Arbeit vor der Haustür ermöglicht umgesiedelten Dorfbewohnern neues Leben

2020-05-25 08:00:00

Luo Laonai trägt eine Lesebrille und näht langsam und vorsichtig mit einer langen Nadel einen fingergroßen Hut im Stil eines Peking-Oper-Kostüms. Luo ist 52 Jahre alt. Sie ist die älteste der 30 Frauen, die in der „Tang Ren Fang” in der Herstellung chinesischer Puppen geschult werden. „Tang Ren Fang” ist eine der Armenhilfe-Werkstätten im Wohnviertel Xinmin im Landkreis Huishui in der südwestchinesischen Provinz Guizhou.

„Ich habe meine Hacke beiseitegelegt und wollte immer etwas zu tun finden“, erklärt Luo in ihrer blauen Kleidung mit gelber Mütze – dem traditionellen Kostüm der Buyi-Ethnie. Die ehemalige Landwirtin wurde aus Mashan, einer der ärmsten Regionen Chinas, in die Kreisstadt umgesiedelt.

Im Rahmen eines Projekts der Regierung, absolute Armut bis 2020 zu beseitigen, hat China vorgesehen, zwischen 2016 und 2020 fast zehn Millionen arme Einwohner aus abgelegenen, kargen und katastrophengefährdeten Gebieten an bewohnbare Orte umzusiedeln.

Der Umzug ist allerdings nur der erste Schritt. Die Regierungen verschiedener Ebenen bemühen sich darum, den Umgesiedelten zu helfen, vor der eigenen Haustür eine Arbeitsstelle zu finden. So wurden Unternehmen eingeführt, Unternehmensgründungen gefördert, Arbeitsplätze im Bereich der öffentlichen Wohlfahrt geschaffen und Armenhilfe-Werkstätte eingerichtet.

Long Yuanbi, Leiter von „Tang Ren Fang“, erklärt, die Puppenwerkstatt habe mehr als 40 Arbeitsplätze geschaffen und jeder Facharbeiter erhalte einen Monatslohn von bis zu 3.000 Yuan RMB (etwa 395 Euro).

Long zufolge stellt die Beijinger Tang Ren Fang Culture Development Co., Ltd., die Muttergesellschaft der Werkstatt, Rohstoffe, Bestellungen und technische Schulungen zur Verfügung sowie kauft die Produkte der Werkstatt, die hauptsächlich als Souvenir an Touristen verkauft werden. Von den Produktzahlungen werden zehn Prozent als Dividende für die armen Haushalte und Kollektivfonds der Gemeinschaft einbehalten.

Als neues Zuhause für fast 6.000 umgesiedelte arme Einwohner aus mehr als 170 Dörfern ist Xinmin eine typische Umsiedlungskommune, in der durchschnittlich mehr als zwei Personen pro Haushalt arbeiten.

Im Jahr 2019 habe das Pro-Kopf-Einkommen der Gemeinde 7.836 Yuan RMB betragen, von denen das Gehalt 80 Prozent ausgemacht habe, sagt Luo Yinghe, Parteichef der Gemeinde.

Seit 2015 hat der Landkreis Huishui den Umzug von 17.000 armen Menschen durchgeführt. Neben der Werkstatt hat eine wirtschaftliche und technologische Entwicklungszone mit 300 Unternehmen mehr als 5.000 Arbeitsplätze geschaffen. „Solange die umgesiedelten Menschen bereit sind, zu arbeiten, werden wir ihnen helfen, einen Weg zu finden“, so Luo.

Wie die chinesische Nationale Kommission für Entwicklung und Reformen, die oberste Wirtschaftsplanungsbehörde Chinas, im März mitteilte, seien in den vergangenen vier Jahren landesweit 9,3 Millionen arme Landbewohner in bewohnbare Gebiete umgesiedelt. 9,2 Millionen von ihnen lebten inzwischen über der Armutsgrenze.

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