Analyse der COVID-19-Pandemie in Deutschland aus Sicht der Diplomaten

2020-04-21 11:28:09

Anfang 2020 breitet sich die COVID-19-Pandemie in der ganzen Welt aus. Verschiedene Länder haben nach ihren eigenen Gegebenheiten unterschiedliche Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der Epidemie getroffen. Die Peking-Universität hat eine Serie von Symposien unter dem Titel „Analyse der COVID-19-Pandemie aus Sicht der Diplomaten“ online veranstaltet. Am vergangenen Mittwoch wurde der ehemalige chinesische Botschafter in Deutschland, Shi Mingde, eingeladen.

Shi Mingde informierte zunächst über die globalen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie. Er sagte, die chinesische Wirtschaft sei mit der Weltwirtschaft eng verbunden. Deshalb warnte er vor den Auswirkungen der temporären Abkoppelung der globalen Industrie- und Angebotskette auf die chinesische Wirtschaft sowie vor der Tendenz zur Deglobalisierung. Er nannte die deutsche Automobilbranche, die bei den meisten Ersatzteilen auf chinesische Hersteller angewiesen sind, als Beispiel. Am Anfang des Ausbruchs der Epidemie hätten deutsche Automobilhersteller wegen der strengen chinesischen Prävention- und Kontrollmaßnahmen einen Ausfall der Lieferung von Ersatzteilen erlitten. Mit der Verlagerung des Pandemiezentrums nach Europa und Deutschland konnten chinesische Zulieferer aufgrund der Einstellung der Produktion in deutschen Autofabriken nicht mehr rechtzeitig Zubehör aus Deutschland erhalten. Deswegen stünden der Supply-Chain der chinesisch-deutschen Automobilhersteller große Schwierigkeiten bevor.

Mit der Ausbreitung der Pandemie sowie dem Abwärtstrend der globalen Wirtschaft hätten sich viele Länder für eine protektionistische Handelspolitik entschieden. Sie hätten sich ihrer Abhängigkeit von China bewusst gemacht und befürworteten die Unabhängigkeit der Wirtschaft sowie die Souveränität der Industrie. Dies spiegle sich nicht nur in der Technologie- und in der 5G-Branche, sondern auch in der gesamten Wirtschafts- und Handelspolitik deutlich wider. Die deutsche Regierung habe im April das „Gesetz über Außenhandel und Zahlungen“ zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren revidiert und die staatlichen Befugnisse über die Kontrolle von deutschen strategischen und technologischen Vermögen durch auswärtiges Kapital verstärkt. Es ist zu erwarten, dass solche Vorschriften und Politik die künftige Zusammenarbeit zwischen China und Europa sowie zwischen China und Deutschland beeinträchtigen würden.

Der ehemalige Botschafter berichtete auch über die Pandemievorbeugung in Europa und über die Vorbeugungsmaßnahmen Deutschlands sowie die möglichen Auswirkungen der Pandemie auf die chinesisch-deutschen Beziehungen.

Shi Mingde sagte, seit dem Ausbruch der Pandemie arbeiteten China und Deutschland gut zusammen. Die Politiker in Deutschland und Europa seien sich bewusst, dass sich niemand vor der Pandemie in einer vernetzten Welt verstecken könnte. Gleichzeitig spüre Deutschland auch seine unvorstellbar große Abhängigkeit von China bei der Angebotskette von medizinischen Dienstleistungen und Medikamenten. Die deutsche Regierung habe beschlossen, die Herstellung von strategischen medizinischen Ressourcen wie Mundschutz und Beatmungsgeräten vor Ort stattfinden zu lassen. Die Regierung werde in den Aufbau dieser Industrien investieren. Diese Veränderungen stellten für die zukünftigen chinesisch-deutschen und chinesisch-europäischen Beziehungen neue Herausforderungen dar. Aber Herausforderungen bergen auch Chancen. Die gemeinsamen Interessen Chinas und Europas sowie Chinas und Deutschlands seien weiteraus größer als die Differenzen. Shi Mingde sagte, man müsse weiter an der Idee der Gemeinschaft der Menschheit mit geteilter Zukunft sowie dem Multilateralismus festhalten und die Zusammenarbeit ausbauen.

Der ehemalige Botschafter wies darauf hin, dass China vor allem seine Wirtschaftsentwicklung, die Stabilität der Gesellschaft sowie die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung vorantreiben müsse. China müsse erfolgreich die eigenen Probleme lösen und die internationale Zusammenarbeit fördern.

Die Rede des ehemaligen Botschafters hat unter den Teilnehmern des Symposiums ein großes Echo ausgelöst. Einige Professoren und Experten der Peking-Universität haben ebenso über die Auswirkungen der Pandemie auf die chinesische Wirtschaft und die internationale Zusammenarbeit berichtet.

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