Maliao – Mit Silberschmieden zu einem besseren Leben

2020-06-05 08:00:00


„Ich habe von Menschen geträumt, die in unserem Dorf ein wohlhabendes Leben führen. Niemand muss weit weg von zu Hause arbeiten und die Kunden kommen zu uns, um schönen Silberschmuck zu kaufen. Jetzt ist dieser Traum Wirklichkeit geworden.“

Und für die Verwirklichung seines Traums hat Pan Shixue einen großen Beitrag geleistet. Der Silberschmied aus dem Dorf Maliao in der südwestchinesischen Provinz Guizhou hat mit seinem einzigartigen Handwerk dabei geholfen, das Dorf aus der Armut zu holen.

Der Silberschmuck der Miao-Nationalität hat durch Handwerker wie ihn einen Weg über die Berge in eine größere Welt gefunden.

Wie Diamantringe bei Heiratsanträgen gegeben werden, geben Angehörige der Miao Silberschmuck, der Zuneigung und Zusage symbolisieren soll. „Früher spiegelte er auch den Reichtum der Familie einer Frau wider“, erklärt Pan.

Ein kompletter Satz von Silberschmuck in der Mitgift umfasste beispielsweise einen Hut, Armbänder, ein Halsband und Fußkettchen mit einem Gesamtgewicht von sechs bis neun Kilogramm.

Der Silberschmuck der Miao wurde 2006 zum nationalen immateriellen Kulturerbe erklärt. Mit der Herstellung von günstigem maschinell produziertem Silberschmuck, konnten die lokalen Handwerker aber nicht konkurrieren und mussten daher ihre alten Techniken aufgeben.

Pan Shixue sagt: „Niemand außerhalb des Gebirges wusste etwas über den Silberschmuck der Miao. Die Produktion war begrenzt, ebenso die Nachfrage. Mein Vater wollte, dass ich in einer Großstadt Arbeit finde, denn allein mit der Kunst des Silberschmiedens konnte man seinen Lebensunterhalt nicht verdienen.“

Pan brach die Schule ab und wanderte viele Jahre von Job zu Job. „Weit weg von zu Hause war das Leben ohne Hochschulabschluss hart. Ich wusste, dass ich meine Stärke finden musste“, erinnert sich Pan.

Er entschied, zum Silberschmieden zurückzukehren. „Ich habe die Grundlagen von meinem Cousin gelernt und mich dann sehr bemüht, alles andere herauszufinden“, so der Silberschmied.

Zu Beginn des chinesischen Online-Shopping-Booms eröffnete Pan 2008 ein Geschäft auf der Online-Handelsplattform Taobao. Er erklärt: „Bestellungen kamen aus dem ganzen Land. Jede wurde individuell angepasst. Ich war gezwungen, meine Technik zu verbessern, um die Standards der Kunden zu erfüllen.“

Pan passt sich den Anforderungen des Marktes an und hat seine eigene Ansicht von Handwerkskunst. Er sagt: „Ich denke, es bedeutet, sich voll und ganz zu verpflichten, die Wünsche der Kunden zu erfüllen. Viele Silberschmiede aus den Miao-Dörfern halten an alten Ideen und den vorhandenen Designs fest. Ich möchte jedoch flexibler sein.“

2018 hat die Regierung 580.000 Yuan RMB (etwa 73.417 Euro) für die Armenhilfe zur Verfügung gestellt, um Werkstätte für Silberschmiede und Stickerei im Dorf Maliao zu gründen. Immer mehr junge Handwerker kehren seitdem in ihre Heimat zurück.

Zurzeit gibt es 14 Silberschmuckstudios im Dorf. Es wurden außerdem sieben Agritainment-Einrichtungen eröffnet, die den Touristen ein einmaliges und authentisches Erlebnis bieten.

Das einst abgelegene Bergdorf hat sich nun von Armut befreit. Das Jahreseinkommen von mehr als zehn Haushalten überschreitet nun jeweils eine Million Yuan RMB (126.582 Euro) und 30 Haushalte verdienen pro Jahr jeweils über 500.000 Yuan RMB (63.291 Euro).

Im vergangenen Jahr kamen über 1.000 Besucher zu den Silberschmiedekursen in Pans Studio. Er verkaufte über 1.100 Silberwarenstücke und verdiente dadurch über 200.000 Yuan RMB (25.316 Euro). Mehrere Personen haben außerdem eine Ausbildung bei Pan abgeschlossen. Er sagt: „Ich werde meinen Handel ausbauen und damit ein gutes Beispiel für die jüngeren Generationen bieten. Gemeinsam werden wir die ländlichen Gebiete zum Wohlstand bringen.“



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