Rettung der Gletscher – Ein Wanderarbeiter dokumentiert Gletscherschmelze durch Klimawandel

2020-04-23 11:07:03

Screenshot von Wang Xiangjun's Dokumentarvideo

Screenshot von Wang Xiangjun's Dokumentarvideo

Am 6. Dezember 2019 wurde Wang Xiangjun, ein 30-jähriger Mann aus der südwestchinesischen Provinz Sichuan, zur Teilnahme an der UN-Klimakonferenz COP 25 in Madrid eingeladen. Dort zeigte er seine Dokumentarfilme über das weltweite Schmelzen der Gletscher und tausche seine Beobachtungen mit anderen Experten auf diesem Gebiet aus.

„Ich hoffe, dass mehr Menschen die Schönheit der Gletscher durch meine Kurzvideos erkennen können“, sagte Wang. „Die Gletscherschmelze und der Klimawandel werden nicht aufgehalten, wenn man sich nicht ausgiebiger mit Gletschern befasst.“

1990 wurde Wang Xiangjun auf dem Lande geboren, im Kreis Linshui in der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Seine Eltern widmeten sich lebenslang mühsam der Landarbeit und haben nicht viel verdient. Nach einer missglückten Teilnahme an der nationalen Hochschulaufnahmeprüfung Gaokao verließ Wang seine Heimat und arbeitet seitdem als Wanderarbeiter. Wang gestand, er wusste damals nicht, was er überhaupt machen solle. Er war völlig ratlos.

Aufgrund seiner unzureichenden Schulausbildung konnte Wang nur als Kellner oder Reinigungskraft arbeiten. Da ihm diese Arbeit zu langweilig erschien, kündigte der junge Mann und bereiste die verschiedenen Landesteile. Dabei jobbte er viel umher. Er wollte dabei seinen eigenen Horizont erweitern.

Während seines Aufenthaltes in der Provinz Yunnan sah er zufällig auf einem Bus Werbung für den Yulong Xueshan, zu Deutsch etwa der Jade-Drachen Schneeberg. Wang konnte sich noch gut an seine recht schneearme Kindheit erinnern. „Deshalb war ich von der Werbung total fasziniert und wollte mir den Schneeberg genau ansehen“, so Wang weiter.

Da der Ticketpreis für die Seilbahnen zu hoch war, kostete es Wang Xiangjun acht Stunden, zu Fuß den Gletscher auf 4.500 Metern Höhe über dem Meeresspiegel zu erreichen. Die Schönheit des Gletschers auf dem nebligen Berg hat Wang schockiert und tief beeindruckt. Von da an begab sich Wang auf eine atemberaubende Reise, um nach Gletschern zu suchen und sie per Video zu dokumentieren.

Die Gletscherfläche in China beträgt etwa 50.000 Quadratkilometer und sie befindet sich hauptsächlich im Autonomen Gebiet Tibet und dem uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Wang Xiangjun fällt Eisklettern leichter als Bergsteigen. Es ist einfach um Himmelsrichtungen zu bestimmen und es gibt weniger Vegetation, die den Weg versperrt.

Gefährlich können Gletscher aber auch sein. In Regionen auf 5.000 Metern über dem Meeresspiegel, die nur von wenigen Menschen aufgesucht worden sind, stellen wilde Tiere eine potenzielle Bedrohung dar. Auch Lawinen, Steinschlag und bröckelnde Gletscher können tödlich sein.

Trotz aller Herausforderungen ist der Charme der Gletscher in den Augen von Wang Xiangjun unbeschreiblich. „Ich habe blaue und schwarze Gletscher gesehen", sagte er. „Die blauen Gletscher sind aberhunderte von Jahren oder sogar tausend Jahre alt und äußerst kristallklar. In den schwarzen Gletschern sind normalerweise Felsen, Sand und Erde aus den umliegenden Bergen beigemischt.“

Wang Xiangjun bestimmt seine Reiseziele mit dem Smartphone. Per GPS-System wählt er weite und weiße Gebiete auf der Landkarte aus und besucht dann diejenigen, die große Eisbrocken zu haben scheinen. Dabei wurde er aber auch oft enttäuscht. Denn nur ein paar Jahre nach Aufnahme der Satellitenbilder sind die Gletscher bereits geschmolzen oder geschrumpft. „Fast alle Gletscher, die ich besuchte, sahen anders aus als die Bilder auf meinem Telefon. Nur wenn ich vor Ort vor den Gletschern stehe, sehe ich recht, wie schnell diese schmelzen.“

Laut einem von der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften und dem Chinesischen Meteorologischen Amt gemeinsam veröffentlichten Bericht erreichte der globale Meeresspiegel im Jahr 2018 mit dem Temperaturanstieg ein neues Rekordhoch. Bis Ende des 21. Jahrhunderts wird sich die Gletscherfläche in China im schlimmsten Fall um fast 70 Prozent reduzieren.

Dazu äußerte sich Wang Xiangjun: „Für viele Menschen scheinen die schmelzenden Gletscher wenig mit ihrem alltäglichen Leben zu tun zu haben. Ich hoffe, dass mehr Menschen durch meine Dokumentarvideos sich intensiv über die lebenswichtigen Auswirkungen des Klimawandels auf uns informieren werden.“

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