Countdown zum Plastikverbot in Hainan

2020-05-14 08:00:00

Die südchinesische Inselprovinz Hainan ist vom Meer umgeben. Die 1823km lange Küstenlinie sowie die 68 großen und kleine Häfen sind Aushängeschilder für die Ökologie der Provinz. Mit zunehmender Wirtschaftstätigkeit entlang der Küste erhöht sich der Druck auf die Umwelt.

Beispielsweise steht die Küste Hainans vor der großen Gefahr einer Verschmutzung durch Plastikmüll. Zwischen Juli und Oktober 2019 wurden drei Fischerdörfer untersucht, die zur Stadt Sanya gehören. Teil der Untersuchung war das Sammeln von Müll entlang der Küste, insgesamt achtmal pro Monat. Statistiken zufolge wurden jedes Mal durchschnittlich 524 Abfälle gesammelt, 440 Abfälle bzw. 85 Prozent davon waren Plastikmüll. In den Fischerdörfern, wo der Tourismus hochentwickelt ist, fanden sich in den Abfällen zahlreiche Plastikflaschen, -tüten und Einweggeschirr.

Zurzeit werden in Hainan jedes Jahr 40.000 Tonnen Plastiktüten und 25.000 Tonnen Einweggeschirr verbraucht. Die „weiße Verschmutzung“ bedroht die Meeresökologie und stellt ein Hindernis für die grüne Entwicklung der Provinz dar. Da Hainan vor zwei Jahren von der Zentralregierung zur Pilotzone für eine vorbildhafte Ökologie erklärt wurde, hat sie als erste Provinz im ganzen Land der „weißen Verschmutzung“ den Kampf angesagt.

Bereits 2008 wurde in Hainan eine Plastikeinschränkung eingefünhrt. Wegen Konsumgewohnheit und niedriger Produktionskosten war die Verbrauchsmenge von Plastiktüten aber immer noch immens. Während bei der früheren Plastikeinschränkung von den Konsumenten eine Gebühr für Plastiktüten verlangt wurde, wird jetzt der Produktion und dem Verbrauch von nicht abbaubaren Kunststoffprodukten Einhalt geboten.

Allerdings soll das Plastikverbot erst schrittweise in Kraft treten. Zunächst gilt das Verbot von nicht abbaubaren Plastiktüten und Einweggeschirr. Einem Verantwortlichen des Hainan‘er Amts für Ökologie und Umwelt zufolge basiert das lokale Plastikverbot auf der Basis von Erfahrungen anderer Landesteile und des Auslands. Zu den Vorbereitungen gehören u.a. eine systematische Planung, die Ausarbeitung von Standards, die Versorgung mit Alternativprodukten und die öffentliche Aufklärung. Hainan verfolgt das Ziel, der Herstellung, dem Verkauf und dem Verbrauch von nicht abbaubaren Plastiktüten und Einweggeschirr noch vor Ende dieses Jahres umfassend zu unterbinden. Experten zufolge sind vollständig biologisch abbaubare Kunststoffprodukte eine Alternative für Plastikprodukte. Diese bestehen aus Stärkemehl und anderen abbaubaren Rohstoffen. Dabei ist der Unterschied zu konventionellen Plastiktüten mit bloßem Auge kaum erkennbar. Die Alternativprodukte fühlen sich etwas weicher an und haben die gleiche Funktion wie Plastikprodukte.

Die Versorgung mit Alternativprodukten spielt eine entscheidende Rolle für das Verbot konventioneller Plastiktüten.

Die Provinz Hainan plant, ein exemplarisches Industriegebiet für die Herstellung eines vollständig biologisch abbaubaren Kunststoffes zu errichten. Technisch fortgeschrittene Unternehmen sollen dort angesiedelt werden, um in Zusammenarbeit mit bereits dort ansässigen Unternehmen die Produktionskapazität zu erhöhen.

Bislang beteiligen sich vier Unternehmen in Hainan an diesem Großprojekt für alternative Kunststoffe. Bis Jahresende soll voraussichtlich eine Produktionskapazität von 23.000 Tonnen erreicht werden. Mehrere Unternehmen außerhalb der Region haben inzwischen ihre Investitionsabsicht bekundet.

Laut Liu Wei, Generaldirektor einer Hainaner Firma für neue Materialien, können die abbaubaren Kunststoffe seiner Firma innerhalb von sechs Monaten in Kohlendioxid und Wasser zersetzt werden. Die Produktionskapazität liegt derzeit bei 1500 Tonnen pro Jahr. Während seine früheren Kunden aus der High-End-Medizintechnik kämen, seien es nun Supermärkte, die immer mehr Interesse zeigen, sagt Liu.

Liu Wei will in Zukunft die Produktion seines Unternehmens ausbauen, um die Nachfrage Hainans und anderer Landesteile zu decken. Abbaubare Kunststoffe sind die künftige Entwicklungsrichtung der Kunststoffindustrie, so der Unternehmer.

 

 


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