Die „Ärzte“ der Terrakotta-Krieger in Shaanxi

2020-05-29 08:00:00

Fast jeder Besucher des Mausoleums von Kaiser Qinshihuang in Xi'an in der Provinz Shaanxi ist über das lebensechte Aussehen der Terrakotta-Krieger erstaunt, aber nur die wenigsten wissen, dass ein Team von „Ärzten“ hinter den Kulissen arbeitet, um die wertvollen historischen Relikte, die über 2.000 Jahre alt sind, in einem so guten Zustand zu erhalten.

Das Restaurierungsteam des Museums besteht aus rund 20 Experten und 50 Technikern. Die meisten von ihnen haben die Konservierung historischer Relikte studiert, während einige Abschlüsse in den Fächern Chemie, Geschichte, Biologie oder Umweltwissenschaften haben.

Lan Desheng ist einer der Restaurierungsexperten des Museums. In seinen 23 Jahren im Museum hat er mit seinem Team mehr als 150 Terrakotta-Krieger erfolgreich restauriert. Er sagt: „Wir sind ‚medizinische Spezialisten‘ für die Terrakotta-Krieger und für die ‚Heilung‘ dieser über 2.000 Jahre alten Menschen verantwortlich.“

Lan zufolge befanden sich die meisten Terrakotta-Krieger in einem Zustand des Verfalls und waren bei ihrer Freilegung in 60 bis 300 Stücke zerfallen. „Im Gegensatz zu anderen historischen Relikten weisen die Terrakotta-Krieger viel mehr Scherben auf, was die Arbeit von Restaurierungsexperten und Technikern äußerst schwierig macht“, erklärt Lan Desheng. Es dauere etwa drei bis sechs Monate, ein Stück zu restaurieren. Das zeitaufwendigste Projekt, mit dem er sich beschäftigt hat, war die Restaurierung eines Generals, für die sein Team mehr als zwei Jahre benötigte.

Um ihre Arbeit effizienter zu gestalten, haben diese „Ärzte“ feste Verfahren für den Restaurationsprozess festgelegt. Zunächst führen sie eine umfassende „körperliche Untersuchung“ der Figur durch, bei der sie ihre Größe und die Form der Scherben untersuchen, Fotos machen und ihren aktuellen Zustand notieren. Dann führen sie eine vollständige Reinigung durch, bevor sie schließlich eine der schwierigsten Prozeduren der Restaurierung beginnen: das Zusammensetzen der Scherben. „Normalerweise müssen wir die Größe und Farbe der Stücke analysieren, um zu beurteilen, aus welchem Bereich der Terrakotta-Krieger sie stammen. Wir müssen die ‚Puzzle‘ viele Male ausprobieren, bevor wir sie richtig zusammensetzen können“, so Lan.

Liu Jiangwei, ein leitender Restaurator, der seit fast 30 Jahren im Museum arbeitet, sagt, einige der Terrakotta-Krieger seien so stark beschädigt, dass er und seine Kollegen das Projekt für eine Weile aussetzen müssten, bis weitere Stücke entdeckt würden. „Die Art und Weise, wie wir als Restauratoren mit diesen zerbrechlichen historischen Relikten umgehen, gleicht der von Ärzten, die schwerkranke Menschen behandeln. Wir müssen bei der Restaurierung sehr vorsichtig sein, sonst wäre das ein großer Verlust für das kulturelle Erbe.“

Das 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Museum zeigt Terrakotta-Figuren aus der Qin-Dynastie (221-206 vor Christus). Die Figuren stellen die Garnisonstruppe dar, die das Mausoleum von Chinas erstem Kaiser Qinshihuang beschützt. Bislang wurden 180 Grabgruben und 120 Grabmäler entdeckt.

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