Dorf Xiuyun – Mit Bio-Landwirtschaft zu Wohlstand

2020-05-25 08:00:00


Das abgelegene Bergdorf Xiuyun kann zwar mit einer idyllischen Landschaft aufwarten, war aufgrund seiner ungünstigen Verkehrsanbindung jedoch lange Zeit rückständig und litt unter extremer Armut.

Der 70-jährige Hou Xingshu lebt in Xiuyun. Er war sein ganzes Leben lang als Landwirt tätig. Er erklärt, durch den Anbau von Reis, Mais und Süßkartoffeln habe er kaum genug Geld zum Leben verdienen können. Bei Regen hätten die Einwohner des Dorfes ihre Hosen hochkrempeln und barfuß durch den Schlamm waten müssen. Wenn man vom Berg aus auf das Dorf schaute, seien soweit das Auge reiche nur strohbedeckte Hütten zu sehen gewesen. Die Dorfbewohner hätten sich bei der Hochzeit der Tochter nicht einmal die Mitgift leisten können.

Das verheerende Erdbeben in Sichuan im Jahr 2008 hat dem armen Bergdorf einen zusätzlichen Schlag versetzt. Dorffunktionär Hou Dazhong erlitt durch Übermüdung bei der Katastrophenbekämpfung eine plötzliche Gehirnblutung. Die Dorfbewohner brachten ihn auf dem Bergpfad zum Eingang des Dorfes, doch der 43-Jährige starb noch bevor die Sanitäter in Xiuyun ankamen.

Nach diesem Vorfall hat sich Li Jun, der Cousin des verstorbenen Dorffunktionärs, entschlossen, seine Arbeit in der Großstadt Chengdu aufzugeben und in sein Heimatdorf zurückzukehren. Damals war Li Jun gerade 23 Jahre alt. Es wunderte die Dorfbewohner zunächst sehr, dass Li seine Arbeit in der Großstadt aufgab, um das Antlitz des Dorfes ändern zu wollen. Es ermutigte sie aber auch dazu, der Armut den Kampf anzusagen.

Der 71-jährige Hou Xingding verbrachte den Großteil seines Lebens außerhalb des Dorfes. Er kehrte im gleichen Jahr wie Li Jun nach Xiuyun zurück. Als Fachmann für Ackerbau und Schweinezucht wollte er ebenfalls zur Armutsbeseitigung in seinem Heimatdorf beitragen.

Li Juns erste Aufgabe war der Straßenbau. Mit großer Mühe trieb er 850.000 Yuan RMB auf. Zusammen mit einem staatlichen Fonds wurde 2010 die erste sechs Kilometer Zementstraße in Xiuyun gebaut.

Ein weiteres Anliegen von Li war, die Dorfspezialitäten jenseits der Berge zu verkaufen. Im März 2014 fand die erste Einkaufsaktion in Xiuyun statt, zu der Unternehmen und Kunden aus zahlreichen Orten eingeladen wurden. Bei der Veranstaltung wurden Agrarprodukte im Wert von 560.000 Yuan RMB bestellt.

2016 wurde in Chengdu ein Armenhilfe-Restaurant eröffnet. Alle genutzten Lebensmittel in diesem Restaurant kommen aus Xiuyun und die Bedienung wird ebenfalls von den Dorfbewohnern übernommen. Kunden können die Bio-Agrarprodukte aus Xiuyun dort nicht nur direkt verzehren, sondern auch mitnehmen. Xiuyun ist dadurch zu einer Marke für bäuerliche Spezialitäten und Heimatgefühl geworden. Inzwischen beteiligen sich auch 2.882 ländliche Haushalte aus 59 Nachbardörfern an dem Markenplan von Xiuyun. 2014 konnte sich das Bergdorf offiziell von Armut befreien. 153 der 264 Haushalte im Dorf besitzen nun ein eigenes Auto. Parteisekretär Li Jun wurde 2017 für sein Engagement mit dem nationalen Armenhilfe-Preis ausgezeichnet.

In Xiuyun kann man biologisch gezüchtete Hühner, Enten und Schweine kaufen. Die Tiere leben in einer sauberen Umwelt mit grünen Bergen und klarem Wasser und ernähren sich von Gras, Getreide und Insekten. Die Tiere werden beim Verkauf nicht gewogen, stattdessen wird ihr Wert anhand ihrer Wachstumszeit gemessen. Hühner, die ein Jahr alt sind, kosten 80 Yuan RMB (etwa zehn Euro), zweijährige Hühner 100 Yuan RMB (rund zwölf Euro).

Li Jun wurde aufgrund seiner Leistungen bei der Armenhilfe zum Abgeordneten des Nationalen Volkskongresses (NVK) gewählt. Auf der diesjährigen NVK-Tagung in Beijing will er Vorschläge machen, um junge Menschen zurück in ihre Heimatdörfer zu holen und um die Getreidesicherheit zu garantieren.

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