Wegen des Ausbruchs des neuartigen Coronavirus gibt es derzeit keine herkömmlichen Theateraufführungen in ganz China. Nun haben sich Opernensembles in das Feld der Live-Übertragungen begeben, um einen Weg zu ihren Fans zu finden. Vor kurzem gab es auf einer Plattform innerhalb von fünf Tagen sechs Live-Übertragungen. Das Repertoire umfasste verschiedene Arten von traditionell chinesischen Opern, darunter die Peking-Oper, die Henan-Oper und die Kunqu-Oper.

Wird die antike Opernkultur in der digitalen Welt bei den Liebhabern gut ankommen? Li Shujian, stellvertretender Vorsitzender der Chinesischen Operngesellschaft und Direktor des Opernhauses von Henan, hatte Zweifel bevor er den „Umzug“ einleitete.

Zu seiner Überraschung haben die Videos von seinem Opernhaus, die seit dem 7. März auf der kurzen Videoplattform Kuaishou zu sehen sind, nahezu 20 Millionen Zuschauer angezogen. Ermutigt von seiner Tochter beschloss er, Live-Streaming-Aufführungen zu starten und mit seinen Anhängern zu interagieren.

Für die Live-Übertragung lud Li nicht nur berühmte Schauspieler der Henen-Oper ein, er stellte dabei auch spezielle Techniken wie das „Ärmelwerfen“ vor.

„Wenn ich 100 Shows pro Jahr vorführe und 2.000 Menschen pro Show in das Theater locke, dann würde ich in 45 Jahren etwa zehn Millionen Zuschauer erreichen“, schätzte er. „Aber auf einer Live-Streaming-Plattform wurden meine Shows in etwas mehr als 20 Tagen fast 20 Millionen Mal angeklickt“, sagte Li.

Die große Popularität eines erfolgreichen Dramas hat auch junge Leute auf die Live-Übertragungen von Opernserien aufmerksam gemacht. Das Opernstück „Winter Begonia“ auf iQIYI, einer Online-Videoplattform, kombiniert verschiedene Aspekte der Peking- und Kun-Oper. Die Freuden und Sorgen der Figuren sprachen das Publikum an und zogen viele junge Fans an.

Neben der Erfolgsserie gewann auch eine Operntalkshow an Popularität. Der Moderator Wang Peiyu, ein bekannter Schauspieler der Peking-Oper, führte das Publikum in die Possen und Anekdoten der Opernkultur ein.

In der ersten Jahreshälfte 2019 wurden allein bei Kuaishou mehr als 2,9 Millionen neue Opernvideos veröffentlicht, die 168 Opernarten abdecken. Unter ihnen hat die Peking-Oper mit 1,58 Millionen Uploadern höchste Anzahl an Videos, während die Henan-Oper mit über 20.000 Uploadern die höchste durchschnittliche Klickrate hat.

Für die gesamte Opernbranche bedeutet die Pandemie nicht nur eine große Krise, sondern auch eine riesige Chance zum Umdenken und Reformieren.

Auch nach der Pandemie könnten Live-Streaming-Plattformen zur weiteren Entwicklung der Opernkultur in der neuen technikbegeisterten Welt beitragen.