer Schriftsteller Ye Yonglie starb im Alter von 80 Jahren am 15. Mai an Krebs. Für seine zahlreichen Fans war das eine Hiobsbotschaft, die sie traurig stimmte. Viele von ihnen schätzen seine SciFi-Bücher als Kinderheitserinnerung.

Im Jahr 1978, als China erst mit der Durchführung seiner Reform- und Öffnungspolitik begann, wurde Ye Yonglie’s heute sehr bekanntes Science-Fiction-Werk „Xiao Lingtong’s Travel in the Future“, zu Deutsch etwa „Ein kleiner Schlaukopf reist in die Zukunft“ veröffentlicht.

In dem Buch wird der Protagonist „Xiao Lingtong“ als ein Zeitreisender in einer Stadt namens „Zukunft“ dargestellt. Durch mit Wissenschaft verbundene Phantasien wurden dem Publikum vielfältige Errungenschaften im Bereich Wissenschaft und Technik präsentiert. Wie zum Beispiel Roboter, die Schach spielen können, und Fabriken, in denen künstliche Lebensmittel produziert werden können.

Das Buch war epochal. Vor 40 Jahren konnte es nicht nur für Chinesen die Tür für eine brandneue Welt öffnen, sondern auch die Vorstellungskraft der jungen Leser damaliger Generation anregen.

„Das Buch öffnete mir ein Fenster zur Welt. Ich hatte das Gefühl, dass ich eines Tages in die schöne Zukunft gehen könnte, wie sie in dem Buch beschrieben wurde“, sagte An Ruoshui, eine Schriftstellerin in ihren 40er Jahren, die den SciFi-Roman während der Mittelschule las.

Im Gegensatz zu den Hightech-Szenen, die in seinen Werken dargestellt wurden, lebte Ye Yonglie in den frühen 1980er Jahren in einer kleinen Wohnung in der ostchinesischen Metropole Shanghai. Seine meiste Schreibzeit verbrachte er in dem Dachgeschoss. In heißen Sommern musste Ye seinen Arm mit einem Handtuch umhüllen, damit sein Manuskript nicht vom Schweiß nass wurde.

Ye Yonglie ist ein produktiver Schriftsteller. Trotz seines hohen Alters hörte er dennoch nicht auf zu schreiben. In verschiedenen Genres, darunter Science-Fiction, andere Romane und Dokumentation hat Ye Yonglie mehrere Werke mit insgesamt über 35 Millionen Wörtern hinterlassen, die in mehr als zehn Sprachen übersetzt wurden. Die vollständige Sammlung von Ye‘s populären Werken wurde im Jahr 2017 veröffentlicht und umfasst 28 Bände mit mehr als 14 Millionen Wörtern.

Ye Yonglie wurde im Jahr 1940 in Wenzhou in der ostchinesischen Provinz Zhejiang geboren. Im frühen Kindesakter zeigte Ye bereits schriftstellerisches Talent. Als er als Chemiestudent an der Peking-Universität studierte, bekam der Jugendliche die Chance, an der populärwissenschaftlichen Reihe „One Hundred Thousand Whys“ mitschreiben zu dürfen. Mit einer Gesamtauflage von über 100 Millionen Exemplaren ist die Buchserie später zur klassischen wissenschaftlichen Kinderliteratur in China geworden. Auch sein SciFi-Roman „Xiao Lingtong‘s Travel in the Future“ gilt als eines der einflussreichsten Science-Fiction-Werke für Kinder. Seit der ersten Veröffentlichung im Jahr 1978 sind mehr als vier Millionen Bände gedruckt worden.

„Einige Details, die Ye Yonglie in der Stadt namens Zukunft beschrieben hat, sind bereits in die Realität umgesetzt geworden. Solche kreative Beschreibungen entsprechen der Vorstellung zum Aufbau einer Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand“, erklärte Han Song, ein chinesischer Science-Fiction-Schriftsteller.

Den Großteil seiner Forschungsmaterialien hat Ye Yonglie der Shanghaier Bibliothek gespendet. Der SciFi-Schriftsteller meinte, dass die Kinder schon in jungen Jahren ermutigt werden sollen, die Wissenschaft zu lieben und phantasievoll zu sein. Sie seien die Hoffnung eines Landes und einer Nation.

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