Jugendliche am „Westpol“ – Chinas Generation Y bei Armutsbekämpfung auf Pamir

2020-05-27 10:11:02

Zhou Long in einem örtlichem Gewächshaus<br>Foto von Xinhua

Zhou Long in einem örtlichen Gewächshaus
Foto von Xinhua

Nachdem die Sonne in meisten Landesteilen Chinas hoch im Himmel strahlt, erreicht das Sonnenlicht um 9 Uhr morgens schließlich den Kreis Wuqia in dem uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang, dem westlichsten Kreis landesweit. Es ist Zeit für den 28-jährigen Zhou Long in der Gemeinde Boritokay, mit seinen täglichen Arbeiten zu beginnen.

Der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde ist für die lokale Armutsbekämpfung zuständig, eine wichtige Mission für dieses extrem arme Gebiet in der abgelegenen Region auf der Pamir-Hochebene. Nach dem Amtsantritt von Zhou lag der Lebensstandard von allen 1.760 Haushalten in Boritokay schon für ein Jahr lang auf einem Niveau über der nationalen Armutsgrenze. Trotzdem hat der Hochschulabsolvent noch viel zu tun. Er sorgt nun verantwortungsbewußt dafür, dass niemand wieder unter diese Grenze abgleitet.

In dem zweiten Jahr seiner Amtszeit hat Zhou Long bereits einen festen Tagesablauf. Als Erstes trifft er um 10 Uhr morgens mit seinem Team zusammen und teilt die Aufgaben des Tages ein. Bevor sich jemand an die Arbeit macht, erinnert Zhou ihn an seine Verantwortung, den echten Bedarf der lokalen Familien herauszufinden.

Jeder Beamter für Armutsbekämpfung in Boritokay muss sich um mehrere Familien kümmern. Vor allem liegen solche Leute Zhou Long am Herzen, die möglicherweise unter die Armutslinie fallen könnten. Wie geplant geht er den ganzen Vormittag von Tür zu Tür und besucht die Familien nacheinander.

Die Mutter von Abdurazaq Bayjan wurde in ein Krankenhaus in der Stadt eingeliefert. Aus der Sorge darum, dass die Familie sich die medizinischen Kosten nicht leisten kann, hat Zhou das Haus des Hirten regelmäßig besucht.

Zum Glück für Abdurazaq erstattete die Krankenversicherung 95 Prozent der medizinischen Kosten seiner Mutter. Und seine Herde wurde auf 90 Schafe und zwei Rinder erweitert. Es beruhigt Zhou sehr, dass der Krankenhausaufenthalt die Familie von Abdurazaq nicht finanziell belastet. Dennoch verabredet Zhou mit dem Hirten weitere Besuche in der Zukunft.

Gemäß den festgelegten Zielen sollen bis 2020 alle Menschen und Kreise in China nach den geltenden Standards aus der Armut befreit werden. Im uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang konnten zwischen 2014 und 2019 fast drei Millionen arme Menschen, dazu zählen auch die Einwohner in Boritokay, aus der Armut befreit werden. Bis Ende 2020 sollen die restlichen 165.800 armen Menschen in der Region aus der Armut befreit werden.

Zhou Long besucht die Familie von Jumehan Mutanlip<br>Foto von Xinhua

Zhou Long besucht die Familie von Jumehan Mutanlip
Foto von Xinhua

Nach dem er bei Abdurazaq war, schaut Zhou Long bei Jumehan Mutanlip vorbei. Jumehan ist eine Witwe und ihr einziger Sohn studiert an der Universität. Die Gemeinderegierung bat ihr eine Stelle im öffentlichen Dienst an und sie kann damit monatlich 2.000 Yuan (282 US-Dollar) verdienen. Sie hat auch die dortige Genossenschaft damit beauftragt, ihre 30 Schafe zu hüten. Mit dem derartigen Auftrag wird auch Dividende abgeworfen. Zudem erhält ihr Sohn einen staatlichen Zuschuss in Höhe von 3.000 Yuan, der für seine jährlichen Studiengebühren ausreicht. Obwohl Jumehan sich damit zufrieden zeigt, ist Zhou immer noch der Meinung, dass ihre Familie anfällig ist und ihr mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. "Die Situation der Familie wird sich erheblich verbessern, wenn ihr Sohn sein Studium absolviert hat und einen Job bekommt", so der Beamte.

Nach einer kurzen Mittagspause besucht Zhou Long dann Menschen, die in örtlichen Gewächshäusern und Tiergehegen arbeiten.

Die meisten Bewohner der Gemeinde Boritokay waren Nomanden, lebten in Blockhütten oder provisorischen Häusern, ohne Strom und Leitungswasser. Um ihr Leben zu verbessern, wurde eine neue Siedlung mit Internetverbindung sowie asphaltierten Straßen errichtet. Es gibt auch einen Kindergarten, eine Grundschule und eine Klinik. Nach ihrer Umsiedlung begannen viele Hirten in der Landwirtschaft zu arbeiten. Wegen des Mangels an agrarwissenschaftlichen Erfahrungen solle der koordinierten Entwicklung zwischen Landwirtschaft und Viehzucht Priorität eingeräumt werden, betonte Zhou.

Nach Sonnenuntergang geht Zhou Long erst ins Büro zurück. Das Notizbuch, das er überall mitnimmt, ist voller Anmerkungen über alles, von den Rechnungen der lokalen Einwohner für Versorgungsleistungen bis hin zu den Agrarpreisen. Diese Notizen bilden die Grundlage für all seine zukünftigen Arbeitsschwerpunkte.

"Beamte, die für die Armutsbekämpfung zuständig sind, müssen auf den Feldern arbeiten, anstatt im Büro zu sitzen. Bei der Armenhilfe zählt jedes Detail. Alle Probleme sollen im Keim erstickt werden. Niemand in der Gemeinde Boritokay darf zurückgelassen werden", so Zhou Long.

Zur Startseite

Das könnte Sie auch interessieren